Samstag, 27. August 2011

Becky stellt sich vor


Hallo Welt! 

Nun ist es an der Zeit, mich als weiblichen Teil dieser Seite vorzustellen! Ich bin Becky und 40 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Bayern und nachdem ich vor 6 Jahren dort gleichzeitig meinen Job und meine Wohnung verloren habe, bin ich zu meiner Familie nach Hessen umgezogen. Mit meinem damaligen Freund, mit dem ich 19 Jahre zusammen war, begann damit eine Fernbeziehung. 2007 starb mein Freund an Atemstillstand infolge von massenhaften Alkohol (Wodka)- und Tablettenmissbrauch im Alter von 39 Jahren, zwei Tage bevor er einen Entzug und eine anschließende Therapie antreten wollte…

Zu meiner Familie habe und hatte ich immer guten Kontakt und ich finde die Familie auch sehr wichtig. Schließlich sind es die Angehörigen, die immer für einen da sind. Ob man nun krank ist, Scheiße gebaut hat oder gar im Gefängnis sitzt, so sind sie es, die einen besuchen und nicht im Stich lassen, egal was passiert. Die meiste Zeit meiner Kindheit habe ich tagsüber bei meiner Oma verbracht, da meine Eltern beide arbeiten mussten. So war meine Omi praktisch die Ersatz-Mama und sie war immer für mich da und hat mich immer unterstützt. Als sie 1996 an Nierenversagen starb, hat mich das sehr mitgenommen. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 13 Jahre alt war und das war meiner Meinung nach schon mindestens 10 Jahre zu spät! Somit hatte ich keine besonders tolle Kindheit, um es mal harmlos auszudrücken, denn durch die Wirkung vom Alkohol standen Streit und Gewalt an der Tagesordnung. Zu meinem Vater hatte ich immer ein zwiespältiges Verhältnis, denn durch seinen Alkoholismus war er oft richtig schlimm, hat Telefon- und auch sonstigen Terror veranstaltet, aber auf der anderen Seite wusste ich ja auch, dass er eigentlich ein herzensguter Mensch war und seine Aussetzer nur vom Alkohol kamen. Er starb 2008 an Leberzirrhose und allgemeinen Organversagen in Folge von fast lebenslangem Alkoholmissbrauch. Eine ganz besonders vertraute Beziehung habe ich zu meiner Mutter, schließlich sind wir beide immer zusammen ausgerissen, wenn mein Vater wieder mal total ausgeflippt ist und durch diesen Zusammenhalt entstand eine sehr enge Bindung, denn im Grunde hatten wir nur einander. Bis zu meinem 17. Lebensjahr war ich ein Einzelkind, dann aber bekam ich eine Halbschwester und meine Mutter hat wieder geheiratet (einen Hessen, deswegen hat es mich nun auch hier her verschlagen). Mit meinem Stiefvater verstehe ich mich sehr gut und meine Tanten, meinen Onkel und meinen Cousin in Bayern besuche ich so oft ich kann.

Den hessischen Bajuwaren kenne ich nun schon seit ca. 25 Jahren, weil wir die gleiche Realschule besucht haben. Durch unseren gemeinsamen Bekannten- und Freundeskreis, der sich hauptsächlich durch das Interesse an Drogen gebildet hat, haben wir uns besser kennengelernt und es begann schließlich eine gute und lange Freundschaft, in der es Zeiten gab, in denen wir viel Kontakt miteinander hatten und dann aber wieder Monate, in denen wir uns gar nicht gesehen haben. Einige Zeit nach dem Tod meines Freundes, mit dem auch er befreundet war, rief mich der hessische Bajuware eines Tages an, weil er in der Nähe von meinem Wohnort in Hessen eine Alkohol-Therapie machte und schließlich endlich auch mal Ausgang hatte. So besuchte er mich das erste Mal daheim in Hessen und aus Freundschaft wurde plötzlich mehr. Nun sind wir seit 4 Jahren ein glückliches Paar mit einigen Problemen zwar, die unsere Süchte mit sich bringen, aber dennoch glücklich.

Mit Drogen kam ich schon sehr, sehr früh in Kontakt, genau genommen schon mit ca. 4 Jahren. Ja, ihr habt richtig gehört, aber mehr darüber erzähle ich euch in einem meiner nächsten Artikel! Also, süchtig bleibt man ja sowieso sein Leben lang, aber abhängig war ich dann eigentlich so richtig ab meinem 18. Lebensjahr bis vor einem Jahr und das durchgängig bis auf zweimal jeweils 3 – 4 Wochen, in denen ich kalte Entzüge machte, um meinen Führerschein nicht zu verlieren.

Ich hatte einen sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis, als ich jünger war, denn alle, die Drogen nahmen, kannten sich untereinander. Ich bin in einer kleineren Stadt aufgewachsen und ein Großstadt-Mensch wird aus mir auch nicht mehr werden. Viel lieber als Autolärm höre ich am Morgen Vogel-Gezwitscher und ich kann hier auf dem Land auch meinem neu entdeckten Hobby frönen, nämlich Gartenarbeit und Gemüse usw. anbauen. Ich fühle mich auf dem Land viel wohler, als in einer großen Stadt. Da ist es übersichtlicher, man kennt die Menschen, die dort wohnen und es ist nicht so anonym, als in der Großstadt, obwohl etwas Anonymität manchmal nicht geschadet hätte, was die polizeiliche Verfolgung angeht, wenn ihr versteht, was ich meine… Heutzutage habe ich nicht mehr viel Kontakt zu Menschen, denn alle meine guten Freunde sind bereits gestorben - eigentlich alle an Drogenüberdosis, den Folgen von legalen, bzw. illegalen Drogen oder an Selbstmord, welche aber auch immer aus der Verzweiflung über die eigene Sucht und die daraus resultierenden Schwierigkeiten begründet waren. Ich habe schon so viele wirklich liebe Menschen verloren und deshalb habe ich auch etwas Angst, mich auf neue Freundschaften einzulassen, weil ich sie eh wieder verlieren werde. Wenn man so viele Freunde und Bekannte hat, die süchtig sind, Drogen nehmen und mit ihren Körpern und Seelen nicht gerade zimperlich umgehen, dann ist das wohl unumgänglich, dass viele davon sterben. Aber egal, wie oft das auch passiert, man gewöhnt sich einfach nie daran. Eigentlich ist es sehr schade, sich nicht mehr auf neue Menschen einzulassen, denn im Endeffekt vergeht der Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen nach einiger Zeit wieder oder wird zumindest leichter, aber die Liebe, die bleibt.

So, nun habe ich euch mal die Grunddaten über mich mitgeteilt und in den folgenden Artikel werdet ihr noch mehr aus meinem Leben erfahren und mich besser kennenlernen. Als mir der hessische Bajuware den Vorschlag zu diesem Blog gemacht hat, habe ich lange nachgedacht, ob ich das machen will. Es ist ja erstens nicht so einfach, so ehrlich sein Leben und seine Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen, die man nicht kennt und andererseits fragte ich mich natürlich auch, ob das überhaupt jemanden interessieren oder was bringen könnte. Also, ich denke, dass aus meinen Geschichten vielleicht der ein oder andere doch profitieren könnte, weil er eventuell die gleichen Erlebnisse hatte oder er aber vielleicht auf die ein oder andere Erfahrung verzichtet, weil er sieht, wie es bei mir ausgegangen ist. Abgesehen davon ist es für mich irgendwie ein Aufarbeiten der vielen schweren, manchmal  aber auch guten Zeiten und so kann ich es auch ein bisschen als Therapie sehen. Und nicht zuletzt erinnerte ich mich an einen Spruch, der da heißt: „Wenn sonst nichts aus dir wird, kannst du immer noch als schlechtes Beispiel dienen!“ Und das hat bisher schon bei meiner Schwester geklappt; vielleicht klappt das ja auch bei anderen! Nicht jede Erfahrung muss man selber machen! Und als schlechtes Beispiel tauge ich ganz gut, obwohl nicht mal gar nichts aus mir geworden ist, denn immerhin lebe ich noch… - und das allein ist in meinem Umfeld auch schon eine Leistung!

Bis zum nächsten Mal!
Viele Grüße von Becky

© Drogenweltblog 2011

1 Kommentar:

  1. Becky, ich danke Dir für Deine Berichte!
    Auch wenn ich selber keine Drogen konsumiere lese ich nun schon seit ein paar Wochen hin und wieder den einen oder anderen Bericht von Dir.
    Ich bin erschüttert und positiv beeindruckt was Du so alles schon durchlebt und überstanden hast.
    Heute laß ich nun diesen Anfang Deiner Geschichte statt wie sonst irgendwas "aus der Mitte".
    Du hast einen schönen Schreibstil und schriebst Du ein Buch würde ich es kaufen in der Hoffnung es von Dir signiert zu bekommen!

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Vielen Dank für Deinen Kommentar!
*-- Becky --*