Wenn die Albträume kein Ende mehr nehmen und die Realität schlimmer ist, als jeder Horrorfilm
Es
war im Frühling 1996 und ich war mittlerweile schon 25 Jahre alt (und das ist
alt, wenn man immer geglaubt hat, dass man nicht einmal 18 Jahre alt wird!),
als ich zum ersten Mal um meinen Führerschein bangen musste. Im Zuge eines
großen Ermittlungsverfahrens gegen Stefan und mich, was auch einige regionale
Zeitungen füllte und über das ich ein anderes Mal genauer berichten werde,
meldete sich schließlich auch die Führerscheinstelle bei mir und wollte meinen
Führerschein haben, da einige Aussagen und auch mein Zustand bei meiner
2-tägigen Inhaftierung auf einen regelmäßigen Heroin-Konsum hinwiesen. Mein
Rechtsanwalt konnte verhindern, dass ich zum sogenannten TÜV musste, um dort
einen MPU-Test (medizinisch-psychologische Untersuchung) zu machen und so waren
die Damen und Herren von der Führerscheinstelle mit einer MPU bei einem dafür
vorgesehen Facharzt (Psychoanalyse/Nervenarzt), den mir mein Anwalt empfohlen
hatte, einverstanden. Stefan und ich ließen uns von einer der bekanntesten
Anwaltskanzleien in München, die sich auf Drogendelikte spezialisiert haben,
vertreten. Also, was ich aus meiner Erfahrung sagen kann, ist, dass man beim
Anwalt nicht sparen sollte, denn im Endeffekt spart man das Honorar dann später
an Geld- oder Freiheitsstrafen, wenn man einen fähigen Anwalt hat. Außerdem hat
eine Kanzlei den Vorteil, dass der eine Anwalt Stefan verteidigen konnte und dessen
Kollege mich. Beide hatten alle Akten und somit den kompletten Durchblick in
der ganzen Sache und so konnten sie uns optimal beraten, was wir sagen sollten
und was nicht, um uns nicht gegenseitig zu belasten. Mein Anwalt war sehr fair
und hat die Höhe seines Honorars auch etwas nach dem Einkommen seiner Mandanten
ausgerichtet, so dass ich einen Top-Anwalt hatte, obwohl ich nicht überaus viel
Geld für ihn bezahlen musste.
Nun,
der Führerschein war sehr wichtig für mich und ich durfte ihn keinesfalls
verlieren, zumal ich auf dem Land wohnte, in einem Dorf, in dem es keine
öffentliche Verkehrsmittel gab und ich anderweitig nicht zu meiner Arbeitsstelle
gekommen wäre. Außerdem hatte Stefan zu diesem Zeitpunkt auch schon keinen
Führerschein mehr, was aber in dem Moment eher zweitrangig war, da er sowieso
erst einmal für 6 Monate in U-Haft saß. Trotzdem war es umso wichtiger, dass
ich meine Fahrerlaubnis behalten konnte - nicht zuletzt eben deswegen, dass ich
auch weiterhin zu meinem Arbeitsplatz gelangen konnte. So beschloss ich, dass
ich den MPU-Test bei dem Nervenarzt unbedingt bestehen wollte, schließlich
kostete der Test auch eine Menge Geld (ca. 1.300,00 DM ohne Anwaltskosten), welches
ich mir damals ausleihen musste. Zwar arbeitete ich schon immer ohne
Unterbrechung, aber bei meinen ewigen Mini-Verdiensten, weil ich als
Sachbearbeiterin oder Bürokauffrau immer nur befristete Verträge ergattern
konnte, war es nicht möglich, so eben mal einen Tausender beiseite zu schaffen.
Ich musste ja immer allein für alle Zahlungen herhalten (Miete, Telefon, Strom,
Versicherungen, Auto, usw.). Die Sache mit dem Geld-Ausleihen für diesen Zweck
ist wieder eine eigene Geschichte, die mir in dieser schweren Zeit den Glauben
an das Gute im Menschen wieder etwas zurück gab. In meiner Arbeit musste ich
meinen Abteilungsleiter einweihen, warum ich so kurzfristig zwei Wochen Urlaub
brauchte und das noch dazu in einer Zeit, wo in der Firma ziemlich viel los war
und eigentlich Urlaubssperre herrschte. Zum Glück war er sehr verständnisvoll
und wünschte mir viel Erfolg und Durchhaltevermögen, als er meinen
Urlaubsantrag unterschrieb. In einem persönlichen Brief gab ich auch meiner
netten Kollegin Bescheid, damit sie nicht sauer darüber ist, dass sie mich
vertreten muss und versteht, dass dieser Urlaub für mich sehr wichtig ist. Ich
verstand mich sehr gut mit ihr. Sie war ungefähr so alt wie meine Mutter und es
war mir wichtig, was sie über mich dachte. Das war eigentlich auch das einzige
Mal (bis auf Hagen später, der mit dem Methamphetamin-Aussetzer), dass an
meinem Arbeitsplatz jemand etwas von meiner Sucht wusste. Ich wollte mich auch nicht
krank schreiben lassen, da ich nur befristet angestellt war und ich auch noch
nicht so lange dort arbeitete.
Jedenfalls
war nun so weit alles geklärt und es fehlte also nur noch mein sauberer Urin
und die bestandene, lange, vielseitige, medizinische und psychologische
Untersuchung. Was den sauberen Urin anging, war das jedoch leichter gesagt, als
getan! Zu dieser Zeit war ich nämlich mittlerweile schon fast zwei Jahre im
Substitutionsprogramm und ich nahm täglich dreimal je 20 ml. (also insgesamt 60
ml.) von dem 2,5%-igen Codein-Saft (DHC – Dihydrocodein).
Von allen Substitutionsmittel, die ich in meiner gesamten Laufbahn über zu mir genommen
habe, war der Codein-Saft schon etwas ganz Spezielles! Die Substitution mit
Codein wurde schließlich einige Jahre später auch eingestellt und die meisten
Patienten wurden dann auf Methadon oder Polamidon
umgestellt. Codein war bisher das einzige Substitutionsmittel, von dem man
deutlich eine Wirkung merkte. Man war topfit, leistungsfähig, hatte nie eine
Erkältung und man wurde von dem Zeug auch sehr euphorisch. Naja, falls man den
Saft überhaupt schlucken konnte, denn er schmeckte so dermaßen ekelhaft, dass
es mich manchmal so gewürgt hat, dass ich alles wieder ausspucken musste. Man
merkte geradezu einen „Kick“, wenn der Codein-Saft schon nach ca. 15 Minuten zu
wirken begann. Ganz im Gegensatz zu Methadon, von dem man nach einiger kurzer
Gewöhnungszeit kaum mehr merkt, wie es wirkt, da die Wirkung eher schleichend
einsetzt und auch ewig anhält. Das war auch ein Grund, warum Codein als
Substitutionsmittel abgesetzt wurde, weil die Wirkung zwar stark war, aber nur
von kurzer Dauer und man somit gezwungen war, den leicht verderblichen Saft (sollte
man immer im Kühlschrank lagern) immer mit sich zu führen, um ihn auch dreimal
pro Tag einnehmen zu können.
Der
größte Nachteil, den ich jedoch an Codein feststellen musste, war der enorm
heftige Entzug, den man darauf hatte. Bis dahin hatte ich schon öfter mal einen
Entzug von Heroin gehabt. Das liegt einfach in der Natur der Sache, denn egal,
wie zuverlässig der Dealer auch sein mag, so gibt es doch immer wieder einmal
Probleme mit dem Nachschub. Der Entzug von Heroin ist schon sehr übel, aber er
dauert „nur“ drei bis fünf Tage. Zwar habe ich so einen Heroin-Entzug vorher
nie ganz durchgezogen, weil es dann meistens am 2. Tag oder so doch wieder ein
bisschen Heroin gab, dennoch wusste ich nur zu gut, wie sich so ein „Affe“
anfühlt. Aber hätte ich gewusst, was mich bei einem Codein-Entzug erwartet,
dann hätte ich ihn erst gar nicht angefangen und auf den Führerschein lieber
doch verzichtet, auch wenn das meine gesamte Existenz gefährdet hätte. Man kann
sagen, dass ein Heroin-Affe im Vergleich zu einem Codein-Entzug nur
Kindergarten ist – oder zumindest Grundschule… Ich aber bereitete mich eben auf
einen Entzug vor, wie ich ihn vom Heroin her kannte und da meine Mutter, mein
Stiefvater und Sarah, meine kleine Schwester, die gerade erst 7 Jahre alt geworden
war, sowieso seit meiner kurzen Inhaftierung über meine Probleme Bescheid
wussten, beschloss ich, den Entzug in Hessen bei meiner Familie zu machen.
Mein Substitutionsarzt verschrieb mir für diesen
Zweck „Mareen®“, das waren so Tabletten, ähnlich wie „Aponal®“, beide mit dem
Wirkstoff „Doxepin“, die gegen Depressionen und Angstzustände wirkten, aber
eben keinerlei Opiate enthielten und leider dementsprechend wenig bei einem
Entzug halfen. Aber bei mir würde manchmal auch ein Stück Süßstoff helfen, wenn
ich daran glaube, denn der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge und bei mir
würden Placebos bestimmt gut wirken. So packte ich also meine Sachen und die
meines Perserkaters „Kimba“ zusammen und fuhr mit ihm und unserem Gepäck mit
dem Zug los nach Hessen. Mit dem Bayern-Ticket war es viel billiger als mit dem
Auto, auch, wenn es vor allem wegen Kimba ungünstig war, da wir ja nur
Regionalbahnen benutzen durften und dadurch mit einmaligem Umsteigen in
Würzburg insgesamt etwa 7 Stunden unterwegs waren. Mein Kater war es aber
gewohnt zu reisen und er war auch ganz brav, solange ich bei ihm war (einmal
musste ich kurz auf die Toilette und er miaute durch den ganzen Zug). Ich bin
schon einmal zuvor mit ihm von Frankfurt nach München geflogen, da durfte ich
ihn sogar mit in den Passagierraum nehmen und ihn mit seinem Käfig auf den Sitz
neben mir stellen und ansonsten war Kimba auch schon öfter mit dem Auto dabei,
wenn ich für länger als drei Tage in Hessen meine Familie besuchte. In Hanau
holte uns meine Mutter am Abend ab und ich hatte noch ein kleines Fläschchen
Codeinsaft dabei, der noch für zwei Tage halten würde. So richtete ich mich
erst einmal im Gästezimmer ein und machte auch Kimba ein schönes Plätzchen mit
seinen Futternäpfen, seinem Bettchen und seinem Katzenklo. Gut, es wurde dann
schon ziemlich eng in dem kleinen Zimmer, aber meinen Kater hätte und habe ich
nie alleine gelassen. Außerdem fühlte ich mich schon sehr einsam, seit Stefan
in U-Haft saß und ich nur noch Kimba hatte, der zuhause auf mich wartete und
immer für mich da war. Abgesehen davon war es ein kleiner Trost, ihn in meiner
Nähe zu haben und mir keine Sorgen um ihn machen zu müssen, denn ich hatte
schon ziemliche Angst vor den folgenden Tagen.
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und nahm noch
eine Dosis vom Codein-Saft. Dann frühstückte ich erst einmal und unterhielt
mich mit meiner Mutter. Ich sagte ihr, was so ungefähr auf sie zukommen wird,
dass ich eben Durchfall haben werde und mich wohl auch manchmal übergeben muss.
Außerdem werde ich wohl kaum schlafen können die nächsten Tage. Sie nahm mir schließlich
die Flasche Codein weg und ging damit in Richtung Keller, nachdem ich am Mittag
noch einmal eine Kappe davon genommen habe und ich sah schweren Herzens ein,
dass es nun mit meinem Vorhaben losgehen musste. Später am Abend merkte ich dann bereits, dass ich
mich langsam etwas unwohl fühlte und immer unruhiger wurde. Trotzdem schlief
ich aber dann ein. Man muss wissen, dass ich einer der wenigen Menschen bin,
die eigentlich immer und unter sämtlichen Umständen schlafen können, so auch
meistens bei Entzügen, wenn auch mit einigen Unterbrechungen. Ja, was soll ich
sagen, Morpheus (der griechische Gott des Schlafes) meinte es eben schon immer
gut mit mir. Aber als ich ganz früh morgens aufwachte, war ich schließlich
schweißgebadet und total entzügig. Ich war so dermaßen unruhig und alles in mir
war in Aufruhr. Mir war übel und so musste ich mich zum ersten Mal übergeben.
Trotz meines bescheidenen Zustandes säuberte ich erst einmal Kimba´s Katzenklo
und gab ihm etwas zu Fressen und frisches Wasser. Egal, wie dreckig es mir auch
ging, um meinen Kater kümmerte ich mich immer und wenn ich auf allen vieren zu
seinen Näpfen hätte kriechen müssen, aber als ich das Katzenfutter roch, ging
die Kotzerei gleich wieder weiter. Als meine Familie dann aufwachte, war ich
schon mitten im absoluten Entzug. Meine Mutter fragte mich, wie es mir geht und
ich erzählte es ihr nur ganz kurz. Ich hatte einfach nicht die Nerven für ein längeres
Gespräch und auch nicht die Ruhe, um etwas zu lesen oder auch nur was im
Fernseher anzusehen. Das Fernsehen hat mich schon so manches Mal von meinen
Problemen abgelenkt, aber in diesem Zustand half auch das nichts. Meiner Schwester
Sarah erklärte meine Mutter meine Krankheit so gut es ging eben kindgerecht.
Sie sagte, so eine Sucht wäre vergleichbar mit Nägel-Kauen, womit man einfach
nicht mehr aufhören kann, wenn man es sich erst einmal angewöhnt hat. Sarah
verstand es und sie erzählte auch tapfer nichts ihren Freundinnen davon. Die
wenigen Male in dieser Zeit, als doch mal eine Freundin von ihr zu uns nach
Hause kam, hatte ich offiziell eben die Grippe.
Ich
lag in dem kleinen Gästezimmer mit Kimba, meinem treuen Gefährten, und wälzte
mich hin und her in meinem Bett und ich wusste nicht, ob und wie ich das alles
aushalten soll. Ich dachte dann, dass ich die verdammten drei Tage schon
irgendwie durchstehen werde. Tja, von wegen drei Tage! Der Entzug vom Codein
war nicht nur viel extremer von der Heftigkeit her im Gegensatz zum
Heroin-Entzug, sondern eben auch viel langwieriger. Schließlich begannen meine
Beine zu zappeln, keine Sekunde konnte ich meine Füße still halten. Diese
ruhelosen Beine nennt man das „Restless legs“-Syndrom, das ein typisches
Symptom bei einem Entzug ist und eines der ekelhaftesten überhaupt! Psychisch
ist man sowieso total in Aufruhr und ich fühlte mich so erschöpft, aber es ist
nicht möglich, sich auszuruhen, denn man findet einfach keine Ruhe und an Schlaf
ist auch nicht zu denken, wenn einem sogar im Liegen ständig die Füße zu laufen
anfangen. So wälzte ich mich hin und her und hatte seltsame Gedanken. Das
gemeinste aber an einem Entzug ist die Zeit! Irgendwie ist das Zeitgefühl total
gestört und man blickt zur Uhr und kann es nicht fassen, dass erst eine Minute
vergangen ist, seit man das letzte Mal darauf geschaut hat. Die Zeit vergeht
wie langgezogener Kaugummi und ein Tag auf Entzug fühlt sich subjektiv mindestens
wie eine ganze Woche an. Ich wartete einfach nur, dass die Zeit vergeht, in der
Hoffnung, dass es mir bald besser gehen würde. Aber das war erst der Anfang und
eine Besserung war noch lange nicht in Sicht!
Endlich
wurde es langsam Abend und plötzlich waren alle Schleusen offen! Obwohl ich den
ganzen Tag gar nichts essen konnte, kotzte ich, was das Zeug hielt. Ich bat
meine Mutter um einen Eimer, da auch der Durchfall anfing. So rannte ich dann
mindestens dreimal in der Stunde mit dem Eimer vorm Gesicht auf´s Klo und es
kam literweise hinten und vorne gleichzeitig aus mir raus. Der Witz ist, dass es
genau dasselbe Zeug war. Man konnte zwischen Durchfall und Kotze keinen
Unterschied mehr feststellen. Alles war die gleiche giftgelbe Flüssigkeit.
Dieses Zeug sollte ich von nun an 9 Tage lang sehen! Es ist schon erstaunlich,
was so ein Körper alles aushalten kann. Noch erstaunlicher finde ich, dass man
an einen Opiat-Entzug eigentlich nicht sterben kann, auch wenn es sich wie
Millionen Tode anfühlt, wohl aber an einen Alkohol-Entzug! Auch, wenn ich
tagsüber kaum aus meinem Zimmer raus kam, weil ich keinen sehen wollte, waren
doch die Nächte am schlimmsten. Alle schliefen und ich versuchte, meine
Kotz-Durchfälle so leise wie möglich hinter mich zu bringen. In meinem kleinen
Zimmer stank es so dermaßen - irgendwie nach Chemie - und das obwohl ich
ständig das Fenster kippte - Kimba wegen. Ich schwitzte ja auch wahnsinnig und
nach Duschen oder Baden war mir gar nicht zumute, denn gleichzeitig fror ich
auch die ganze Zeit über und zitterte wie Espenlaub. Nein, mir war nicht
danach, mich ins Wasser zu setzen, um beim Abtrocknen noch mehr zu frieren. Außerdem
habe ich auch keinen Sinn darin gesehen, da ich sowieso gleich wieder alles
vollgeschwitzt hätte. Es kam auch noch dazu, dass ich gar nicht die Kraft dazu
gehabt hätte, mich zu duschen. Ich war total schwach und erschöpft. Außerdem
hatte ich die ganzen 9 Tage lang Tag und Nacht das gleiche Nachthemd an. Ja, so
ein Entzug ist einfach nur ekelhaft und man stinkt.
Als
ich am Tag darauf morgens wieder mit meinem Eimer an Sarah und meinem
Stiefvater Rudi Richtung Toilette vorbei lief, sahen sie mich nur mit großen
Augen an. In Rudi´s Gesicht sah ich nur Unverständnis. Er ist Landwirt und
hatte noch nie etwas mit Sucht zu tun. Er versteht es deshalb auch nicht. Er
schüttelte nur immer wieder den Kopf und sagte, dass er nicht versteht, wie man
sich selbst nur so etwas antun könne! Ja, „normale“ Leute denken wohl so und
können einen Süchtigen auch niemals wirklich verstehen. Wie auch? An Sucht ist
so gar nichts Logisches! Sarah sagte immer nur ganz leise „Guten Morgen“ und
sah mich schüchtern an. Ich weiß nicht, ob sie damals Angst vor mir hatte oder
mir einfach nicht auf den Geist gehen wollte. Wahrscheinlich ein bisschen von
beidem. Jedenfalls vermied sie es die ganze Zeit über, mich irgendwie
anzusprechen oder mir in die Augen zu schauen. Trotz meines Zustandes merkte
ich das sehr wohl, auch, wenn ich es niemals angesprochen habe. Das machte mich
auch fertig und wahnsinnig traurig. Ich wollte sie alle doch nicht mit meinem
Scheiß belasten!
In
der zweiten Nacht hielt ich es dann nicht mehr aus! Es ging mir so elend, dass
ich glaubte, ich würde diesen Entzug nicht überleben. Ich schlich teilweise auf
allen Vieren hinunter in den Keller, wo meine Mutter zwei Tage davor mit der Flasche
mit dem restlichen Codeinsaft verschwand. Ich suchte ein paar Minuten, aber der
Keller war total voll mit sämtlichen alten Klamotten und Schachteln und
Millionen anderen Sachen. Es war einfach aussichtslos, dort so eine kleine
Flasche zu finden! So ging ich wieder rauf und stellte mich ins Schlafzimmer
neben das Bett meiner Mutter. Ich wusste nicht, was ich da eigentlich tat, alles
was wusste, war, dass ich es nicht mehr aushalte. Keine Minute länger! Ich
wollte aber auch nicht das ganze Haus aufwecken. So beobachtete ich meine
Mutter eine Weile, während sie schlief und versuchte, die wirren Gedanken in
meinem Kopf zu ordnen. Sie fühlte wohl meine Anwesenheit und wachte kurz danach
auf. Sie fragte, was los sei und ging mit mir ins Wohnzimmer, um Rudi, nicht zu
wecken. Ich erklärte ihr, dass ich nicht mehr kann und sie mir doch bitte den
restlichen Saft geben soll. Eigentlich wollte ich meine Familie so wenig wie
nur irgend möglich mit meinem Entzug belasten, aber zu diesem Zeitpunkt ging es
nicht mehr anders. Sie fragte, was denn dann aus dem Führerschein wird und ich meinte
nur, dass mir das egal sei und ich, wenn ich jetzt den Saft kriege, am nächsten
Tag wieder heim fahren würde und mich sofort um einen Platz kümmern werde für einen Narkose-Entzug, den auch der Hessische Bajuware in dieser Zeit machen
wollte. Er erzählte mir kurz davor von dieser Entzugsmethode und das wollte ich
dann auch machen. Wenn man in Narkose ist, kann man ja schließlich nicht
abbrechen, weil man ja gar nichts davon mitbekommt. So hörte es sich zumindest
an, aber auch diese Entzugsmethode sollte sich als katastrophal erweisen, wie
ich später vom Hessischen Bajuwaren erfuhr. Jedenfalls blieb meine Mutter hart
und gab mir nichts von dem bisschen Codein, das sie noch versteckt hatte. Ich
bettelte sogar, aber sie blieb eisern. Eigentlich habe ich sonst niemals um
Drogen gebettelt, so tief wollte ich nie sinken und ich habe meine paar
Prinzipien immer eingehalten (nicht für Drogen auf den Strich zu gehen, nicht
meine Familie, Freunde oder überhaupt jemanden zu bestehlen, niemals jemanden
zu verraten, keinen mit meiner Sucht zu belästigen und eben nie um Drogen zu
betteln – fragen: ja, betteln: nein!). Schließlich schickte sie mich nach
einiger Zeit wieder ins Bett, gab mir vorher noch zwei Teelöffel Melissengeist
und eine Tasse „Gute-Nacht-Tee“. Natürlich wirken solche Naturprodukte nicht
wirklich bei einem so heftigen Entzug, da ist es dann auch schon egal, ob man
daran glaubt oder nicht.
Mittlerweile
hatte ich auch gar keine Wahl mehr, als das alles durchzustehen. Schließlich
ging es mir inzwischen so dreckig, dass ich es niemals geschafft hätte, mir
irgendwo Drogen zu besorgen oder gar mit dem Zug wieder nach Hause nach Bayern
zu fahren. Dazu hatte ich einfach die Kraft nicht mehr. Ich konnte auch nicht richtig
schlafen und die Nächte fühlten sich wie Wochen an. Dann nahm ich so eine
Mareen®-Tablette, die mir mein Arzt mitgegeben hatte. Ich habe es bis dahin
immer vermieden, die Tabletten zu nehmen, weil ich grundsätzlich etwas gegen
Tabletten habe, aber jetzt war mir sowieso alles egal und was sollte schon noch
Schlimmeres kommen? Die Tabletten konnte man vierteln und ich nahm eine halbe
davon. Danach gelang es mir, wieder für kurze Zeit einzuschlafen. Eigentlich
ist es ein Segen, wenn man während eines Entzuges schlafen kann und wenigstens für
ein paar Stunden nichts mehr von seinem elenden Zustand mitbekommt. Außerdem
vergeht dann die Zeit zumindest ein bisschen schneller. Naja, richtig
geschlafen habe ich da auch nicht, denn länger als eine Stunde am Stück habe
ich nur selten geschafft und immer, wenn ich wieder aufwachte, nahm ich noch
eine viertelte Mareen® und schlief dann gleich wieder ein. Trotz der Einnahme
von jeweils einer viertel Tablette nach jedem Erwachen blieb ich immer noch
unter der empfohlenen Höchstdosis. Es war eigentlich nur eine einzige Nacht, in
der ich überhaupt gar nicht schlafen konnte - keine einzige Sekunde! Ich weiß
noch, dass ich mir damals „Wetten dass…?“ im TV ansah, das war das erste Mal
seit Tagen, dass ich es geschafft hatte, mich mehr als nur eine Minute auf
einen Film, bzw. eine Show zu konzentrieren. Trotzdem war in meinem Fall der
Schlaf ja sowieso kein Vorteil, keine Erleichterung und keine Zuflucht! Es
machte alles nur noch viel schlimmer, weil mit dem Schlaf dann auch die Träume
kamen! Und was für welche!!! Nie mehr davor oder danach hatte ich in so kurzer
Zeit so viele so extrem realistische Albträume, als in diesen Wochen! Kein
Horrorfilm könnte annähernd so schlimm sein, als diese Träume, die so überaus
echt wirkten. Es war einfach nur grausam und ich war immer fix und fertig, als
ich schweißgebadet aufwachte und hatte Angst davor, wieder einzuschlafen. Und
das will was heißen, wenn jemand es während eines Entzuges vorzieht, wach zu bleiben
anstatt zu schlafen!
An
drei Albträume kann ich mich noch heute – 15 Jahre später - so gut erinnern,
als wäre es erst gestern gewesen. Die Träume haben sich geradezu in mein Gehirn
eingebrannt. Ich träumte als erstes, dass ich in so einer Art Disko war. Dort
waren viele Menschen, die plötzlich alle Panik bekamen und davon liefen. Ich
versteckte mich hinter dem Tresen und es kam ein maskierter Mann herein. Er sah
aus wie aus einem Horrorfilm entsprungen und kam auf mich zu. Ich kroch leise
in das nächste Zimmer und erstarrte bei dem Anblick, der sich mir da bot. Es
war eine große leere Halle mit weißen Fliesen an den Wänden und am Boden.
Überall hingen so große Fleischer-Haken von der Decke, solche wie sie mein
Onkel Sepp daheim in seiner Privat-Metzgerei immer hatte (das Metzgern war
seine Leidenschaft und so machte er privat damit weiter, obwohl er beruflich
schon längst als Wachmann arbeitete). An den Fleischer-Haken hingen lauter
Leichen, aber nur Frauen und Kinder! Ich fragte mich, wo wohl die Männer waren.
Diese Haken waren jeweils an den Nacken befestigt und so baumelten die Leichen
im Raum herum. Erstaulich war, dass man kein Blut am Boden sah. Trotzdem war es
ein furchtbarer Anblick und ich hatte Todesangst, als ich den maskierten Mann
hereinkommen hörte. Er sagte, dass er ganz genau weiß, dass ich hier bin. Ich
versuchte, mich hinter den Leichen zu verstecken. Ich habe sie so genau
gesehen: Viele schmerzverzerrte, tote Frauen- und Kindergesichter, es waren
mindestens 100 Leichen in dem Raum und so viele tote, leere Augen. Ich wusste,
dass es auch mein Schicksal sein wird, hier ebenfalls zu sterben und genauso
aufgehängt zu werden. Schließlich sah er mich, kam auf mich zu und sagte, dass
mit den Männern noch schlimmeres passiert sei. Er hatte ein Beil in der Hand
und das Gefühl, diese Angst, die ich in dem Moment verspürte, war so echt, dass
es realistischer nicht sein hätte können. Dann wachte ich auf. Ich keuchte,
schwitzte, zitterte und Kimba sah mich aus einiger Entfernung mit großen Augen
an. Ich brauchte lange, um damit klar zu kommen. Na gut, in dieser Nacht
schlief ich nicht mehr und ich dachte mir, dass es wohl normal sei bei einem
Entzug, Albträume zu haben. So ging es dann also weiter mit Durchfall und
eimerweise Galle-Kotzen. Ich konnte immer noch nichts essen. Am übernächsten
Tag träumte ich von einem riesigen Wal, der wieder in einem weiß-gekachelten
Raum auf dem Trockenen lag. Er war tot. Und es war irgendwie so bizarr, denn
ich fragte mich im Traum noch, wie der Wal wohl in diesen Raum gekommen war. Der
Traum war zwar nicht so schlimm, aber trotzdem so seltsam, dass er mir in
Erinnerung blieb und ich total verwirrt aufwachte. Es war eine der schlimmsten
Zeiten meines Lebens. Eine Nacht später, als ich mal wieder für kurze Zeit
einschlief, hatte ich den schlimmsten Traum überhaupt! Jawohl, es geht noch
schlimmer!!! Das war echt der absolute Hammer! Ich träumte, dass Sarah
gestorben ist und in einem Sarg liegt. Dieser Sarg stand in einer Kirche und ich
hatte irgendwie sowas wie einen Röntgenblick, denn ich konnte durch das Holz
des Sarges sehen, dass sich Sarah im Sarg innen noch bewegte. Ihr kleiner
Körper lag irgendwie ganz verdreht da drin. Dann waren plötzlich meine Mutter,
meine Tanten und ich auf einem Friedhof mit Sarah im Sarg und er sollte in die
Erde hinunter gelassen werden. Ich schrie meine Mutter an, dass sie das nicht
zulassen darf, weil Sarah doch noch lebte! Sie nahm mich in den Arm und sagte:
Becky, du musst dich jetzt damit abfinden. Ich war irritiert, dass meine Mutter
und meine Tanten alles scheinbar so selbstverständlich hinnahmen und mir nicht
glaubten, dass Sarah sich noch bewegt hat und so gingen sie langsam weg. Ich weiß noch
genau, welche Klamotten meine Mutter bei der Beerdigung getragen hat.
Verzweifelt und total verwirrt blieb ich zurück und fing an, mit den Händen die
Erde wieder vom Sarg zu entfernen. Dann wachte ich zum Glück auf. Ich war total
verstört und ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt wahnsinnig werde. Jetzt ist
es so weit, dachte ich. Ich hatte tatsächlich ernsthaft Angst, dass ich
verrückt werde! Die körperlichen Symptome dieses Entzuges waren zwar wirklich
schlimm und extrem, aber nicht annähernd so krass wie das psychische Desaster,
das ich während des Entzuges hatte und ich dachte ernsthaft, dass ich psychisch
einen Schaden davon behalten würde. Von den Träumen war ich noch total verstört,
und dass ich sie bis heute nicht vergessen habe, heißt ja auch schon einiges…
Jedenfalls
ging das alles so weiter mit Durchfall, kotzen, frieren, schwitzen, zittern,
Schlafprobleme, „laufende Füße“, Schmerzen am ganzen Körper, totale
Erschöpfung, Schwäche, Depressionen, Verwirrtheit und Albträume. Es war wirklich
eine gottverdammte Scheiße. Als ich schließlich am 7. Tag aus meinem Zimmer
kam, flüsterte Sarah ganz leise zu meiner Mutter: „Ich glaube, heute geht es
Becky schon ein bisschen besser!“ Ich fühlte mich schlecht, weil Sarah sich das
nur leise sagen traute und mich eigentlich die ganze Zeit über nie direkt
angesprochen hatte, wie mir jetzt plötzlich auffiel. Nun ja, ich fühlte mich
nicht wirklich besser, aber anscheinend sah ich für meine Schwester so aus. Ich
hatte nun schon 7 Tage nichts gegessen - überhaupt gar nichts -, und trotzdem
kam noch literweise das giftgelbe Zeug aus mir raus. Ich fragte mich wirklich,
wo das alles bloß her kommt! Am 9. Tag habe ich dann zum ersten Mal eine Suppe
zu mir genommen. Und am nächsten Tag hat mich meine Mutter überredet, dass ich
mit ihr und Sarah etwas spazieren gehen sollte. Wir fuhren mit dem Auto zu
einem Schloss in der Nähe, wo die Gegend wirklich wunderschön ist, aber die
Fußwege zum und durch den Wald sehr lang waren. Ich war so schwach, dass ich
schon nach ungefähr zehn Minuten am Ende meiner Kräfte war und streikte. So
fuhren wir bald wieder zurück nach Hause, aber nicht bevor mir meine Mutter
noch eine weitere viertel Stunde Spaziergang abgerungen hatte. Von da an ging
es aber dann langsam aufwärts. Man kann sagen, dass die richtig schlimme Zeit
ganze 9 Tage dauerte. Das waren die längsten 9 Tage meines Lebens! Fit war ich
noch lange nicht. Ich war depressiv und die Zeit verging immer noch so
unendlich langsam. Alles war so langweilig und ich wusste gar nichts mit mir
anzufangen. Körperlich hatte ich ab dem 11. Tag dann keinen Durchfall und kein
Kotzen mehr, aber psychisch ging es mir immer noch katastrophal. Schließlich
musste ich wieder nach Hause fahren, denn ich sollte ja zwei Tage später wieder
zur Arbeit und davor wollte ich mich daheim noch etwas akklimatisieren. Es
kostete meine ganze Kraft, Kimba und mein Gepäck zum Zug zu tragen und die
lange, anstrengende Fahrt nach Hause zu überstehen.
Als
ich wieder zuhause war, versuchte ich, etwas Ruhe zu finden und telefonierte
mit meiner Tante Miriam, die sich unter anderem auch mit Traumdeutung und so
Sachen beschäftigte und zu der ich ja schon immer ein sehr inniges Verhältnis
hatte. Ich erzählte ihr von meinen Träumen, vor allem von dem Traum mit Sarah.
Sie beruhigte mich und erklärte mir, dass ein geträumter Tod eines Menschen
nicht bedeutet, dass dieser Mensch stirbt. Der Mensch, von dem man träumt,
versinnbildlicht nur gewisse Eigenschaften, die einen selbst betreffen, so
könnte der Sarah-Traum bedeuten, dass ich das Kind in mir begrabe, bzw. nicht
loslassen will. Das hat mich wirklich sehr beruhigt. Trotz allem litt ich noch unter
einem enormen Suchtdruck und konnte mich auf nichts konzentrieren. Darüber
hinaus hatte ich immer noch keinen Nerv, mich mit irgendetwas zu beschäftigen.
Ich war innerlich noch so unruhig, dass es nicht möglich war, mich hinzusetzen
und Musik zu hören, fernzusehen, ein Buch zu lesen, einen Brief zu schreiben,
zu stricken oder was weiß ich noch alles. Außerdem war das Zeitgefühl auch noch
sehr gestört und die Zeit verging immer noch viel zu langsam. Jede Minute war
die reinste Qual. Es ging einfach gar nichts! Dieser unhaltbare psychische
Zustand dauert dann normalerweise noch einige Monate bis zu einem Jahr, wie ich
von anderen Menschen weiß, welche die Abstinenz nach einem Entzug länger
durchgehalten haben als ich. Dennoch hatte jeder, den ich kenne, früher oder
später wieder einen Rückfall, denn dieser Zustand ist einfach nicht über einen
so langen Zeitraum hinweg durchzuhalten!
Am
nächsten Tag traf ich den „Hessischen Bajuwaren“. Ich hatte den totalen
Suchtdruck und ich wusste, dass er Heroin hatte und so habe ich doch noch
einmal gebettelt, dass er mir welches geben sollte und der Führerscheintest,
für den ich den ganzen Horror ja eigentlich gemacht und durchgestanden hatte,
und der 5 Tage später stattfinden sollte, war mir in diesem Moment total egal. Der
„Hessische Bajuware“ fuhr mit mir zu Mc Donalds, gab mir einen Burger aus,
legte meinen damaligen Lieblingssong „LemonTree“ im Autoradio ein, unterhielt sich mit mir
im Auto und blieb eisern. Hätte ich an jenem Tag einen anderen Freund
getroffen, dann hätte ich damals ohne Zweifel wieder etwas genommen und meinen
Führerschein verloren und das, obwohl ich diese Hölle durchgemacht habe! Da
kann man mal sehen, wie enorm stark so ein Suchtdruck sein kann und man sieht
auch, wie wichtig wirkliche Freunde sind! Vernunft zählt nicht mehr, wenn man
süchtig ist. Das ist im Endeffekt ja auch der Grund dafür, dass Menschen aus
allen Berufs- und Gesellschaftsschichten einer Sucht zum Opfer fallen können,
denn Sucht ist eine Krankheit und hat weder mit Verstand, noch mit Logik oder mit
Vernunft etwas zu tun. Und genau das ist es, was Menschen, die noch nie eine
Sucht am eigenen Leib erfahren haben, nie verstehen werden.
Schließlich
bestand ich dann den Führerscheintest, wurde aber gleich danach wieder
rückfällig und begab mich relativ schnell wieder ins Substitutionsprogramm mit
der vermeintlichen Gewissheit, dass ich es niemals schaffen würde, für längere
Zeit abstinent zu leben. Damals habe ich mich praktisch damit abgefunden, dass
ich bis zu meinem Lebensende einmal wöchentlich meine „Take-Home“-Dosis beim
Arzt holen werde und für den Rest meines Lebens abhängig bleiben würde. Ich
habe es nüchtern gerade einmal so lange ausgehalten, wie es unbedingt nötig
war! Der Entzug ist eben die eine Sache, aber die lange Zeit danach bis sich
alles wieder normalisiert hat im körpereigenen Opiat-Haushalt, das ist eine
vollkommen andere Geschichte! Die Macht der Drogen ist eben nicht zu unterschätzen!
Dennoch habe ich nun eine Möglichkeit gefunden, wie es tatsächlich
funktioniert, dass man beinahe ohne jegliche Entzugs-Symptome in nur 5 Tagen
von Heroin oder sämtlichen Substitutionsmitteln weg kommt ohne diesen
Hirn-Wahnsinn danach! Es gibt tatsächlich eine Entzugsmöglichkeit, welche den
körpereigenen Opiat-Haushalt in nur wenigen Tagen wieder ausgleicht und der
Teil vom Gehirn, der für Sucht zuständig ist, praktisch wieder auf Null
gestellt wird. Aber das ist eine andere Geschichte, von der ich demnächst berichten
werde.
Viele
Grüße,
Becky
P.S.:
An dieser Stelle möchte ich meiner Familie noch einmal „Danke“ sagen, dass sie
diese Hölle mit mir durchgestanden und mich unterstützt haben.
© Drogenwelt
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Flashback in die 90er! Ist schon heftig so'n DHC-Entzug. Kann mich auch noch gut erinnern!
AntwortenLöschenWieso werden zur Substitution immer Mittel genommen die noch abhängiger machen als Heroin? Und vor allem viel schwieriger zu entgiften sind...
Ja, so war das in den 90-ern...! Aber was das Problem betrifft, dass zur Substitution nur Mittel freigegeben sind, die noch süchtiger machen und langwieriger zu entgiften sind, als Heroin, hat sich leider bis heute nicht wirklich geändert! Bei Methadon und Polamidon ist es im Grunde ja genauso! Schade, dass scheinbar noch keiner, der die Gesetze macht oder die Substitutionsmittel festlegt, jemals einen Entzug davon am eigenen Leib erlebt hat. Dann würde er vermutlich anders entscheiden... In der Theorie hört sich wohl so manches besser an, als es in Wirklichkeit ist!
AntwortenLöschenWow, packende Story. Hoffe du bist mittlerweilen ein bisschen positiver Eingestellt bezüglich deinen Rückfällen. Wenn Du wirklich etwas hast, woran Du dich festhalten kannst, was Dir einigermassen einen Sinn im Leben ergibt, dann kannst Du alles erreichen. Es spielt sich alles im Kopf ab. Der Gedanke ist der Beginn einer Tat und eine der mächtigsten Waffe. Lies dich ein bisschen ein in das Thema "positiv denken". Du wirst staunen was alles möglich ist. Beginn mit leichten Büchern wie "das Lola Prinzip" oder "the secret", dann arbeite dich vor. Es bewirkt wunder!!!
AntwortenLöschenHallo Becky,
AntwortenLöschenerstmal danke ich dir für so einen detallierten Bericht über deinen Entzug.
Am Ende deines Berichts, schreibst du über eine Methode, wie man leicht und mit Wenig Entzugssymptomen von dem Zeug weggkommt. Würdest du mir diese Methode bitte verraten? Meine Verlobte ist grad dabei vom Codein wegzukommen, und ich will, dass sie es so leicht wie möglich übersteht. Ich wäre dir unendlich dankbar, wenn du mir mehr über diese Methode verraten würdest.
lg micha
Hi Micha,
AntwortenLöschenmeld Dich doch bitte via privater email (findest Du unter Kontakte, dann kann ich Dich gerene beraten. LG, Becky
Ich war seit ich denken kann abhängig immer von anderen Sachen, Alk, Personen, am Ende von Codein Tabletten. Nebenbei von IT Foren, ich war nie real sozialisiert.
AntwortenLöschenIm kalten Entzug stecke ich mittendrin, was psychisch am Ende bleibt oder hervor kommt
macht mir Angst. Ich kenne die Person nicht mehr.
So bin ich auf diese Seite gestoßen die mir wenigstens eines zeigt:
Ich bin nicht alleine auf der Welt in dem Kampf.
Vielen Dank für den Bericht.
lg Rima
Ich weiß genau, was du meinst und ich kann dich wirklich beruhigen: Du bist nicht allein - ich würde sogar behaupten, dass du in guter Gesellschaft bist! Also, gib nicht auf! Viele kämpfen genau in diesem Augenblick mindestens genauso hart wie du! Wenn es ganz schlimm kommt, tröste ich mich immer damit, dass es ja kaum noch schlimmer werden kann. ...und erst, wenn man die tiefen Täler kennt, weiß man die Berge - und sogar die Hügel - zu schätzen.
LöschenGanz viel Kraft wünsche ich dir!
Becky
Hi Becky!Dein Entzug war ja schlimm,schön das du nicht aufgegeben hast!Ich habe Tramal,Tilidin und Gelonida genommen,der Entzug bei Tramal bzw.Tilidin war für mich am schlimmsten!Deshalb nehme ich beide auch nicht mehr,bei Gelonida hab ich ein Entzug durch,aber er war bei weitem nicht so schlimm wie bei dir!Kopf-und Gliederschmerzen,Frieren und Schwitzen im Wechsel,Durchfall..!Aber Erbrechen hatte ich nicht gehabt,aß trotzallem normal und psych.Probleme (Depressionen,Alpträume) hatte ich auch nicht.Zum Glück!!Alles zusammen dauerte 5-7 Tage.Aber vielleicht reagiert der menschl.Körper unterschiedlich auf Entzugssympthome??
LöschenHi Becky und danke fuer Deine Schilderung!! Ich habe z.T. ca. 1.300mg DHC taeglich konsumiert weit ueber 10 Jahre und bin seit Jahren nun auf 250 mg. Es geht.auch psyschich!! Aktuell lasse ich den Rest weg. Ist natuerlich durch die kleine Restmenge viel softer.Es geht!! LG
AntwortenLöschenHi Becky,thx für Deine detalierte Schilderung!Das hört sich j furchtbar an,was Du durchmachen mußtest!Ich nehme seit 1998 Schmerzmittel: Tramal,Tilidin und Gelonida,wobei ich Tramal und Tilidin nicht mehr nehme!Ich kann aus eigener Erfahrung sagen,bei mir waren der Tramal bzw.Tilidinentzug die Hölle!Bei Gelonida hab ich zwei Entzüge hinter mir,aber solch schlimme Erfahrungen wie Du hab ich nicht gemacht.Es war natürlich alles andere als angehehm,Kopf-und Gliederschmerzen,Frieren und Schwitzen abwechselnd und Durchfall!Aber psych.schwere Sympthome wie Depressionen hatte ich (zum Glück) nicht und auch kein Erbrechen.Hab auch normal gegessen/getrunken!In max.5-7 Tagen war alles überstanden!Hab gelesen,das Enzugserscheinungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich verlaufen!
AntwortenLöschenHallo darla, befinde mich gerade seit 3 Tagen in Codein und Tramalentzug, zu Hause. Codein nahm ich, wie Du seit 1998. Habe so wahnsinniger Kopf-und Gliederschmerzen, wie auch ein Gefühl von schwerster Müdigkeit, Schlafen kann ich nicht. Nackenschmerzen sind ganz schlimm. Kannst du mir bitte aus Erfahrung sagen nach wie viele Tagen werde ich mich etwas besser fühlen ? Wird diese grausame Erschöpfung und Konzentrationsschwäche bald weg sein. Werde ich bald einen ganz normalen Leben führen können. Bin total am Ende. Danke für eine Antwort,
AntwortenLöschenHi,also das ist wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich.Der Tramalentzug dauerte ziemlich lange und war heftig!Bei Gelonida war es (bei mir) zum Glück nicht so schlimm,es dauerte ca.4-7 Tage.Der letzte war sogar nach 5 Tagen vorbei!!Muß dazu sagen,ich habe keine andren Sachen zusätzlich genommen,Rauschgift hab ich nie probiert!Weiß nicht wie lange es bei dir nun dauert,jeder Körper reagiert unterschiedlich!Aber ich wünsche dir,das es schnell vorbei geht!!!
Löschennachtrag zum 23.12.13. habe weiter reduziert. seit etwa neun monaten nnauf 70 mg täglich. hat sich alles gut eingependelt. einfasch wars nicht immer z.b. müdigkeit. mittlerweile läuft es eigentlich sehr gut und konstant. von 1.300 mg base auf 70 mg und das mit langfristigem erfolg. das langsame reduziern hat sich für mich gelohnt und körper und seele konnten sich schonender umstellen. nachdem die reduktion konsequent über jahre hinhaut plane ich die letzten 70 mg schrittweise auf o zu reduzieren. es hat sich alle mal gelohnt wieder einen klaren kopf zu haben.
AntwortenLöschenmeine geschichte.
AntwortenLöschenetliche entzüge sogenannter "legalen" drogen wie alkohol,codein,benzos habe ich durchstanden,wobei die verschiedenen älkoholentzüge,sowohl zu hause,als auch stationär,hoffentlich endgültig durchlitten sind.
seit 15 jahren bin ich trocken,
zur Zeit nehme ich noch täglich 120mg DHC,sowie 20 mg diazepam ein.
zu meinen hochzeiten waren es 10 mg tavor,20 tabletten codicaps,zusätzlich co 300 mg DHC.
nachdem von heute auf morgen die zufuhr von codis und tavor gestoppt wurden,habe ich diese unterschiedlichen drogen,nach mehrjäuriger einnahme entziehen müssen.
anfänglich,die ersten wochen unterstüzt durch 40 mg diazepam,die ich mittlerweile halbieren konnte.
jeder entzug war fürchterlich,psychisch,wie physisch,
doch es klappte.
nach etwa 2 monatigen durchleiden des entzugs,war das psychische leid mit allen vegetativen entgleisungen,sowie fürchterlichen albträumen das schlimmste.
habt mut,es geht!!!!
falls jemand fragen im detaille hat,möchte ich gerne helfen.
hat man die angst vor dem entzug im griff,ist das größte hinderniss überwunden.
jetzt versuche ich den rest zu bewältigen und gebe mir selbst zeit bis zum ende des jahres.
bewußt habe ich eine nüchterne beschreibung in form eines berichtes gewählt.
wie gesagt,man kann es schaffen!!
viel liebe und empathie von sikora.
Liebe Becky, deine Geschichte macht mir große Angst. Ich hoffe dass dich diese Nachricht von mir noch erreicht.
AntwortenLöschenIch bin seit über fünf Jahren von Codein abhängig.
Mehr ein Versehen, als bewusst.
Ich war täglich bei einer Dosis von 6-10 dhc 90 mg Tabletten und zusätzlich je nachdem was mein doc mir verschrieb, eine Flasche paracodin Tropfen oder tussoret Kapseln.
Ich habe mich vor drei Tagen meinem Lebensgefährten gegenüber geöffnet und ihm alles erzählt. Wir sind zwei Jahre zusammen und er wusste von nichts.
Ich mache nun seit gestern mit ihm an meiner Seite einen kalten Entzug zu Hause und es ist die Hölle.
Kannst du mir bitte schreiben was du ganz am Ende deiner Geschichte meintest, wie es erträglicher wird? Ich halte es nicht mehr lange aus.
Hallo Nini!
LöschenBitte entschuldige, dass ich deinen Kommentar erst jetzt gesehen habe; ich war die letzte Woche nicht online.
Ich kann dir sehr gut nachfühlen, wie es dir ging. Wenn du durchgehalten hast, dann müsstest du mittlerweile schon merken, wie es langsam wieder aufwärts geht.. Wenn nicht, was ich sehr gut verstehen könnte, denn es ist wirklich sehr, sehr schwierig, dann fällt mir eigentlich nur entweder die Abdosierung ein oder - falls es für dich finanziell machbar ist, der Entzug mit dem Neuro-Jet, z.B. in der Schweiz. Ich habe den Opiat-Entzug dort gemacht und kann nur sagen, dass es funktioniert und du dort kaum Entzugserscheinungen hast. Es kommt zwar auf die Substanz an; ich habe dort Methadon entzogen, aber auch bei anderen Opiaten ist der Entzug mit dem Neuro-Jet kein Vergleich zum kalten Entzug.. Du kannst dich hier ja mal darüber informieren: http://www.proadicta.ch/
Wenn du daran ernsthaft Interesse hast, dann schreib mich nochmal an, dann kann ich dir, wenn es dich interessiert, auch einen Erfahrungsbericht von mir schicken, den ich darüber einmal geschrieben habe.
Hast du mit deinen Ärzten denn schon mal über eine langsame Abdosierung gesprochen? Der Entzug ist dann zwar immer noch sehr schwer, aber von einer hohen Dosis auf Null zu gehen, ist doch ein Unterschied.
Es tut mir leid, wenn dir meine Geschichte Angst gemacht hat, das war nicht meine Absicht. Ich hab halt nur berichtet, wie ich es erlebt habe und du hast ja selbst schon gemerkt, dass es nun mal die Hölle ist.
Ich hoffe, du konntest es aushalten und es ist wichtig und schön, dass du jemanden an deiner Seite hast, der dich unterstützt.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft!
Becky
Kann mir bitte jemand helfen?
AntwortenLöschenIch halte es nicht mehr aus, den Codein Entzug.