Donnerstag, 22. September 2011

Becky im Kiffer-Paradies

Plötzlich war alles anders!

Eigentlich war ich ja früher schon oft mit Leuten zusammen, die regelmäßig mit Haschisch zu tun hatten. Erst schon als Kind, während ich immer bei meiner Tante Miriam und ihren Rocker-Freunden dabei war und dann später im Alter von 13 Jahren, als ich mit ein paar Freundinnen mit den älteren Kiffern aus unserer Stadt („älter“ hieß damals, dass sie um die 18 bis 20 Jahre alt waren…) auf deren Festen rumgehangen bin. Sie haben damals alle Haschisch geraucht und viel Alkohol getrunken, aber vor unseren Augen haben sie nie mit Drogen herumhantiert. Sie waren zu uns irgendwie so wie große Brüder. Keiner von denen hat je mit einem Mädchen von uns was angefangen und außer 2 oder 3 Bier bekamen wir pro Party da gar nichts. Sie dachten sich wahrscheinlich, sie lassen uns lieber an ihren Festen mitmachen und haben ein Auge auf uns, als dass wir an die falschen Typen geraten und uns was passiert.

Aber jetzt, da ich mit Matthias zusammen war, verstand ich mich endlich auch als ein vollwertiges Mitglied sozusagen, weil ich zum ersten Mal ebenfalls als Konsument dabei war. Ich lernte Matthias´ ganzen Freundeskreis kennen und das waren einige! So viele neue Leute! Es war eine aufregende Zeit! Damals war das Kiffen für mich wie so eine Art Religion. Das ganze Joint-Bauen und Herumreichen von einem zum anderen war wie ein Ritual. Jeder zog ein paar Mal am Joint an und gab ihn dann weiter, so dass jeder einmal dran kam. Das war so in unserer Stadt. Etwas schwierig wurde es erst dann, wenn wir mit Leuten aus dem Nachbar-Dorf Haschisch rauchten. In dem Dorf, in dem Stefan und auch der Hessische Bajuware wohnten, war das Rauch-Ritual geringfügig anders. So gab es auch bei den Kiffer-Gewohnheiten Unterschiede zwischen bayerischen Dörfern und Städten, wie auch manche Ausdrücke in der Sprache. Der bayerische Dialekt ist ja sowieso sehr speziell, aber es gibt auch da noch enorme Unterschiede, die wahrscheinlich von Nicht-Bayern gar nicht wahrgenommen werden. Vermutlich ist das aber überall so und jedes Dorf und jede Stadt – egal in welchem Bundesland – hat seinen eigenen Dialekt und seine ganz individuellen Wörter. Jedenfalls war es in dem Nachbardorf üblich, dass jeder so lange an einem Joint anzog, bis er etwas davon gemerkt hat. So gingen in der Runde dann eben einige leer aus und man baute dann den nächsten Joint oder aber, wenn man es wusste, ließ man vorsichtshalber meistens in weiser Voraussicht gleich schon mal zwei Joints gleichzeitig kreisen. Aus diesem Grund entstanden damals auch Riesen-Joints, gebaut mit mindestens 10 Zigaretten-Blättern (Papers). 

Zusätzlich zu dem Rauch-Ritual und den neuen Leuten hat mich Matthias auch in sämtliche andere neue Welten eingeführt… So lernte ich in diesem Jahr viele neue Filme kennen und lieben und ganz viel neue Musik! Ich verstand auch so Filme wie „Hair“, „The Wall“, „Woodstock-Festival“, „Keoma“, „Warriors“, „Quadrophenia“, usw., als eine Art Religion. Vor allem „Hair“! Die Auffassung, dass alle in Frieden und Freiheit miteinander leben mit freier Liebe und den Konsum von „weichen“ Drogen gefiel mir sehr. Klamottenmäßig war ich ja bereits im Hippie-Look unterwegs und meine Gesinnung hat sich sozusagen automatisch angepasst, denn es schien mir beinahe so, als ob das meine wahre Natur war. Ich ging mit Matthias auch auf so einige Demos und zu Veranstaltungen von der Friedensinitiative unserer Stadt. Es fühlte sich so an, als hätte ich endlich meine Bestimmung und meine wahre Natur gefunden - so als hätte ich endlich zu mir selbst gefunden! Im Grunde hat sich diese Einstellung bis heute nicht geändert – bis auf einige Einschränkungen, denn ich habe im Laufe der Jahre auch feststellen müssen, dass die „freie Liebe“ so ihre Tücken hat und dass für ein friedliches Leben auch das Umfeld passen muss. 

Außerdem eröffnete sich auch eine völlig neue Welt der Musik für mich! Zwar hat Musik mein ganzes Leben begleitet, weil bei uns zuhause immer das Radio lief, aber erst da habe ich verstanden, dass man Musik fühlt und nicht nur hört. Alles, was wir damals unternahmen, war von Musik begleitet. „Pink Floyd“, „Planet P.“, „Andreas Vollenweider, „Sade“, „Eloy“, „Broken Home“, „America“, „Neil Young“, The Sensational Alex Harvey Band" und „Eric Clapton“ fallen mir da auf Anhieb ein.

Ich empfand das Haschischrauchen keineswegs als Absturz oder als etwas, das mir schadete. Vielmehr hat es mir gut getan und ich nahm mein Leben bewusster wahr. Darüber hinaus musste ich jetzt nicht mehr unkontrolliert irgendwelche Tabletten nehmen oder rauchen und ich hatte auch kein Verlangen mehr danach, mir die Arme aufzuritzen. Wir waren ganz viel in der Natur. Mit Matthias´ Jeep machten wir die Gegend unsicher. 

Meine Tante & mein Onkel beim Erdpfeife-Bauen
Im Wald bauten wir uns öfter mal eine Erdpfeife und hörten Musik dabei. Eine Erdpfeife wird – wie der Name schon sagt – in die Erde hinein gebaut. Es ist nicht ganz so leicht, denn man muss zwei kleine Löcher am besten in weichem Lehmboden bohren, die sich unter der Erde treffen. Während man in ein Loch ein Röhrchen steckt (man nimmt da am besten so ein Bambus-Rohr, das man im Wald oder auf der Wiese findet und aushöhlt), kommt in das andere Loch als „Boden“ etwas Tabak und darauf dann die Haschisch-Tabak-Mischung. Man kniet sich davor und zieht am Röhrchen, während man die Mischung anzündet. Eine Erdpfeife wirkt so dermaßen stark, dass ich danach meistens für eine Weile erst einmal im Gras liegen geblieben bin…

Erdpfeife


Eimer-Rauchen
Es gibt schließlich auch so Dinge wie das „Eimer-Rauchen“, aber das ist bedeutend weniger romantisch und natürlich und wird meist daheim konsumiert, aber es wirkt eigentlich ebenso stark wie die Erdpfeife. Dabei schneidet man eine Plastikflasche unten ab, legt einen Joint zwischen den Fingern so auf den offenen Hals der Flasche, dass sich der Rauch beim langsamen Herausziehen der Flasche aus einem mit Wasser gefüllten Eimer im Innenraum der Flasche sammelt. Schließlich geht man mit dem Mund an die Flaschenöffnung und katapultiert den gesamten Rauch auf einmal in seine Lunge, indem man die Flasche wieder nach unten ins Wasser drückt.
Für die Lunge ist Haschisch natürlich nicht so toll, laut Wikipedia ist ein Joint 50 mal so schädlich wie eine Schachtel Zigaretten. Dennoch fand ich schon immer, dass Marihuana und Haschisch legalisiert werden müssten. Der Meinung bin ich eigentlich auch heute noch und so ist Cannabis die einzige Droge, die ich auch heute noch ab und zu konsumiere. Im Vergleich zu Alkohol richtet das Rauchen viel weniger Schaden an. Abgesehen davon ist Cannabis eine friedliche Droge und ich habe auch noch von keinem gehört, der an einer Cannabis-Überdosis gestorben ist. Außerdem würde kein Cannabis-Konsument aggressiv werden und beispielsweise seine Frau und Kinder schlagen oder anderweitig Amok laufen. Kiffer sind eher ruhig und froh, wenn ihnen keiner was tut! Ganz anders als bei Alkohol! Dabei ist aber zu erwähnen, dass es dieses holländische Marihuana, welches heutzutage weitverbreitet zu finden ist, sehr in sich hat, denn es ist über Jahrzehnte so gekreuzt und gezüchtet worden, dass es einen THC-Gehalt von bis zu 20 % enthält und somit nicht mehr als "weiche Droge" einzustufen ist. Die Wirkung davon ist enorm stark! Einige Jugendliche haben ernsthafte Probleme und kriegen vor lauter Rauchen ihr Leben nicht mehr auf die Reihe. 

Allerdings ergaben sich damals auch so einige Schwierigkeiten. Zum einen ging mir die besorgte Frage meiner Mutter: „Hast du geweint oder warum hast du so rote Augen?“ mit der Zeit ziemlich auf den Geist und ich hatte natürlich auch ein schlechtes Gewissen, sie jedes Mal anzulügen und zu versuchen, sie mit der immer gleichen Antwort wieder zu beruhigen, nämlich: „Ach, weißt du Mama, das kommt vom Luftzug beim Fahren im offenen Jeep!“. Meistens war sie damit zufriedengestellt, aber dennoch hatte sie so ihre Zweifel. So habe ich schließlich auch meine angeritzten Arme immer meinem armen Perserkater in die Schuhe (oder Pfoten?) geschoben.

Außerdem war es so, dass drei von uns sechs guten Freundinnen, die wir uns immer am Stammtisch getroffen haben und so lange so eng befreundet waren, sich für die illegalen Drogen interessierten und die beiden Freundinnen Sabrina und Christiane auch immer öfter mit mir zu Matthias mitgegangen sind und dann auch mitgeraucht haben. Die anderen drei Mädchen waren davon überhaupt nicht begeistert und auch einige andere aus unserer früheren Clique. So hat sich das alles zerschlagen und ich habe seitdem die drei Freundinnen, die „brav“ geblieben sind, nicht mehr gesehen, bzw. keinen Kontakt mehr gehabt. Das war sehr schade, auch wenn viele neue Bekannt- und Freundschaften dazu gekommen sind. Sabrina, damals meine beste Freundin, war sehr sauer und neidisch, als ich ihr von meinem ersten Joint mit Matthias erzählte und so nahm ich sie relativ schnell mit zu ihm. So fuhren wir mit ihr mal mit dem Jeep ins Grüne, rauchten einen Joint und fuhren schön langsam wieder in unsere Stadt zurück, weil wir zu Matthias heim wollten. Da wurde Sabrina schlecht und sie kotzte schließlich mitten in der Stadt hinten aus dem Jeep raus! Tja, das war nicht so toll, aber ich hätte es wissen müssen, denn mir wurde beim ersten Mal ja auch so übel. 

Ich fühlte mich wohl zu dieser Zeit, denn endlich hatte ich nicht nur einen Freund, der ein Auto hatte, sondern der mich auch noch regelmäßig mit Haschisch versorgte. Damals rauchten wir den. „Grünen Türken“, so hieß der damals (Informationen darüber im Anhang). Haschisch kostete damals 12,50 DM pro Gramm. Manchmal gab es da aber auch schon den sogenannten „Eier-Shit“, das war ein Stück dunkelbraunes Haschisch von 250 Gramm (ein ganzes Ei wog so viel) und darauf war dann oft noch ein goldener Stempel aus Marokko. Das Stück Haschisch war geformt wie ein ovales Ei und außen war es dunkelbraun und innen etwas gelblich (darum der Name). Das war dann immer ein absolutes Schmankerl! 

Das war also der Anfang meiner Drogenkarriere.

Liebe Grüße,
Becky


© Drogenweltblog 2011


Informationen zum "Grünen Türken"

Das Harzpulver aus den türkischen Pflanzen wird unter Hochdruck und großer Hitze in Kalkgruben gepresst. Durch diesen Prozess entsteht später das charakteristische Knackgeräusch, das es beim Zerbrechen macht. Die manchmal leicht grüne Farbe kommt angeblich daher, dass in der Türkei mit zermahlenen Grasblättern gestreckt wurde (was aber wirklich noch das humanste Streckmittel von allen ist!). Möglicherweise wird aber auch nur sehr grob gesiebt, wodurch viele grüne Pflanzenteile im Harz landen.

Die Türkei - ein Land zwischen zwei Kontinenten
Heutzutage kommen die typischen "Euro-Platten" nur noch selten aus der Türkei, sondern in der Regel aus Marokko. Der Opiumanbau hat das Cannabis in der Großproduktion eindeutig verdrängt. Der Qualität von türkischem Haschisch hat der Untergang der Massenproduktion allerdings auf keinen Fall geschadet. Wenn heute mal erhältlich, dann meist in guter Qualität. Die Potenz des Türken reicht von leicht bis mittel.  Der THC-Gehalt liegt bei handels-üblichen Sorten zwischen 5% und 8%, bei guten natürlich auch höher.

In den 20er Jahren haben türkische Zigaretten teilweise noch Haschisch enthalten. Seit 1925 ist Marihuana auch in der Türkei illegal, auf Druck anderer Staaten Europas. Wie gesagt wird heutzutage nicht mehr viel Dope produziert, die Türkei ist aber ein äußerst wichtiges Land für den Transit-Drogenhandel zwischen Asien und Europa.
 
Der klassische "Grüne Türke"


1 Kommentar:

  1. Danke für Deinen Bericht.Bin über Weihnachten/Neujahr 12/13 in Goa7Kerala. Mit Methadon im Gepäck. Habe alle ärztl. Bescheinigungen und hoffe, es gibt keine Probleme. Dein Hinweis, Sandstrände statt den Kopf zudröhnen,finde ich Super.Bin 53 mit langjähriger Drogenerfahrung(lebe noch)seit über 30 jh. HIV-pos.Freue mich auf Goa ohne Drogen. Roby

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*-- Becky --*