Mittwoch, 31. August 2011

Becky - ...wenn sich der Vater im Vollrausch den Bauch aufschlitzt...

Aufwachsen im Alkohol-Terror

Fortsetzung von Becky´s Story

Meine Kindheit war nicht gerade ein Zuckerschlecken. Mein Vater begann zu trinken schon kurz bevor ich geboren wurde. Naja, er war Getränkeausfahrer, „Bierfahrer“ nannte man das früher und da bekam er täglich kostenlos einen Kasten Bier mit nach Hause. Den trank er meistens auch brav aus, nachdem er um ca. 17:00 Uhr mit der Arbeit fertig war.

Meine Eltern hatten erst nebenbei noch einen Brotladen (da wurde nur Brot verkauft; nicht gebacken), in dem ich mich hin und wieder aufhielt. Immer, wenn es irgendwo nach Brot duftet, erinnert mich das heute noch an diese Zeit im Brotladen. Ich war überhaupt so oft es ging dabei, wenn meine Eltern arbeiteten, um meine Oma zu entlasten, denn die hatte mich ja sowieso die meiste Zeit an der Backe. Mein Vater nahm mich später manchmal mit, wenn er eine Tour in unserer Stadt hatte und so saß ich manchmal ganz hoch oben auf dem Beifahrersitz im LKW oder das ein oder andere Mal auch – auf meinen Wunsch hin – hinten auf der Ladefläche zwischen, bzw. auf den Getränkekisten. In manchen Gaststätten ging ich in den Keller und fing dort die großen Bier-Fässer auf, die mein Vater von oben auf einem Brett nach unten rollen ließ. Ich war gern dabei beim Getränke Ausfahren.

Später gaben sie den Brotladen auf und meine Mutter pachtete eine Gaststätte in einem Dorf, ca. 10 km von unserem Wohnort entfernt. Es war eine einfache Wirtschaft, in der mein Vater mithalf, wenn er mit dem Bierfahren fertig war (obwohl er am Anfang sehr gegen die Gaststätte war; er wurde von meiner Mutter auch nicht gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt; tja, so ist meine Mutter auch heute noch…) und selbst meine Oma unterstützte meine Mutter dort beim Kochen. Da hielt ich mich dann viel als Kind auf. Meine Mutter trank dann auch mit den Gästen abends mit (wenn es möglich war, dann schüttete sie auch nur Wasser statt Schnaps in ihr eigenes Glas) und manchmal fuhren wir nicht mehr nach Hause, sondern schliefen im Nebenzimmer der Gaststätte. Vor allem ich schlief dort immer am Abend bis mich spät in der Nacht meine Mutter weckte, um heimzufahren. Ich kann mich noch erinnern, dass manchmal nachts betrunkene Gäste in das Nebenzimmer rein kamen, weil sie sich wohl verlaufen hatten oder aber meiner Mutter auf die Pelle rücken wollten. Sie ist eine sehr hübsche Frau muss man wissen und mein Vater war auch immer eifersüchtig, deshalb fing er manchmal Streit mit den Gästen an. Mir hat niemand was getan, aber ich verabscheute diese Leute damals irgendwie, wie sie herumlallten und durch die Gegend torkelten. Ich hasste den Alkohol überhaupt und wollte auch als ich schon etwas älter war, kein Bussi von meiner Mutter, wenn sie nach Wein roch. Was ich an dieser Gaststätte aber liebte, war die Musikbox. „Theo, wir fahr´n nach Lodz“ war da z.B. ständig zu hören und „Seasons in the sun“ - das ist auch heute noch eines meiner absoluten Lieblingssongs. Ich mochte auch den Flipper und den Spielautomaten, den wir später, als wir die Gaststätte wieder aufgaben, mit nach Hause nahmen, um ihn da sozusagen als Spardose zu gebrauchen. Schließlich kam, was kommen musste, wenn man, wie meine Mutter, ständig mit dem Auto noch spät nachts nach der Gaststätten-Arbeit mehr oder weniger betrunken nach Hause fährt. Sie fuhr in unserer Stadt mitten in das Schaufenster eines Cafe´s, das komplett zerbrach und beging anschließend Fahrerflucht. Ich fuhr diese Nacht nicht mit ihr mit, sondern fuhr vorher schon mit meinem Vater heim. Jedenfalls weiß ich noch genau, dass es plötzlich mitten in der Nacht an der Tür klingelte und meine Eltern reagierten nicht. Als dann von der Terrasse aus sich plötzlich im Wohnzimmer die Rollladen lärmend bewegten, da die Polizisten sie nach oben schoben und hereinschauten, stellten sich meine Eltern schlafend auf dem Sofa. Zwar flüsterten sie mir zu, ich solle auch schlafen, aber ich wusste es ja nicht besser und so habe ich meine Eltern verraten, indem ich sie rüttelte und wecken wollte – völlig sichtbar für die Polizei natürlich. Naja, wahrscheinlich wären sie auch ohne mich mit dieser Nummer so nicht durchgekommen, aber ich fühlte mich dennoch damals schuldig daran, dass meine Mutter für einige Zeit ihren Führerschein verlor, obwohl mir niemand einen Vorwurf machte. Sie sagte nur lachend zu mir: „Du verrätst auch noch dein Vaterland!“. Das war so ein Spruch, der bei uns öfter mal gebraucht wurde. Ich war damals ca. 3 oder 4 Jahre alt.

Das sind Dinge, an die ich mich erinnern kann und noch vieles mehr. Aber es gibt auch eine Begebenheit, an die ich mich nur bedingt erinnern kann, bzw. die mein Unterbewusstsein sehr beherrscht hat. Ich weiß das aus Erzählungen, nachdem ich meine damals unerklärliche Angst vor Messern geäußert habe, bzw. die Angst, dass mir irgendwer ein Messer in den Bauch sticht. Ich habe meine gesamte Kindheit über mit Stofftieren geschlafen. Stofftiere waren unheimlich wichtig für mich und wie einen Schutzwall habe ich jede Nacht fein säuberlich meine kleinen Stofftiere rund um mich in meinem Bett innen hin drapiert, so dass kein Millimeter frei war. Einen großen, flachen Stoffhund namens „Bello“ habe ich mir immer auf den Bauch gelegt als Schutz vor dem Messer (den Hund hatte mein Vater nach der Scheidung immer in seinen Autos hinten auf der Ablage liegen und nach seinem Tod habe ich ihn schließlich wieder zu mir genommen! Wahnsinn, der Hund muss nun schon ca. 36 Jahre alt sein! Naja, so schaut er auch aus…). Woher aber nun diese Angst vor dem Messer in den Bauch und auch Bilder in meinem Kopf von rotem Blut auf weißem Hintergrund? Mit der Zeit haben mir meine Mutter und meine Oma erzählt, woher das wohl kam. Durch den Alkoholkonsum auf beiden Seiten (mittlerweile weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es fast unmöglich ist, mit einem alkoholabhängigen Menschen zusammenzuleben und selbst dabei nüchtern zu bleiben, wenn man nicht gerade total „straight“ und gefestigt ist und in keinster Weise anfällig für jegliche Rauschzustände) stritten sie täglich und es flogen regelmäßig die Fetzen, eigentlich bis zur Scheidung, als ich 13 Jahre alt war. Jedenfalls war es damals wohl wieder besonders schlimm und ich war noch zu klein, um Schlimmeres zu verhindern, was ich später sehr wohl immer getan habe, sobald es eskalierte. Ich war ca. 1 ½ Jahre alt und saß im Flur unserer Wohnung, während meine Eltern wieder einmal extrem stritten. Meine Mutter lief ins Schlafzimmer und sperrte sich darin ein. Sie hatte keine Zeit mehr, mich mitzunehmen, sonst hätte sie mein Vater erwischt. So griff mein Vater – selbst total im Vollrausch und voll Adrenalin durch den Streit – zu einem Küchenmesser und schlitzte sich den Bauch von oben nach unten auf. Das Blut, das in Massen aus ihm herausschoss, schmierte er überall an die weißen (!) Türen. Ich saß mittendrin und schaute das mit an. Ich muss wohl geschrien haben. Er wurde durch den tiefen, langen Schnitt endlich ruhiger und meine Mutter konnte den Notarzt rufen. Der kam mit einem Sanitäter und sie wollten meinen Vater ins Krankenhaus mitnehmen, aber dabei flippte er wieder total aus und wollte nicht freiwillig mitfahren. obwohl in der Mitte am Bauch entlang eine fette, tiefe Wunde klaffte, die immer noch blutete. Der Notarzt rief um Verstärkung und so trugen sie ihn dann schließlich zu fünft mit Gewalt raus aus der Wohnung und fuhren ihn ins Krankenhaus. Tja, da war wieder mal was Besonderes geboten für meine ach so neugierigen Nachbarn, die an ihren Fenstern immer gleich zur Stelle waren, wenn es was zu sehen gab. So, daher kam also meine Angst davor, dass mir jemand ein Messer in den Bauch sticht.

Als ich etwas älter war, so ab 3 oder 4 Jahre, lief ich öfter mit meiner Mutter weg, wenn mein Vater wieder ausflippte. Ich weiß noch von einem Mal, wo ich mit meiner Mutter ins Schlafzimmer geflohen bin. Mein Vater schlug auf die Türe ein, wenn sie nachgegeben hätte, wäre sie mir direkt drauf gefallen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er eine Türe eingeschlagen hat. Wir aber kletterten dann schnell mitten in der Nacht durch´s Fenster im Erdgeschoß und rannten in Nachthemden barfuß durch den Schnee im Garten in die Garage zum Auto. Meine Mutter hatte den Autoschlüssel dabei und als wir mit dem Auto wegfahren wollten, kam mein Vater und wollte uns natürlich aufhalten. Wir machten die Knöpfe an den Autotüren runter und meine Mutter musste ihn beinahe umfahren, um davon zu kommen. In solchen Nächten sind wir immer zu meiner Oma gefahren, um uns in Sicherheit zu bringen. Auch dort tauchte mein Vater ein- oder zweimal auf, aber vor meiner Oma und vor allem vor meinem Onkel, der bei ihr wohnte, bis er 42 Jahre alt war, hatte er doch großen Respekt.

Unsere Nachbarn haben immer alles mitgekriegt, weil wir ja in einem Wohnblock wohnten, aber niemals hat irgendwer Hilfe geholt oder geleistet, all die vielen Jahre nicht. Sie sahen mich immer nur mitleidig an. Ich versuchte, mich im Garten allein zu beschäftigen, wenn meine Eltern stritten, als ich etwas älter war. Die einzigen Freunde, die ich damals in meiner Kindheit hatte, waren meine 4 - 6 Jahre älteren Nachbarskinder. Die waren einmal bei mir im Zimmer, als mein Vater rein kam und mir einfach so eine Flasche Bier über den Kopf schüttete. Ich glaube, er wusste gar nicht, was er da tat. Ich habe mich schon damals, obwohl ich noch so klein war, so unendlich geschämt für ihn. Danach hat mich eigentlich daheim keiner mehr besucht und so spielten die zwei Nachbarskinder nur noch draußen an der Schaukel im Garten mit mir. Es war auch überhaupt schwierig, da ich kein eigenes Zimmer hatte. Eine Zeitlang hatte mein Vater mein Zimmer und ich durfte zwar tagsüber rein, aber das wollte ich gar nicht, denn es stank so nach Bier da drin. Ich weiß noch, wie ich ihm mal abends ein Lied vorsang, das ich in der Schule gelernt hatte und er gab mir 5,00 DM, und sagte, dass ich das gut gemacht habe. Mit den 5,00 DM wusste ich damals gar nichts anzufangen, mir war das Lob viel mehr wert, denn für Lobe hatten meine Eltern kaum Zeit. Das hat mich so gefreut, dass ich mich immerhin heute noch daran erinnern kann.

Die meiste Zeit schlief ich zusammen mit meiner Mutter im Schlafzimmer. Dann, als ich ungefähr 8 Jahre alt war, bekam ich wieder mein eigenes Zimmer und mit einer großen Spanplatte schlossen wir den Durchgang zwischen dem Wohnzimmer und dem Esszimmer und so hatte mein Vater sein eigenes Reich, in dem er sich austoben konnte, was er auch tat. Er kochte oft nachts und veranstaltete eine riesige Sauerei in der Küche und er schaute sich u.a. auch Pornos da drin an während er seinen Kasten Bier vernichtete. Das fand ich schon früh heraus, dass sich mein Vater für solche Sachen interessierte…

Ich habe mich überhaupt immer so gut ich konnte um meine Eltern gekümmert. Ich wachte schon automatisch immer um ca. 1:00 Uhr nachts auf, ging ins Wohnzimmer, machte den Fernseher aus (damals gab es nachts im TV nur das bunte Standbild oder aber graues Schneetreiben mit lautem Rauschen), weckte beide auf und schickte sie ins Bett. Da waren sie mir oft am liebsten, denn so schlaftrunken waren sie ganz ruhig, hörten auf mich und legten sich brav in ihre Betten. Manchmal bin ich damals aber auch schlafgewandelt. Ich bin mal in der Badewanne aufgewacht am nächsten Morgen, bzw. dort hat mich meine Mutter dann gefunden oder auch mal im Wohnzimmerschrank im untersten Fach, was meines war, in das legte ich immer meine Geschenke für die anderen zu Weihnachten oder Geburtstage rein.

Immer, wenn ich merkte, dass der Streit eskaliert und es nun zu Handgreiflichkeiten kam statt zu zerbrochenem Geschirr, habe ich die Polizei angerufen. Die 110 war die erste Nummer, die ich überhaupt angerufen habe. Vielleicht telefoniere ich deshalb heute noch nicht gern, da es früher dabei nur immer um Hilfe in letzter Sekunde ging. Manchmal war es auch richtig dramatisch: Meine Mutter warf mir das Telefon zu (ein schnurloses gab es damals ja noch nicht und so war der Weg damit begrenzt) und ich schloss mich in der Speisekammer damit ein, während ich die Nummer der Polizei wählte. Als ich mein eigenes Zimmer hatte, sperrte ich immer die Türe zu, als der Streit anfing und ich versuchte, mich rauszuhalten so gut es ging. Aber wenn es schlimmer wurde, half es manchmal auch, mich mal blicken zu lassen, aber das habe ich auch vermieden, weil mich meine Eltern dann immer gerne in ihre Streitigkeiten hineingezogen haben, was ich sooo sehr hasste. Denn dann fielen Sätze wie: „Schau, was mir dein Vater antut!“ oder „Stell dir vor, was deine Mutter wieder getan hat!“, usw. Nun, wenn auch mein Anblick nichts mehr ausrichten konnte, dann rief ich eben die Polizei. Einmal sperrte ich die Zimmertür auf, als ich hörte, dass die Polizei da war. Da sagte der Polizist zu meinem Vater: „Wenn sich ihre Tochter schon vor ihnen einsperren muss, dann sind sie ja gemeingefährlich!“. Aber wenn die Polizei kam, nahmen sie ihn mit in die Ausnüchterungszelle und am nächsten Tag war er ja wieder da und der Zirkus ging von vorne los…!

Ja, so bin ich also aufgewachsen und das erklärt dann vielleicht auch, dass meine Drogensucht schon mit ca. 4 Jahren begann, wovon ich nächstes Mal schreiben werde.

Viele Grüße,
Becky

Fortsetzung folgt …


© Drogenweltblog 2011

Dienstag, 30. August 2011

Becky - Wo ich her komme

Becky´s Story fängt an...

Um meine späteren Denkens- und Verhaltensweisen besser verstehen zu können, ist es vielleicht nötig, kurz zu beschreiben, wo ich her komme und wie ich aufgewachsen bin.

Von den Eltern väterlicherseits kann ich nicht so viel erzählen, da ich mit denen kaum Kontakt hatte, außer an Weihnachten für ein paar Stunden. Mein Großvater war Oberamtsrat und hielt sich immer für was Besseres. Dementsprechend streng war er auch bei der Erziehung seiner Kinder und wer nicht parierte, musste hart bestraft werden. Sie waren von Anfang an gegen die Beziehung meiner Eltern und so durfte es mich eigentlich gar nicht geben. Ich bekam das mein ganzes Leben lang zu spüren, dass ich eigentlich nicht richtig dazugehöre – und das auch dann nicht, als ich eigentlich ihnen zuliebe eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in dem gleichen Landratsamt erfolgreich absolvierte, in dem auch mein Opa sein Leben lang tätig war. Wenn ich mal bei ihnen war, sagten sie oft: „Du bist ja auch unsere Enkelin“, so als ob sie sich das selber immer wieder klar machen mussten. Sie haben ihren einzigen Sohn, meinen Vater, nicht gerade gut behandelt, um genau zu sein, haben sie ihn misshandelt, nächtelang in den Keller gesperrt als kleines Kind, usw. Heutzutage würden sie echte Probleme mit dem Gesetz und dem Jugendamt kriegen, aber damals war das alles noch nicht so. Ich glaube auch, dass es in meiner Kindheit mit den Jugendämtern noch nicht so weit her war. Mein Vater hatte ein Leben lang darunter zu leiden und vieles, was passiert ist während er immer so betrunken war, war sicher auch daraus begründet, dass er auch keine heile Kindheit hatte. Wahrscheinlich war das auch der Grund seiner Alkoholkrankheit. Mein Vater starb an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs 2008, mein Opa ein Jahr später und meine Oma letztes Jahr.

Meine Oma mütterlicherseits ist für mich eine der bewundernswertesten Frauen, die ich kenne, denn sie hat nie aufgegeben, obwohl sie in einer harten Zeit lebte mit zwei Kriegs- bzw. Nachkriegszeiten. Schon als Baby hatte mich meine Oma bei sich, da meine Eltern arbeiteten und als ich älter wurde, hat sie mich in den Kindergarten gebracht und später in die Schule. Bis ich ungefähr 13 Jahre alt war, kam ich jeden Mittag nach der Schule zu ihr zum Essen. Als Kleinkind wollte ich nie was essen, erst wenn sie mir "Frau Holle" erzählt hat, habe ich nachgegeben. Die Märchen wurden dann später von den Familiengeschichten abgelöst. Sie erzählte mir oft diese Geschichten, weil ich sie immer wieder darum gebeten habe. Zwar waren diese Geschehnisse im Nachhinein gesehen nicht gerade kindertauglich und brachten mich auch auf ganz seltsame Gedanken und Feststellungen, aber irgendwie haben mich die Storys fasziniert.

Oma wuchs im Erzgebirge in der ehemaligen DDR auf, nahe der Grenze zur Tschechei. Ihr Vater war Totengräber und ihre Mutter starb, als sie ca. 11 Jahre alt war an Gelbsucht und Nierenversagen. Ihr Vater heiratete wieder, aber mit der Stiefmutter kam sie gar nicht gut zurecht und so ging sie mit 14 Jahren von zu Hause weg in eine nahegelegene Stadt und schlug sich dort als Bedienung in Gaststätten durch. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. Sie heirateten und bekamen zwei Kinder, meinen Onkel Josef und meine Tante Ingrid, die später meine Taufpatin wurde. Der Mann meiner Oma musste schließlich in den Krieg, wo sie oft länger keinen Brief von ihm bekam und nicht wusste, ob er noch lebte. So ging sie einestages zu einer Wahrsagerin, die einige Kilometer entfernt wohnte. Auf dem Weg dorthin wusch sie sich in einem Bach ihre Hände und verlor scheinbar dabei ihren Ehering. Bei der Wahrsagerin endlich angekommen, bemerkte sie erst den Verlust und die Hellseherin sagte ihr, sie solle auf dem Rückweg bei dem Bach nachsehen, da würde er liegen und ihr Mann lebt noch und komme bald nach Hause. Nun, beides traf so zu. Allerdings war ihr Mann schwer verwundet und lag dann lange im Krankenhaus, bevor er schließlich an seinen Kriegsverletzungen starb. An diesem Tag passierte wieder etwas Übersinnliches, das mir nie mehr aus dem Kopf ging: Es war Mittag und meine Oma kochte Kartoffelbrei auf einem Herd, der sehr hoch war (unerreichbar für die beiden Kinder) und er hatte am Rand auch eine Erhöhungen, damit die Töpfe nicht herunter rutschen konnten. Als es 12:30 Uhr war, fiel plötzlich dieser Topf mit Kartoffelbrei aus unerklärlichen Gründen vom Ofen auf den Boden. Und als sie dann ins Krankenhaus ging, um ihren Mann zu besuchen, wurde ihr gesagt, dass er um 12:30 Uhr gestorben ist!

Die Nachkriegszeit ohne Mann mit zwei Kindern war sehr hart und voller Entbehrungen. Sie erzählte was von einem Arbeitskollegen, der ihr Schäferhund-Fleisch zu essen anbot, weil es nichts anderes gab. Für uns ist es heutzutage unvorstellbar, wie es gewesen sein musste, damals gelebt zu haben. Jedenfalls hat meine Oma dann nie mehr geheiratet, aber im Laufe der Zeit hatte sie noch drei Männer, von denen sie jeweils ein Kind bekam, unter anderem meine Mutter. Man kann davon halten was man will, aber meine Oma hat die insgesamt fünf Kinder ganz allein groß gezogen und das ohne Unterhalt von den Vätern zu bekommen. Ich glaube, die Männer wollten das auch so und dadurch sind meine Tanten und auch meine Mutter ohne ihren Vater aufgewachsen, aber aus allen ist trotzdem etwas geworden. Sie sind gesellschaftlich und beruflich - der eine mehr, der andere weniger - erfolgreich und was viel wichtiger ist, charakterlich total in Ordnung.

Meinen Opa, den Vater meiner Mutter, hat meine Oma noch in der DDR kennengelernt und als meine Mutter 8 Jahre alt war, floh meine Oma samt ihren drei Kindern in den Westen. Meine Tante Ingrid wurde aber im Zug irgendwie erwischt und eingesperrt. Sie wurde erst wieder freigelassen, als meine Oma einen Arbeitsvertrag und eine Wohnung im Westen nachweisen konnte. So kam meine Oma nach München und fand dort auch eine Arbeit in einem Hotel, wo sie auch schlafen konnte. Von meiner Mutter wusste der Chef meiner Oma nichts und so musste sie sich tagsüber immer unter der Bettdecke verstecken und sich so leise wie möglich verhalten. Mein Onkel bekam eine Lehrstelle als Metzger in einer Stadt in der Nähe von München, wo meine Familie schließlich dann später alle gelebt haben und ich auch aufgewachsen bin.

In München lernte meine Oma dann den Mann kennen, welcher der Vater meiner Tante Elisabeth wurde und schließlich kam noch meine jüngste Tante Miriam zur Welt, mit der ich am meisten Kontakt hatte, weil sie nur 10 Jahre älter war, als ich. Sie musste mich im Teenie-Alter immer mitnehmen zu ihren Freundinnen, worüber sie nicht gerade sehr glücklich war. Aber mir hat es gefallen, denn ihre Freundinnen haben mir beigebracht, mit zwei Beinen Treppen zu steigen und ziemlich zur gleichen Zeit habe ich auch das Kartenspielen gelernt (9-erln und Watten). Als sie später nur noch Freunde hatte, die in einer Rocker-Gang waren, den „Vipers“, fand ich es auch cool. Ich war als ca. 6-jährige in ihrem kleinen Zimmer in der Wohnung meiner Oma oft mit den Rockern zusammen und sie haben mit mir Kissenschlacht oder sowas gemacht. Ich weiß noch, wie mein Onkel immer geschimpft hat: „Jetzt haschen die schon wieder! Die ganze Wohnung riecht danach!“ Tja, und ich mittendrin statt nur dabei…! Meine Tante Elisabeth nahm mich manchmal mit in den Zoo und unternahm auch sonst öfter was mit mir.

Meine Tante Ingrid war meine Taufpatin, obwohl sie es nicht werden wollte, denn sie war stark depressiv damals. Sie hatte mittlerweile vier Kinder und einen Mann, der sie nicht gerade gut behandelte. Als eines Tages das zweitjüngste Kind, mein Cousin, der wohl unter dem ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung) litt und alle in den Wahnsinn trieb, vor lauter Übermut in eine geschlossene Glastür rannte, bekam er dabei eine Glasscherbe direkt ins Herz und war auf der Stelle tot. Anstatt Ingrid in der schweren Zeit zu unterstützen, gab ihr Ehemann ihr die Schuld an diesem tragischen Unfall. Sie wurde so depressiv, dass sie sich um die anderen Kinder nicht mehr kümmern konnte und eine Zeit lang auch in eine Nervenklinik musste. Dort wurde sie mit Medikamenten vollgepumpt, war kaum wiederzuerkennen und starrte nur noch aus dem Fenster. Kurz danach legte sie sich auf die Gleise und ließ sich von einem Zug überrollen. 

Das ist auch der Hauptgrund, warum ich eigentlich nie in eine Psychiatrische Klinik wollte, auch nicht, um einen Entzug zu machen. Ich halte daher von diesen Kliniken und den Medikamenten nicht viel. Versteht mich nicht falsch: Sicher hat sich im Gegensatz zu früher vieles geändert und diese Einrichtungen haben natürlich ihre Berechtigung und es gibt auch viele Menschen, denen es hilft, sich in eine psychiatrische Behandlung zu begeben, aber dennoch habe ich auch in meinem Bekanntenkreis die Erfahrung gemacht, dass Antidepressiva oft viel zu schnell verschrieben werden. Deshalb meide ich diese Anstalten, so gut es eben geht.

Selbstmord war in unserer Familie keine Seltenheit. Die Tante meiner Oma hat sich in einem Kornfeld erschossen und eine andere Verwandte hat sich im Speicher ihres Hauses erhängt. Selbstmord war auch deshalb sehr heikel, da wir alle mehr oder weniger – ich mehr - streng katholisch erzogen wurden und Selbstmord ja eine der Todsünden ist. Meine Oma sagte mir oft, dass ich der Ingrid so ähnlich bin in vielen Dingen. Aus irgendeinem Grund habe ich mir eingebildet, dass in jeder Generation in meiner Familie sich jemand das Leben nimmt, und dass ich die nächste bin. Ich habe mich viel mit Gedanken an den Tod beschäftigt. Das ist mein Schicksal, so dachte ich sehr lange und danach lebte ich dann später auch…, was viel mit meiner langjährigen Drogensucht zu tun hatte.

Liebe Grüße, 

Eure Becky

Fortsetzung folgt in Kürze….

© Drogenweltblog 2011

Co-Autoren und Interview-Partner gesucht..!

Unser Drogenwelt-Blog ist erst vor wenigen Tagen „ON AIR“ gegangen.

Die Hauptstory ist eine Lebensgeschichte und Suchtkarriere - angefangen in der bayerischen Provinz mit dem späteren Kulturschock in der Frankfurter Drogenszene.

Wir haben ein Konzept, welches aber erst nach und nach mit Inhalt gefüllt werden muss. Daher suchen wir Menschen mit einer interessanten Suchtgeschichte, sei es Heroin, Kokain, Crack, Cannabis oder andere illegale Drogen sowie aber auch Alkohol, Nikotin oder weitere legale Drogen, mit denen ihr Probleme habt. Kaufsucht, Spielsucht, Sexsucht, etc. haben ebenfalls ähnliche Strukturen und unterscheiden sich teilweise nur unwesentlich von stoffgebundenen Süchten. Völlig egal, ob ihr seit Jahrzehnten drauf seid oder erste Erfahrungen gesammelt habt. Hauptsache, die Geschichten sind ehrlich und für Leser unseres Blogs interessant. Manchmal kann dies den Leidensdruck sehr mildern, wenn man seine Probleme mit anderen teilt und darüber diskutiert.

Um unseren Blog also interessanter zu gestalten und eine Vielzahl von Lebensgeschichten anzubieten und zu vergleichen, suchen wir daher verschiedene Menschen mit Suchthintergrund, die Lust haben, Artikel über ihre Situation zu schreiben. Desweiteren suchen wir Interessierte, die sich über Skype oder aber auch persönlich über ihre Geschichte interviewen lassen. Selbstverständlich wahren wir auch hier auf Wunsch die Privatsphäre und verpixeln das Gesicht, machen das Interview hinter einer Schattenwand und / oder verfremden die Stimme.

Einer der Hauptaspekte unseres Blogs soll auch die Unfähigkeit der Politik anprangern, vernünftig und ohne ideologische Zwänge Lösungen für die Betroffenen zu finden.

Hierbei sei bspw. die Kriminalisierung von Cannabisrauchern genannt. Unbestritten haben Abhängige von harten illegalen sowie harten legalen Drogen (z.B. Alkohol, Psychopharmaka, etc.) eine schwere chronische Krankheit, was von Medizinern heute durchweg anerkannt ist. Bei den meisten unserer Politiker ist dies aber noch nicht angekommen. So werden Süchtige bis heute kriminalisiert und (je nach Bundesland) wegen 20 Gramm Haschisch ins Gefängnis gesteckt, der Kinderschänder aber kommt oftmals mit Bewährungsstrafen davon. Hier stimmt doch was nicht im Staate….

Habt ihr hierzu eine eigene Meinung und sucht eine Plattform, diese auch einer breiteren Öffentlichkeit kundzutun, dann meldet euch bitte bei uns. Bei Interesse einfach eine kurze E-Mail an drogenwelt@googlemail.com senden, wir nehmen dann umgehend Kontakt mit euch auf. Selbstverständlich werden eure persönlichen Daten absolut vertraulich behandelt!

Euer Hessische Bajuware

© Drogenweltblog 2011

Sonntag, 28. August 2011

Das Frankfurter Bahnhofsviertel

Nirgendwo in Deutschland prallen die Gegensätze so aufeinander, wie an diesem Ort. 
Er steht für das Elend vieler und ist Synonym für die Drogenproblematik in der BRD: 
Das Frankfurter Bahnhofsviertel.


Video-Drogenhandel am Frankfurter Bahnhofsviertel

Samstag, 27. August 2011

Becky stellt sich vor


Hallo Welt! 

Nun ist es an der Zeit, mich als weiblichen Teil dieser Seite vorzustellen! Ich bin Becky und 40 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Bayern und nachdem ich vor 6 Jahren dort gleichzeitig meinen Job und meine Wohnung verloren habe, bin ich zu meiner Familie nach Hessen umgezogen. Mit meinem damaligen Freund, mit dem ich 19 Jahre zusammen war, begann damit eine Fernbeziehung. 2007 starb mein Freund an Atemstillstand infolge von massenhaften Alkohol (Wodka)- und Tablettenmissbrauch im Alter von 39 Jahren, zwei Tage bevor er einen Entzug und eine anschließende Therapie antreten wollte…

Zu meiner Familie habe und hatte ich immer guten Kontakt und ich finde die Familie auch sehr wichtig. Schließlich sind es die Angehörigen, die immer für einen da sind. Ob man nun krank ist, Scheiße gebaut hat oder gar im Gefängnis sitzt, so sind sie es, die einen besuchen und nicht im Stich lassen, egal was passiert. Die meiste Zeit meiner Kindheit habe ich tagsüber bei meiner Oma verbracht, da meine Eltern beide arbeiten mussten. So war meine Omi praktisch die Ersatz-Mama und sie war immer für mich da und hat mich immer unterstützt. Als sie 1996 an Nierenversagen starb, hat mich das sehr mitgenommen. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 13 Jahre alt war und das war meiner Meinung nach schon mindestens 10 Jahre zu spät! Somit hatte ich keine besonders tolle Kindheit, um es mal harmlos auszudrücken, denn durch die Wirkung vom Alkohol standen Streit und Gewalt an der Tagesordnung. Zu meinem Vater hatte ich immer ein zwiespältiges Verhältnis, denn durch seinen Alkoholismus war er oft richtig schlimm, hat Telefon- und auch sonstigen Terror veranstaltet, aber auf der anderen Seite wusste ich ja auch, dass er eigentlich ein herzensguter Mensch war und seine Aussetzer nur vom Alkohol kamen. Er starb 2008 an Leberzirrhose und allgemeinen Organversagen in Folge von fast lebenslangem Alkoholmissbrauch. Eine ganz besonders vertraute Beziehung habe ich zu meiner Mutter, schließlich sind wir beide immer zusammen ausgerissen, wenn mein Vater wieder mal total ausgeflippt ist und durch diesen Zusammenhalt entstand eine sehr enge Bindung, denn im Grunde hatten wir nur einander. Bis zu meinem 17. Lebensjahr war ich ein Einzelkind, dann aber bekam ich eine Halbschwester und meine Mutter hat wieder geheiratet (einen Hessen, deswegen hat es mich nun auch hier her verschlagen). Mit meinem Stiefvater verstehe ich mich sehr gut und meine Tanten, meinen Onkel und meinen Cousin in Bayern besuche ich so oft ich kann.

Den hessischen Bajuwaren kenne ich nun schon seit ca. 25 Jahren, weil wir die gleiche Realschule besucht haben. Durch unseren gemeinsamen Bekannten- und Freundeskreis, der sich hauptsächlich durch das Interesse an Drogen gebildet hat, haben wir uns besser kennengelernt und es begann schließlich eine gute und lange Freundschaft, in der es Zeiten gab, in denen wir viel Kontakt miteinander hatten und dann aber wieder Monate, in denen wir uns gar nicht gesehen haben. Einige Zeit nach dem Tod meines Freundes, mit dem auch er befreundet war, rief mich der hessische Bajuware eines Tages an, weil er in der Nähe von meinem Wohnort in Hessen eine Alkohol-Therapie machte und schließlich endlich auch mal Ausgang hatte. So besuchte er mich das erste Mal daheim in Hessen und aus Freundschaft wurde plötzlich mehr. Nun sind wir seit 4 Jahren ein glückliches Paar mit einigen Problemen zwar, die unsere Süchte mit sich bringen, aber dennoch glücklich.

Mit Drogen kam ich schon sehr, sehr früh in Kontakt, genau genommen schon mit ca. 4 Jahren. Ja, ihr habt richtig gehört, aber mehr darüber erzähle ich euch in einem meiner nächsten Artikel! Also, süchtig bleibt man ja sowieso sein Leben lang, aber abhängig war ich dann eigentlich so richtig ab meinem 18. Lebensjahr bis vor einem Jahr und das durchgängig bis auf zweimal jeweils 3 – 4 Wochen, in denen ich kalte Entzüge machte, um meinen Führerschein nicht zu verlieren.

Ich hatte einen sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis, als ich jünger war, denn alle, die Drogen nahmen, kannten sich untereinander. Ich bin in einer kleineren Stadt aufgewachsen und ein Großstadt-Mensch wird aus mir auch nicht mehr werden. Viel lieber als Autolärm höre ich am Morgen Vogel-Gezwitscher und ich kann hier auf dem Land auch meinem neu entdeckten Hobby frönen, nämlich Gartenarbeit und Gemüse usw. anbauen. Ich fühle mich auf dem Land viel wohler, als in einer großen Stadt. Da ist es übersichtlicher, man kennt die Menschen, die dort wohnen und es ist nicht so anonym, als in der Großstadt, obwohl etwas Anonymität manchmal nicht geschadet hätte, was die polizeiliche Verfolgung angeht, wenn ihr versteht, was ich meine… Heutzutage habe ich nicht mehr viel Kontakt zu Menschen, denn alle meine guten Freunde sind bereits gestorben - eigentlich alle an Drogenüberdosis, den Folgen von legalen, bzw. illegalen Drogen oder an Selbstmord, welche aber auch immer aus der Verzweiflung über die eigene Sucht und die daraus resultierenden Schwierigkeiten begründet waren. Ich habe schon so viele wirklich liebe Menschen verloren und deshalb habe ich auch etwas Angst, mich auf neue Freundschaften einzulassen, weil ich sie eh wieder verlieren werde. Wenn man so viele Freunde und Bekannte hat, die süchtig sind, Drogen nehmen und mit ihren Körpern und Seelen nicht gerade zimperlich umgehen, dann ist das wohl unumgänglich, dass viele davon sterben. Aber egal, wie oft das auch passiert, man gewöhnt sich einfach nie daran. Eigentlich ist es sehr schade, sich nicht mehr auf neue Menschen einzulassen, denn im Endeffekt vergeht der Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen nach einiger Zeit wieder oder wird zumindest leichter, aber die Liebe, die bleibt.

So, nun habe ich euch mal die Grunddaten über mich mitgeteilt und in den folgenden Artikel werdet ihr noch mehr aus meinem Leben erfahren und mich besser kennenlernen. Als mir der hessische Bajuware den Vorschlag zu diesem Blog gemacht hat, habe ich lange nachgedacht, ob ich das machen will. Es ist ja erstens nicht so einfach, so ehrlich sein Leben und seine Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen, die man nicht kennt und andererseits fragte ich mich natürlich auch, ob das überhaupt jemanden interessieren oder was bringen könnte. Also, ich denke, dass aus meinen Geschichten vielleicht der ein oder andere doch profitieren könnte, weil er eventuell die gleichen Erlebnisse hatte oder er aber vielleicht auf die ein oder andere Erfahrung verzichtet, weil er sieht, wie es bei mir ausgegangen ist. Abgesehen davon ist es für mich irgendwie ein Aufarbeiten der vielen schweren, manchmal  aber auch guten Zeiten und so kann ich es auch ein bisschen als Therapie sehen. Und nicht zuletzt erinnerte ich mich an einen Spruch, der da heißt: „Wenn sonst nichts aus dir wird, kannst du immer noch als schlechtes Beispiel dienen!“ Und das hat bisher schon bei meiner Schwester geklappt; vielleicht klappt das ja auch bei anderen! Nicht jede Erfahrung muss man selber machen! Und als schlechtes Beispiel tauge ich ganz gut, obwohl nicht mal gar nichts aus mir geworden ist, denn immerhin lebe ich noch… - und das allein ist in meinem Umfeld auch schon eine Leistung!

Bis zum nächsten Mal!
Viele Grüße von Becky

© Drogenweltblog 2011

Montag, 22. August 2011

Herzlich Willkommen beim Drogenwelt BLOG

Wie ihr sehen könnt, stehen wir ganz am Anfang unseres Blogs. Dieser Artikel ist das erste Posting. Ab heute geht´s los! Wir möchten hier in diesem Blog das Thema Drogen in allen Facetten behandeln; darüber berichten und mit den Lesern diskutieren. Seien es aktuelle politische Entwicklungen, Artikel über Substanzen, Hilfe zur Selbsthilfe oder Erfahrungen mit verschiedenen Entzugs-, bzw. Substitutions-Möglichkeiten. In diesem Blog ist nichts tabu.

Wir berichten aus der Realität. Sicher habt ihr schon bemerkt, dass ich von "wir" schreibe. Nun ja, "wir" - das sind meine Freundin Becky und ich, der Hessische Bajuware. Wir bitten, die Alias-Namen zu entschuldigen, aber da wir hier ehrlich über unsere Erfahrungen mit dem Thema Drogen berichten werden, möchten wir deshalb lieber inkognito bleiben. Muss so sein, weil wir hier kein Blatt vor den Mund nehmen werden und knallhart anprangern, wie (drogen-)kranke Menschen in diesem Land schikaniert werden.

Ich habe so ziemlich alle legalen und illegalen Substanzen in den letzten 25 Jahren - teils exzessiv - in meinen Körper hineinbefördert und habe alle Probleme, die der Drogenkonsum so mit sich bringt, am eigenen Leib erfahren. Ebenso hatte ich immer wieder auch cleane Zeiten. Ich bin sozial und beruflich integriert. Das ist schon das erste Vorurteil: Drogensüchtige sind nämlich nicht alle arbeitslos und beziehen Harz IV. Sie haben eine Krankheit, mit der sich viele so arrangieren, dass sie trotzdem einer beruflichen Tätigkeit nachgehen.

Wir haben die Hoffnung, dass durch diesen Blog - geschrieben von Menschen, die seit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrungen mit Drogen gemacht haben - viele Leute erst die Realität erkennen werden, denn wir möchten Erfahrungen weitergeben ohne den erhobenen Zeigefinger! Wir wollen praktische Hilfe und Tipps geben aufgrund unserer Erfahrungen und die unseres Freundes- und Bekanntenkreises, von denen heute leider nicht mehr viele am Leben sind...

Wenn ihr Konsumtipps sucht oder wo man billig an Drogen kommt, dann seid ihr im falschen Blog / Webseite. Kommentare, in denen der letzte Vollrausch detailliert beschrieben wird und auch Anmerkungen, die andere Leute zu illegalen Dingen verleiten sollen, werden von uns ausnahmslos gelöscht.

Heute sind wir clean und möchten unsere Erfahrungen auf den Weg dahin weitergeben.

Dieser Blog soll eine Anlaufstelle für Menschen mit jeder Suchtproblematik werden - sei es stoffgebunden (Heroin, Kokain, Tabletten, etc.) oder nicht stoffgebunden (Spielsucht, Kaufsucht, etc.). Seriös recherchierte Artikel, Geschichten (teils aus unseren eigenen Erfahrungen), Informationen und vieles mehr. Von Betroffenen - für Betroffene!

Grüße vom Hessischen Bajuwaren 

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