Donnerstag, 29. September 2011

Becky – Im Kreis der „weisen“ alten Kiffer…

15-Jährige haben oft den besseren Durchblick, selbst bei der Polizei!

Bei dem Geburtstag meiner Oma kam wie immer die ganze Familie zusammen. Unsere Familie trifft sich grundsätzlich zu jedem Geburtstag eines Familienangehörigen und an Weihnachten.

Damals nahm ich auch Matthias mit. Meine Tante Miriam war mittlerweile schon ein paar Jahre mit Mike zusammen, der schon bei den Kissenschlachten mit den „Vipers“ damals vor einigen Jahren in Miriam´s Zimmer bei meiner Oma immer dabei war. Er kannte mich also schon von klein auf. Die beiden hatten inzwischen geheiratet und einen Sohn, nämlich Tim - meinen Cousin - bekommen. Leider hat Miriam in der Schwangerschaft das Rauchen einfach nicht lassen können (und damit meine ich Nikotin und Cannabis) und sie nahm auch noch einmal LSD in den ersten Schwangerschaftswochen, als sie noch nicht wusste, dass sie schwanger war. Das alles wirkte sich auf Tim natürlich aus. Er war mittlerweile ca. 1 ½ bis 2 Jahre alt und er hustete schon als Baby wie ein alter Raucher. Er hatte leichtes Asthma und er litt auch an Hausstauballergie. Außerdem war er so ein „Treibauf“ und da Miriam und Mike auch noch versuchten, ihn antiautoritär zu erziehen, war Tim gerade mal 3 Jahre alt, als seine Mutter das erste Mal Angst vor ihm bekam, weil er direkt zuschlug und unheimlich böse wurde, wenn ihm irgendetwas nicht passte. War ja auch kein Wunder, da er Grenzen ja noch nie kennengelernt hatte. Das wurde im Laufe der Jahre nicht besser und er wurde immer größer und kräftiger… Er hatte wohl auch das ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung), denke ich jetzt so im Nachhinein, aber das wurde damals nie festgestellt. Jedenfalls war er das unkontrollierbarste und unberechenbarste Kind, das ich je kennenlernte. Kindern tut ein freier Wille eben nicht gut. Sie brauchen einfach gewisse Grenzen, um normal in einer Gemeinschaft leben zu können. Und das sage ich, wobei Freiheit für mich immer das wichtigste war und ist! Aber die damals in Mode kommende antiautoritäre Erziehung hat noch keinem gut getan; das ist zumindest meine Erfahrung. Und ich weiß auch, wie es ist, wenn man eine Scheiß-Kindheit hatte und versucht, damit all seinen Blödsinn, den man veranstaltet, zu rechtfertigen. Man denkt, dass man sowieso keine Chance im Leben hat, aber so einfach darf man es sich nicht machen! Das weiß ich heute! Spätestens ab einem Alter von 20 Jahren ist man selbst verantwortlich für das, was man tut, auch wenn man keinen optimalen Start ins Leben hatte! Ich glaube an so eine Aussage, die ich einmal irgendwo aufgeschnappt habe, die da heißt: „Das Schicksal / Gott bürdet dir nur die Last auf, die du auch tragen kannst!“

Jedenfalls kamen bei dem Geburtstagsfest meiner Oma Matthias und mein Onkel Mike sehr schnell ins Gespräch und entdeckten dabei, dass wir alle kifften und so machten wir aus, dass Matthias und ich die kleine Familie bald bei ihnen zu Hause besuchen würden. Das taten wir schließlich auch. Sie wohnten etwas alternativ zusammen mit einem Freund, dem Helmut und seiner Familie in einem 2-Familien-Haus mit großem Garten in einem kleinen Dorf. Sie alle waren so um die 30 Jahre alt und für uns – vor allem für mich – sehr alt. Wenn man 15 oder 16 Jahre alt ist, kommen einem alle Erwachsenen ziemlich alt vor… Dementsprechend hatte ich auch Respekt vor ihnen. Es war immer sehr schön, wenn wir sie besuchten. Manchmal waren auch Anna und Michi da, ein befreundetes Pärchen von Miriam und Mike. Naja, Anna war schon immer die beste Freundin von Miriam und ich kannte sie auch schon sehr lange und wusste, dass meine Oma immer schimpfte, dass Anna Miriam zu sämtlichen Schandtaten anstiften würde. Wir kochten und aßen also alle zusammen. Sie alle sahen wie Hippies aus, selbst Tim hatte lange blonde Locken und mit seinen blauen Augen sah er wie ein kleiner Engel aus. Aber das täuschte, denn eigentlich war er ein wahrer Teufelsbraten. Er raste immer wild in der Wohnung oder im Garten herum und bekam als Passiv-Raucher auch alles an Rauch ab, was seine Eltern und ihr Besuch so verqualmten… Für seine Wildheit sprach auch, dass er sich seinen Arm brach, kurz nachdem er laufen konnte, und so rannte er halt mit seinem Gips am Arm weiter. Sie alle hatten immer viel zu erzählen aus vergangenen Drogen- und Rocker-Zeiten. Mike saß auch schon einmal im Gefängnis, weil er den Supermarkt, in dem Miriam an der Kasse arbeitete, überfallen hatte. Seit Tim auf der Welt war, trieben es Miriam und vor allem Mike nicht mehr ganz so wild, aber dennoch kam Tim irgendwann mal zu meiner Oma und erzählte da brühwarm, dass die Polizei mit Hunden bei ihnen „zu Besuch“ war und alles durcheinander gebracht haben…

Ja, Hausdurchsuchungen stehen in Bayern an der Tagesordnung. Besonders auf dem Land! Da hat die Kripo nichts Besseres zu tun, als sich auf Kleinkriminelle und arme Konsumenten zu konzentrieren, weil die Großdealer auf dem Land eher dünn gesät sind. Nicht der idealste Wohnort für jemanden wie mich, der eigentlich nur seine Drogen konsumieren wollte. Eigentlich war die Hausdurchsuchung bei dem Nachbarn Helmut und seiner Familie, aber als die Polizisten feststellten, dass Helmut eine Tüte voller LSD-Trips ins Klo zu schütten versuchte, durchsuchten sie gleich die Wohnung von Mike und Miriam auch noch mit, weil sie wussten, dass die beiden Familien gut miteinander befreundet waren. Die Polizei kennt auf dem bayerischen Land so ziemlich alle Freundschafts- und Bekanntschafts-Verhältnisse ihrer „Pappenheimer“. Das kommt vor allem auch davon, dass es viele Spitzel gab, die sie regelmäßig informierten und so kannte die Kripo so ziemlich jeden Drogenkonsumenten. Zum Glück fand die Polizei bei Miriam und Mike nur etwas Haschisch. Trotzdem war es ein riesiges Gezeter!

Einestages waren Matthias und ich bei Anna und Michi zu Besuch, wo auch Mike und Miriam dabei waren. Michi hatte einen Braten gekocht und nach dem Essen genehmigten wir uns eine Bong (Wasserpfeife). Ich habe vorher schon einmal eine kleine Wasserpfeife geraucht, aber dieses Ding konnte man praktisch im Sitzen rauchen, wenn man es auf den Boden stellte und auf einem Stuhl saß. Also, diese Bong war mindestens 80 cm lang und entsprechend breit war das Rohr oben, so dass sehr viel Rauch auf einmal inhaliert werden konnte. Wir rauchten das Teil und mich hat es so dermaßen weggebrettert, dass ich mich erst einmal auf die Toilette zurückgezogen hatte. Als ich dort eine Weile auf der Schüssel saß und dann wieder meine extrem enge Jeans hochziehen wollte, bekam ich voll die Platzangst und keine Luft mehr. So zog ich die enge Jeans kurzerhand aus und kam nur mit meinem langen Wollpulli, der mir bis zu den Knien reichte, und meinen Stiefeln zurück. So fuhr ich mit Matthias später auch nach Hause. Ich konnte mich um alles in der Welt nicht mehr in diese Hose zwängen! Naja, nach dieser Wasserpfeife war ich definitiv nicht mehr gesellschaftsfähig!

Als es Frühling wurde, fuhren Matthias, ich, Miriam, Mike, Tim, Anna und Michi nach Österreich auf die Hütte, die mein Onkel Josef schon seit Jahren gemietet hatte. Mein Onkel wird eigentlich von jedem nur Sepp genannt und obwohl er eigentlich ursprünglich aus der ehemaligen DDR stammte und erst im Alter von 14 Jahren nach Bayern kam, ist er durch und durch ein Bayer geworden. Er ist ein richtiges Original und ohne seine bayerische Lederhose und die passenden Woll-Strümpfe sieht man ihn eigentlich nie. Es war eine ganz einfache Hütte mit Plumpsklo und ohne Elektrizität. Die Kühe standen direkt vor der Hütte und dem kleinen eingezäunten Garten oder bei kaltem Wetter waren sie auch hinten in der Hütte im Stall. Dann musste man sich – auch nachts mit der Taschenlampe – erst einmal den Weg durch die schlafenden Kühe bahnen, um auf´s Klo zu kommen. Gekocht und gleichzeitig geheizt wurde mit einem großen Holzofen und deshalb war das Holzhacken immer ein notwendiges Übel - für andere, denn für mich war es schon immer eher ein Hobby! Schon als ich noch klein war, fuhren wir hier rauf und ich rannte schon vor dem Frühstück erst einmal auf den Berg zum Gipfelkreuz hinauf, der gleich neben der Hütte steht. Später wurde das schon schwieriger, denn schon im Alter von 16 Jahren merkte ich deutlich meine Raucherei und ich war bei weitem nicht mehr so fit wie früher. Die Hütte war sehr idyllisch gelegen und nicht nur in den Bergen lebte ich meine Liebe zur Natur aus.

Die Grenze in Österreich war auch immer eine Hürde. Manchmal nahmen die Grenzposten ihre Arbeit schon sehr genau. So kam es auch, dass sie uns, als ich einmal mit meinen Eltern vor einigen Jahren diese Grenze passierte, um zur Hütte zu kommen, das ganze Auto zerlegten. Was sie genau suchten, wussten wir nicht, aber als sie noch in die Koffer schauen wollten und fragten, ob wir da etwas drin hätten, das verzollt werden müsste, meinte meine Mutter total genervt: „Zu verzollen haben wir nichts, aber eine Pistole habe ich in meinem Koffer dabei!“. Damit wurde die Durchsuchung natürlich noch intensiver. Gefunden haben sie natürlich nichts, aber diese Art von „Humor“ meiner Mutter kommt bei der Polizei meistens nicht so gut an… Trotzdem kann sie sich da einfach nicht zusammenreißen und muss dann immer etwas unverschämt und vorlaut werden; so ist sie eben. Obwohl das schon so ewig lange her ist (ich war damals vielleicht 8 Jahre alt), kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, weil ich noch nie so lange so intensiv an einer Grenze durchsucht wurde.

Auf der Hütte jedenfalls gingen Michi und Anna im nahegelegenen Wald spazieren und fanden dort Pilze... Es waren psychoaktive Pilze, dessen chemischer Wirkstoff „Psilocybin“ heißt und sie wirken ähnlich wie LSD. Diese Pilze werden unter Drogenkonsumenten auchMagic Mushrooms“, „Mushrooms“, „Psilos“, „Psylos“, „Zauberpilze“ oder „spitzköpfiger Kahlkopf“ genannt. Man bekommt davon Halluzinationen und Sinnestäuschungen. Michi schnitt die Pilze auf und würzte das Essen damit (Tim´s Essen wurde davon natürlich verschont). Ich habe nicht allzu viel davon gegessen, weil ich mich nicht getraut habe und so habe ich nur ansatzweise ein bisschen davon gemerkt. Jedenfalls war es allgemein ein lustiger und sehr langer Abend! Am nächsten Tag aßen wir Haschisch, indem Anna und Miriam das Haschisch erhitzten und es in kleinen Krümeln in einen Joghurt oder mit Kaba vermischten. Das wirkte dann etwas stärker, als das Haschisch zu rauchen. Alles in allem war es ein sehr schönes verlängertes Wochenende – und sehr berauschend! Wir rauchten auch eine Erdpfeife in den Bergen und Tim saß auf Matthias´ Schoß und durfte den Jeep über die Berge lenken! Mit dem Jeep fuhren wir sowieso die Wiesen und Berge rauf und runter, sofern sie wegen der Kühe nicht eingezäunt waren. Das war das ideale Gefährt für diese Gegend! Für Tim war es auch ein sehr schönes Erlebnis, glaube ich. Er konnte da oben toben, wie er wollte!

Es war eine sehr schöne Zeit damals und das Band zwischen mir und Miriam wuchs. Aber dennoch haben sie nicht alles richtig gemacht und schon zu der Zeit hatte ich so meine Zweifel, vor allem was die Erziehung von Tim anging. Aber ich hätte mir niemals herausgenommen, dass ich Kritik übe an Menschen, die schon 10 oder mehr Jahre auf dem Buckel hatten, als ich. Das war aber falsch. Ich sehe das jetzt im Nachhinein so. Manchmal denkt man auch als älterer Mensch, der ein Vorbild sein sollte, nicht so weit, wie man denken sollte und übersieht so manche Folgen, die seine Handlungen einmal haben könnten…

Diese Erfahrung, zu sehen, dass auch Erwachsene nicht automatisch alles richtig machten, bestärkte mich schließlich darin, meine Meinung und Einstellung zukünftig auch vor älteren Menschen vertreten zu können.

Viele Grüße, bis zum nächsten Mal,
Eure Becky

© Drogenweltblog 2011

1 Kommentar:

Vielen Dank für Deinen Kommentar!
*-- Becky --*