Ein
langjähriger Bekannter spielt verrückt und erst durch den Zeitungsartikel
über seine Untaten wurde die Spitzel-Tätigkeit bei seinen Drogen-Freunden bekannt
Schon,
als ich im Alter von 16 Jahren noch mit Matthias zusammen war, lernte ich Paul
kennen. Er hatte schon lange eine nette Freundin und war so ziemlich der
„normalste“ unter unseren Freunden und Bekannten, die Drogen nahmen - zumindest
rein äußerlich. Er war immer ordentlich und unauffällig gekleidet (kein
Hippie-/Kiffer-Style) und auch seine Frisur war sehr angepasst. Paul und seine
Freundin Isabel waren die Drogen-Bekanntschaften, die man auch gern einmal nach
Hause kommen lassen konnte, denn sie waren absolut vorzeigbar, ohne skeptische
Blicke von Eltern oder Nachbarn zu kassieren, von wegen langhaariges
Kiffer-Pack, usw.. Paul arbeitete als Maschinenführer und war stets sehr darum
bemüht, dass auch er nicht mit bekannten Drogenkonsumenten aus unserer Stadt
gesehen wurde. Ihm war es eben sehr wichtig, in der Öffentlichkeit die zum Teil
auch etwas spießige Fassade aufrecht zu erhalten. Sobald Paul und Isabel bei
Matthias oder später auch bei Stefan und mir zu Besuch waren, kifften sie, was
das Zeug hielt und dem Alkohol war Paul auch nicht wirklich abgeneigt. Im
Gegensatz zu Isabel nahm Paul auch gerne mal einen LSD-Trip und später
schnupfte er auch Speed, Kokain und dann schließlich auch Heroin, so wie
beinahe alle in unserer Umgebung, die den Drogen nicht abgeneigt waren. Irgendwann
aber übertrieb es Paul immer wieder auch mit Alkohol und Tabletten (Diazepam,
Rohypnol und so Zeug) und hatte dadurch so manche Aussetzer, bei denen er auch
aggressiv wurde und in so manche Schlägereien verwickelt war. Das hat Isabel
nicht mehr mitgemacht und so trennte sich das damalige Traumpaar schließlich.
Schon
kurze Zeit später hatte Paul eine neue, jüngere, adrette Freundin, die zwar
auch über alles Bescheid wusste, was er so trieb, aber die er aufgrund ihres
jungen Alters gut im Griff hatte, was ihren eigenen Drogenkonsum anging. Im
Gegensatz zu Isabel machte sie aber auch viel mehr mit und nahm seine
gelegentlichen Aussetzer eben so hin. Zwar kannte ich Paul schon ziemlich lange,
aber nicht wirklich gut. Er war eher so ein oberflächlicher Typ und ich hätte
ihn jetzt nicht als wirklichen „Freund“ bezeichnet. Ich habe ihm nie wirklich
hundertprozentig vertraut und sah ihn eher als netten, alten Bekannten, der ab
und zu erst bei Matthias und später dann bei Stefan vorbeischaute, um Drogen zu
kaufen und konsumieren. Er ließ sich nur gelegentlich bei uns sehen und wir
wussten eigentlich nie genau, was er sonst noch so trieb. Wenn er etwas
erzählte, dann von seiner Familie, dem Job oder der Freundin.
Eines
Tages fand ich in der Wochenzeitung unseres Landkreises den folgenden
Zeitungsartikel und es dauerte schließlich nicht lange, bis es sich in unseren
Drogenkreisen herumgesprochen hat, dass es sich dabei um „unseren“ Paul
handelte.
Bitte auf den Zeitungsartikel klicken, dann erscheint er in Originalgröße und ist gut zu lesen!
Das
war natürlich ein Schock für alle. So witzig sich der Bericht auch anhört, so machte
sich natürlich jeder darüber Gedanken, inwieweit Paul mit seinen jeweiligen eigenen
Problemen mit der Polizei zu tun hatte und welche Informationen, die die
Drogenfahndung plötzlich hatte, wohl von ihm stammten. Wir erfuhren daraufhin
dann auch noch die Hintergründe und was wirklich hinter dem Zeitungsartikel
steckte, aber nicht bekannt wurde (was in der Zeitung steht, handelt ja meist
von den Gerichtsverhandlungen und da beschönigt ja logischerweise jeder
Angeschuldigte seine Schandtaten so gut es geht und verheimlicht natürlich auch
so einiges). Natürlich lagen Paul´s Gründe, sich als Kommissar auszugeben, ganz
woanders! Er hatte tatsächlich als V-Mann für die Kripo gearbeitet, nachdem sie
ihm irgendwann einmal den Drogenkauf und –konsum nachweisen konnten. Man muss
wissen, dass man damals in Bayern schon von der Drogenfahndung verfolgt wurde,
wenn man sich „bloß“ einmal in der Woche mit Cannabis für den Eigenbedarf
eindeckte. Es gehörte also wirklich nicht viel dazu, in unserer Gegend bei der
Kripo aufzufallen und Hausdurchsuchungen sowie Telefonabhörungen standen selbst
bei den kleinsten Konsumenten an der Tagesordnung. Um sich so „gut wie möglich“
aus der Affäre zu ziehen, bot Paul der Kripo an, für sie zu arbeiten und sie
mit Infos aus der Drogenszene zu versorgen, weil das Bekanntwerden als
Drogenkonsument für ihn als „Saubermann“ ja natürlich der Super-Gau war. Trotz
dieser heiklen Situation war er dennoch immer noch drogensüchtig. Es wäre also
dumm gewesen, die Leute bei der Polizei zu verraten, von denen er die meiste
Zeit die Drogen bekam. Somit haben auch Stefan und ich uns nicht in „Paul´s
Akten“ wieder gefunden. Zum Glück! Obwohl sich Paul auch in dieser Zeit nur
noch äußerst selten bei uns blicken ließ, vielleicht auch deshalb, um uns
herauszuhalten.
Naja, Paul ist seine V-Mann-Tätigkeit bei der Polizei dann wohl
doch insoweit zu Kopf gestiegen oder aber er wollte nur das Beste aus dieser
Situation herausholen, denn er hatte tatsächlich den Nerv, sich nicht nur in
der Disko, wie in dem Zeitungsartikel beschrieben, ein paar Ausweise zeigen zu
lassen, sondern er hatte sich des Öfteren schon vor Diskotheken als
Kripo-Drogenfahnder in Zivil ausgegeben. Dabei hatte er es vor allem auf Leute
abgesehen, welche wie Drogenkonsumenten aussahen, sie einschüchterte und sich
von ihnen ihren Drogenvorrat aushändigen ließ, den sie bei sich hatten. Die
Leute waren bestimmt saufroh, dass sie danach nie mehr etwas von der Polizei oder
der Staatsanwaltschaft gehört haben und dieser vermeintliche Drogenfahnder wohl
doch gut drauf war und ihre kleinen mitgeführten Drogenmengen nicht weiter
verfolgt wurden. Paul hingegen freute sich, weil er sich durch seine oftmals
wohl oscarreifen Auftritte mit Drogen und Geld versorgen konnte! Wenn er
nämlich sah, dass jemand nicht angegurtet war, dann nahm er ihnen natürlich
auch die – damals noch – 40,00 DM Strafe dafür ab! Paul hatte sich irgendwoher
auch eine gefälschte Polizeimarke besorgt, die er bei seinen „Einsätzen“ dann
natürlich auch vorzeigte. Auch in der Disko von dem Zeitungsartikel ließ er
sich nicht nur die Ausweise zeigen, sondern fragte selbstverständlich auch nach
Drogen. Das kam aber bei der Verhandlung damals nicht raus. Das wussten nur
manche Eingeweihte, auch wenn es niemand besonders cool fand, dass er als
Spitzel mit der Kripo zusammen arbeitete.
Tja,
nachdem diese Aktion von Paul aufgeflogen war und er seine Bewährungsstrafe
hinter sich hatte, habe ich eigentlich kaum mehr etwas von ihm gehört. Ich gehe
davon aus, dass er sich aus der Drogenszene zurückgezogen und den Absprung
geschafft hat. Eventuell hat er sich aber auch einer anderen Drogenszene
angeschlossen, von denen niemand etwas von seinen Schandtaten als
Drogen-Informant wusste. Vielleicht war das ja auch für die Kripo ein kleiner Denkzettel
und sie haben sich danach genauer überlegt, wen sie künftig für ihre
Spitzel-Dienste einspannen! Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele skurrile
Geschichten man in so einem Drogenleben erlebt!
Bis
demnächst,
Becky
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2011