Eine
interessante Story über Drogen, Kriminalität, Familien-Dramen, Liebe, Verrat,
Beziehungen, andere Länder und der Wunsch nach Frieden und Freiheit
Am 26.5.1962 gegen 17.00 Uhr
erblickte ich im Bürgerhospital in Frankfurt am Main das Licht der Welt. Leider
waren die Umstände wenig erfreulich. Meine Mutter stammt aus einer angesehen
Frankfurter Kaufmannsfamilie und hatte sich mit einem Marokkaner, der hier
Urlaub machte, eingelassen. Er war kein Gastarbeiter, sondern kommt ebenfalls
aus einer sehr reichen und angesehenen Familie in Tanger. Hier noch einige
Eckdaten zu dem Lebenslauf meiner Mutter: Sie wurde während des zweiten
Weltkrieges geboren und ist in Frankfurt aufgewachsen. Meine Großeltern hatten
von ihren Eltern eine Sportgroßhandlung übernommen und diese über den Krieg
gerettet. Allerdings hat dann ein linker Prokurist waggonweise Waren
„umgeleitet“. Mein Großvater konnte aber einen großen Teil seines
Privatvermögens retten. Mein Onkel Peter wollte die Konkurs gegangene Firma
retten, aber das ist ihm leider nicht gelungen. Früher habe ich Peter häufig
für einen Luftikus gehalten aber ich habe gemerkt, dass er sehr viele
menschliche Qualitäten hat. Als ich zuletzt mit ihm Kontakt hatte, arbeitete er
bei AWD - Frankfurt. Ich fand ja schon immer, dass diese Firma einen recht sektenähnlichen
Charakter hat, aber wir haben ja Religionsfreiheit… Seine Frau und meine Mutter
konnten sich nie riechen und ich habe damals den Fehler gemacht, auf meine
Mutter zu hören. Meine Mutter war eben etwas frühreif und hatte sich auch schon
an ihren Klavierlehrer „vergriffen“, was meiner Großmutter so gar nicht passte.
Mein armer Vater wurde vor den Familienrat „zitiert“ und sollte da Rede und Antwort
stehen, wie er sich die Zukunft mit meiner Mutter vorstellt. Der arme Kerl
verließ fluchtartig das Land. Meine Mutter hatte eine „gute Freundin“, welche
ihr riet, mich zur Adoption freizugeben, damit sie sich ihre Zukunft nicht
versaut – es war damals Ende 1961. Lange Zeit konnte sich meine Mutter nicht
entscheiden und auch nach meiner Geburt wusste sie noch nicht, was sie wollte –
ein Glück, dass damals Abtreibungen verboten waren! Als ich meine Mutter
kennengelernt habe, wurde ich bei ihrer gesamten Familie herumgereicht und
durfte auch an ihren Partys teilnehmen, auf denen furchtbar wichtige Leute
waren. Heute haben wir keinerlei Kontakt mehr zueinander.
Als sich meine Mutter dann doch
endgültig für eine Adoption entschieden hatte, war ich etwa fünf Monate alt und
lag dann schließlich in einem Adoptionsheim. Zwei Bewerber-Pärchen kamen in die
engere Auswahl; ein amerikanisches Ehepaar und ein kinderloses deutsches Paar. Es
gibt ein Bild von mir als Kind mit zwei verbundenen Händen – Ich hatte innerhalb
von wenigen Tagen nacheinander mit beiden Händen immer absichtlich auf die heiße
Herdplatte gefasst, nur um so wenigstens etwas spüren zu können. Dadurch, dass
ich meine ersten Monate in diesem Adoptionsheim verbringen musste, habe ich das
sogenannte Urvertrauen nicht mit auf den Weg bekommen. Um einen bildlichen Vergleich
heranzuziehen: Wenn die Psyche eines normalen Menschen ein Garten ist, so war meine
eine Wüste mit Vulkanen. Nur durch die Zauberkunststücke guter Psychiater geht es
mir heute soweit ganz gut. Hätte es damals schon die Bewertungskriterien von
heute gegeben, dann wäre ich in den USA aufgewachsen. So aber kam es, dass ich
bei der deutschen Pflegefamilie aufgewachsen bin. Mein Pflegevater konnte
selber keine Kinder bekommen und sexuell kam er wohl auch nicht mit meiner
Pflegemutter klar. Jedenfalls gab es einige Seitensprünge. Sein Hobby war die
Jägerei und ich hatte dann die dankbare Aufgabe, die Tier abzuhäuten und
auszuweiden. Das hat auch gut zu meiner damaligen seelischen Situation gepasst…
Ich war hyperaktiv und
gewalttätig. Meine arme Adoptiv-Schwester hatte furchtbar unter mir zu leiden und
heute tut es mir selber weh, dass ich sie so übel behandelt habe. Schon in der
ersten Klasse musste ich in eine andere Klasse versetzt werden, weil meine
Lehrerin nicht mit mir zurecht kam. Ich war mal der Klassenclown und dann
wieder vorlaut oder gewalttätig – eben auffallen um jeden Preis! Bis heute habe
ich eine psychomotorische Störung; ich kann nicht richtig ruhig sitzen oder
stehen und mache damit meine Mitmenschen oft nervös und ärgerlich. Hätte mir
damals meine Adoptiv-Mutter das Ritalin (Wirkstoff:
Methylphenidat) gegeben, was mir der Arzt verordnet hatte, dann
wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Aber sie wusste es eben besser, nur
musste ich den Preis dafür bezahlen und der war sehr hoch!
Die Studenten-Revolten, K1,
Vietnam, Baader-Meinhof und Drogen waren die Dinge, die mich in meiner Kindheit
in der Umgebung von Frankfurt begleitet haben. Der Kampf „rechts“ gegen „links“
wurde an den Schulen ausgetragen und häufiger waren die politischen Ansichten
wichtiger, als die schulischen Leistungen. Nur die internationale Schule in
Oberursel war dabei eine Ausnahme. Hier war der Mensch wichtig! Leider bin ich
von dieser Schule geflogen, weil ich mit dem Sohn des Transportation-Direktors
lange Finger gemacht hatte, aber so war ich halt damals, dennoch sollte die
Zeit an dieser Schule mein ganzes zukünftiges Leben bestimmen. Das erste Mal in
meinem Leben spürte ich so etwas wie Hoffnung und Zuneigung. Ich war mit meinem
Lehrer Mr. Miller auch häufig in meiner Freizeit unterwegs, z. B. im Opel-Zoo
in Kronberg oder im PX. Die Vorschriften in den Zoos waren damals auch noch
nicht so streng und ich durfte das Nilpferd am Maul kraulen. Meine Adoptiv-Mutter
war damit einverstanden, dass ich mit meinem Lehrer und seiner Freundin
unterwegs war. Mr. Miller´s Freundin war ebenfalls Lehrerin an der FIS, dieser
internationalen Schule. Einmal habe ich aber richtigen Mist gebaut mit der
freundlichen Unterstützung meiner Chemielehrerin. Sie hatte uns radioaktive
Laborproben mitgebracht und ich habe davon genascht! Als die Fußballweltmeisterschaft
in München stattgefunden hat, war ich dort mit meinem Vater. Das war das
einzige Fußballspiel (DDR gegen Ghana), das ich überhaupt in meinem Leben live
gesehen habe. Das erste bewusste Ereignis der Weltgeschichte, an die ich mich
erinnere, war die Mondlandung. Meine Großmutter, zu der ich inzwischen ein
enges Verhältnis hatte, war J. F. Kennedy- und Peter Scholl-Latour-Fan – etwas,
was auch ich verinnerlicht habe.
Außerdem hatte ich auch endlose
Gespräche mit dem Schulpsychologen. Ich war damals einfach froh, dass sich
jemand mit mir beschäftigt hat und so konnte ich auch häufig Klassenarbeiten
schwänzen. Später war das dann nicht mehr so einfach… Ich weiß nicht, ob meine
Drogenkarriere mit dem codein- und barbitursäurehaltigem Schlaf-Saft begonnen
hat, den mir mein Kinderarzt verschrieben hat, mit dem Arzneischränkchen meiner
Mutter oder mit dem Weinkeller meines Vaters; Drogen haben viele Gesichter! Die
Realität war für mich damals so unerträglich, dass mir jedes Mittel recht war,
um mich damit zu betäuben. Meine große Leidenschaft waren Aquarien, auch wenn ich
ständig mit den Algen zu kämpfen hatte. Egal, ob es ein Guppy für einige
Pfennige oder ein superteurer Zierfisch – diese Tiere haben es mir bis heute
angetan. Dann habe ich auch häufig Eidechsen, Feldhamster oder Kaulquappen
gefangen und leider häufig zu Tode gepflegt. Wildtiere sollten halt frei sein. Normalerweise
können Feldhamster (Schwarzbauchhamster) so groß werden wie Meerschweinchen,
aber sie beißen! In der Winterruhe kann man sie aber anfassen – da sind sie
friedlich. Meine erste Schallplatte war MFSB Philly Sound, meine erste
Zigarette Marlboro, mein erstes Hasch „grüner Türke“, mein erstes Heroin war
weiß (H4). Meine erste Freundin (damals 15) – ich war 17 – hatte rote Haare,
war Skorpion als Sternzeichen und sie war ein Einzelkind. Ihr Name war Ariane.
Wir haben uns gefetzt, dass empfindsame Gemüter sich die Ohren zugehalten
haben. Leider war sie in der Kiste nicht so temperamentvoll. Wir waren zusammen
mit meinen Eltern in einem schönen Ferienhaus am Atlantik und mit meinem Adoptiv-Vater
wollte ich ein Mittagessen angeln – so gab es Fischsuppe mit viel Wein und Weißbrot.
Die Treibjagten, an denen ich
häufiger als Treiber teilgenommen habe, waren teilweise lebensgefährlich. Die
Schützen haben oftmals gesoffen wie die Löcher und dann mit scharfer Munition
in der Gegend herumgeballert. Die Hasen hatten somit eigentlich die gleichen
Chancen zu überleben wie die Treiber selbst. Leider haben Schusswaffen auch in
meinem Leben eine gewisse Bedeutung gehabt. Ich wollte mich mit 13 Jahren mit
einer der Jagdwaffen meines Vaters erschießen, aber das Ding ist nicht
losgegangen. Ich hatte 20 Jahre selber eine 9 mm Pistole, aber bis auf eine
erschossene Verkehrsampel habe ich nie Unsinn mit dem Ding gemacht. Mit etwa 10
Jahren wollte ich mich auch aufhängen, weil ich mich nach der Ruhe des Todes
gesehnt habe, aber ersticken ist ausgesprochen unangenehm und so habe ich mich
an dem Seil, an dem ich gehangen habe, wieder hochgezogen bis ich den Ast des
Baumes wieder packen konnte. Meine ganze Kindheit war – im Nachhinein
betrachtet – schwarz in schwarz. Ich konnte mich über nichts freuen. Es war
auch nicht so, dass es in meiner Umgebung keine Menschen gegeben hätte, die es
gut mit mir gemeint hätten, aber ich war einfach nicht in der Lage, positive
Gefühle zu empfinden. Obendrein hatte ich auch eine lange Phase, in der ich auf
Typen gestanden bin. In meiner Zeit an der internationalen Schule habe ich
erlebt, was mit ungesicherten Waffen passieren kann. Ich hatte eine
Klassenkameradin – Jeanette, sie war blond und bildschön. Leider hat sie nur
bedingt englisch gesprochen und ich kein französisch. Jedenfalls hat sie eines
Tages in der Schule gefehlt. Unsere Lehrerin hat uns dann erklärt, was passiert
war. Jeanette´s kleiner Bruder war krank und ihr Hausarzt hatte einen
Hausbesuch bei ihnen gemacht. Aus Spaß hatte ihr kleiner Bruder eine Waffe von
der Wand genommen und auf den Arzt geschossen. Der Mann war auf der Stelle tot!
Freunde hatte ich nie; entweder bin ich zu egozentrisch oder zu anspruchsvoll –
vermutlich beides. Vereine waren auch nicht unbedingt meine Stärke. Meine Adoptiv-Mutter
meinte, ich solle Judo lernen – da bin ich dann aber rausgeflogen, weil ich den
Lehrer verhauen habe, bzw. ich habe bei ihm die gleichen fiesen Tricks benutzt,
wie er bei mir und das hat ihm nicht gepasst! Auch mit einem Fußballverein habe
ich es einmal versucht, aber die Maus, die im Halbdunkel über das Spielfeld
gerannt ist, fand ich viel interessanter, als den Ball – und das war´s dann
auch wieder.
In meiner Kindheit sind wir meistens
nach Bayern auf einen Bauernhof gefahren – aus Kostengründen. Meine Eltern
waren der Meinung, dass ich mich nicht entsprechend gut verhalten würde für ein
gutes Hotel – wie auch, mir hatte es ja niemand beigebracht. Mein Vater hatte
sich gerade als Unternehmensberater für Speditionen selbständig gemacht. Häufig
hatten wir das Haus abends voller Gäste. Als Kind fand ich das spannend und
habe versucht, von den Leuten Geld abzustauben. Ich war ja so süüüüß! Der Preis
dafür war, dass mein Vater oft wochenlang unterwegs war und meine Mutter war
einfach überfordert. Die „Bestrafungen“ waren häufig Sache meines Vaters. Er
war aber niemals brutal! Wenn ich mal wieder etwas angestellt hatte, hat mich
mein Alter häufig über´s Knie gelegt und mit einem Hausschlappen verhauen. Auch
wenn mir so etwas ins Haus stand, hatte ich niemals Angst – ich war häufig
einfach nur froh, wenn mein Vater wieder im Haus war. Nur zweimal ist er zu
weit gegangen; einmal hat er aus Wut zugeschlagen und ich bin mit dem Kopf
gegen die Heizung geknallt. Er war aber über sich selber erschrocken, was man
deutlich gemerkt hat und ihm hat das mehr weh getan, als mir meine Beule. Dann
hat er auch mal mit der Schrotflinte auf mich gezielt; aber da hatte ich ihn
auch ganz schön provoziert. Ich will meinen Pflegeeltern auch keine Vorwürfe
machen; sie waren eben einfach überfordert mit mir. Das einzige, was ich nicht
verstehe, ist, warum sie keine Hilfe angenommen haben. Meine kleine Schwester hatte
unendlich unter mir zu leiden. Ich begreife bis heute nicht, warum ich sie so
lange so gehasst habe. Gott sei Dank habe ich ihr niemals ernsthaft geschadet,
obwohl es einmal beinahe soweit gekommen wäre. Alles, was mit Staat zu tun
hatte, war für meine Adoptiv-Mutter suspekt; ich vermute, dass das mit ihrer
Kindheit im Dritten Reich zu tun hatte. Mein Adopiv-Vater hatte vor einigen
Jahren zwei Schlaganfälle und seither durchlebt er immer wieder die Schrecken
dieses Krieges.
Geld war für mich auch immer so
ein Problem. Von meinen Adoptiv-Eltern habe ich sehr viel davon bekommen, was
verhindert hat, dass ich selbständig geworden bin und meine Drogen konnte ich
so auch immer finanzieren. Allerdings musste ich deshalb auch keine Straftaten
begehen. Jedenfalls standen Geld und Leistung bei mir nie in einem ausgewogenen
Verhältnis. Was Macht bedeutet, habe ich gespürt, als ich einige Zeit Heroin
verkauft habe. Man kann Menschen Schmerzen zufügen oder dafür sorgen, dass sie
die entsprechende Dosis erhalten, um „normal“ weiterleben zu können. Natürlich
ist es meistens so gewesen, dass die Kunden kamen, kauften und gingen, aber mit
der Zeit habe ich die Leute besser kennengelernt und mit einigen davon habe ich
heute noch Kontakt. Eine meiner Kundinnen – Karin – ist die Tochter von einem
Bundestagsabgeordneten aus Bayern. Wenn ich sie heute in Frankfurt sehe, fallen
mir alle meine Sünden ein. Sie erzählt immer, wie wichtig ihr ihre Freiheit ist
und dann zieht sie an der Crackpfeife – Kommentar überflüssig! Sie hat zwei
Töchter von zwei verschiedenen Männern. Die zwei Väter sind ganz o.k. und mit
einem von beiden bin ich sogar befreundet. Er gibt es zwar nicht zu, aber ich
glaube, dass er immer noch an Karin hängt. Er heißt Stefan und leider ist auch
er heroinabhängig, aber er führt ein normales, geregeltes Leben, hat ein
schönes Haus und fährt einen großen Mercedes. Er arbeitet hart dafür und ich
hoffe, dass er bald eine neue Frau findet. Ich glaube, das wichtigste für einen
Drogenabhängigen ist es, Verantwortung zu übernehmen. So kann man lernen, an
und für andere zu denken und das ist der erste Schritt aus der Abhängigkeit.
Wenn man einem Mädchen das Kind wegnimmt, weil sie abhängig ist, verliert sie
auch noch den letzten Halt. Natürlich muss man auch das Wohl des Kindes
berücksichtigen, aber eine Mutter kann man nicht ersetzen! Ich habe Kinder
erlebt, die in einer absoluten Subkultur aufgewachsen sind und die waren nachher
die totalen Spießer – z.B. Yvonne und Ingo waren Bert´s Kinder. Als ich etwa 15
Jahre alt war, habe ich mit einer Nachbarin eine Kommune in Oberursel kennengelernt.
Hier gab es Drogen im Überfluss, einen Guru (Bert) und das Woodstock-Feeling.
Damals habe ich auch meinen Spitznamen bei der Polizei bekommen, der bis heute
in meinen Akten steht: „der Weinhändler“. Mit 15 Jahren musste ich wegen
häuslichen Auseinandersetzungen neun Monate in die Psychiatrie. In dieser Zeit
ist mein damaliger bester Freund Anton an einer Überdosis Heroin gestorben.
Mein Vater hatte – als
Abschreibungsfirma – eine Weinhandlung. Ich habe an die Leute jede Menge Wein
verkauft und vom Gewinn habe ich dann Haschisch geholt. Auch RAF–Leute haben sich
da herumgetrieben. Die RAF in Frankfurt hat auch in Oberursel eines ihrer
prominentesten Opfer erschießen lassen. Später kam dann noch die Sache mit
Herrhausen in Bad Homburg und die Knastsprengung in Weiterstadt. Herrhausen
hatte übrigens am Vortag seines Ablebens den Vorschlag gemacht, die
Entwicklungsländer auf einen Schlag zu entschulden, was Deutschland sofort zur
führenden Industrienation gemacht hätte. Er soll nach seiner Rede noch gesagt
haben, dass ihm die Luft zu bleihaltig wäre und deshalb wolle er gehen. Seine Fahrstrecke
wurde auch täglich kontrolliert. Es war also praktisch gar nicht möglich, dass
jemand zu dem angegeben Zeitpunkt die Bombe unter der Straße versteckt hat. Ein
Glück, dass es die RAF gab! Die RAF war ein Kind dieser Zeit und wer da welche
Interessen vertreten hat, wird hoffentlich eines Tages bekannt werden. Die RAF
hat jedenfalls innerhalb kürzester Zeit das erreicht, wovon unsere
Sicherheitsspezialisten nur träumen konnten. Der Staat hatte so die Vollmachten
bekommen, die ohne die RAF niemals
denkbar gewesen wären. Mein Anwalt war auch in die RAF Prozesse
verwickelt. Er hat heute mit einem ehemaligen Justizminister eine Gemeinschaftskanzlei.
Das erste Mal, als ich die
Weltgeschichte hautnah miterlebt habe, war am amerikanischen Militärflughafen
in Frankfurt. Es gibt da jedes Jahr einen Tag der offenen Tür. Da war ich mit
meiner damaligen Flamme Diana. Ich habe sie sehr lieb gehabt. Sie war nicht
sehr groß, blond und hatte noch etwas Babyspeck, obwohl sie knapp 18 Jahre alt war.
Mit ihr war ich vor Inge und nach Ariane zusammen. Wir waren auch mit ihren
Eltern mit dem Auto auf Elba, wo alles mit Napoleon zu tun hatte - sogar das
Mineralwasser. Bei gutem Wetter konnte man Korsika sehen, aber es ist Gott sei
Dank weit genug entfernt, um die politischen Spannungen abzuhalten, die es auf
Korsika gab. Nur die Feuer wüteten da öfter und das Makkia (Gestrüpp) brennt wie
Zunder. Es gibt aber wunderschöne Mineralien in den Steinbrüchen. Wenn man sich
die Mühe macht, dort nachzuschauen, dann kann man schöne Stücke umsonst mit
nach Hause nehmen. Jedenfalls waren wir an diesem sonnigen Tag auf der Airbase
und haben American Eiscreme geschleckt. Hier wurden dann die unterschiedlichsten
Jets ausgestellt und manchmal durfte man sogar probesitzen. Auch Formationsflüge
von Staffeln wurden gezeigt (bis Ramstein) und auch italienische und kanadische
Jets waren am Himmel. Als dann einige Jets aufeinander zugeflogen sind, hat
einer der Flieger angefangen, mit den Tragflächen zu wippen. Er ist dann aus
der Formation ausgebrochen und flog Richtung Waldstadion. Hinter einer
Baumgruppe konnte man dann nur noch einen Feuerball sehen. Später habe ich dann
aus den Nachrichten erfahren, dass das der Raketenantrieb des Schleudersitzes
war und nicht das Flugzeug. Die Maschine schlug einige hundert Meter neben dem Wäldchestaggelände
auf, wo die Frankfurter in Volksfeststimmung ihren „Frankfurter Feiertag“
(Wäldchestag) feierten. Dabei wurde ausgerechnet die Pfarrersfamilie aus dem
Bahnhofsviertel von dem Motor der Maschine erschlagen. Ob das Zufall war, weiß
ich nicht und ich will es auch gar nicht wissen! Jedenfalls wurde so einer als
einer der gefährlichsten Gegner des organisierten Verbrechens in Frankfurt
ausgeschaltet, der durch seinen Beruf zu viele Informationen erhalten hatte. Hiermit
meine ich insbesondere die Auswüchse des Drogenhandels; teilweise wurden sogar
Kinder von den Prostituierten für den Drogenhandel eingespannt, weil sie noch nicht
strafmündig waren. Eine Bekannte von mir, namens Tamara, hat so z. B. für einen
der Unterwelt-Bosse, Helmut Brandner, dem inzwischen ein ganzer Straßenzug
gehörte, dort Heroin verteilt. Brandner hatte später auch das erste Crack-Haus
in Frankfurt, ein Hotel. Hier hatten Dealer die Zimmer gemietet und jeder, der
das Hotel betreten wollte, musste an der Rezeption Geld bezahlen, um hinein zu
kommen. Dieses Geld ging dann zusammen mit den Mieteinnahmen an Brandner. Außerdem
war dieser Pfarrer auch ein scharfer Gegner der Startbahn „18 West“. Dass ich
diesen Flugzeugabsturz mit angesehen habe, hat mein ganzes späteres Leben
verändert. Seit dieser Zeit passierten Dinge in meinem Leben, die nur den Schluss
zulassen, dass das kein Unfall war. Dass ich überhaupt noch am Leben bin,
verstehe ich selber nicht so ganz.
Das erste Mal habe ich Heroin
geschenkt bekommen. Ich sollte für den „Guru“ Bert Haschisch einkaufen und bin
mit einem Kumpel (Lutz) bei einem Dealer an der Frankfurter Zeil gelandet. Der
Mann hieß Hermann und war aus Sachsen (was man deutlich gehört hat) und er hatte
mehrere Wohnungen. Seine Freundin hatte einen teuren Pelzmantel und seine
Drogen waren sehr billig. In der Wohnung stand auch eine Marmorstatue – ein
Engel - glaube ich. Vermutlich war der von einem Friedhof geklaut worden. Hermann
fehlte auch ein halber Finger. Er war aber nicht sonderlich intelligent und hatte
kurze Zeit später eine längere Gefängnisstrafe bekommen. Dafür hatte er aber
immerhin Stil, was man von den heutigen Drogenhändlern leider nur selten sagen
kann. Das Haschisch, welches ich von ihm gekauft habe, war zwar sehr billig,
aber es hat nichts getaugt. Lutz kam auf die Idee, das Zeug mit Hundemedizin zu
strecken. Das sah dann zwar ganz gut aus, aber es hat natürlich fürchterlich
geschmeckt, weil das Haschisch (Libanese) mit Fischmehl gestreckt war. Bert
hielt es zunächst für einen Schimmel-Afghanen. Er war damals mit Ursula
zusammen. Sie war etwa zwei Jahre älter als ich und Bert war damals schon Mitte
40. Ursula war jedoch ein Biest – aber darauf komme ich später zurück. Was aus
ihr geworden ist, weiß ich nicht, aber sie hat in Frankfurt studiert.
In der Kommune an der Hohemark
gab es auch noch den „roten Klaus“. Der Spitzname kam von seinen roten Haaren.
Er war damals, wie ich auch, Alkoholiker und mit einem Mädel aus Oberursel
zusammen. Ihr Vater war Direktor einer Bank. Zu dieser Zeit hatte ich auch das
erste Mal Kontakt mit der Polizei. Ich musste wegen irgendeiner Kleinigkeit zu
den Grünen und habe da etwas über die Hohemark erzählt. Zunächst gab es eine erfolglose
Hausdurchsuchung bei mir. Ich bin dann mit den Beamten ins Gespräch gekommen
und wollte denen einige Kilos zuschustern – das Ergebnis war eine Katastrophe für
beide Seiten und bei der Verhandlung hat mein Anwalt den Beamten Nazimethoden vorgeworfen.
Die Beamten haben mir fast leid getan, aber die hatten halt Mist gebaut. Das
Problem war einfach, dass die Beamten kein Vertrauen zu mir hatten und so kann
man halt nicht zusammenarbeiten. Etwa zur gleichen Zeit habe ich meine ersten
LSD–Trips genommen. Ich wollte für 20 DM Hasch am Stadtbad Mitte in Frankfurt
kaufen. Es gab aber nur LSD und davon hatte ich keine Ahnung. Man hat mir zwei
kleine rote „Mikros“ verkauft. Die Dinger waren etwa halb so groß wie
Feuersteine. Auf dem Heimweg habe ich dann beide in der Straßenbahn genommen.
Ich hatte einen Horrortrip, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde.
Schließlich hat mich meine Adoptiv-Mutter ins Krankenhaus gefahren, wo ich Atosil (Wirkstoff: Promethazin)
bekommen habe und langsam ging es dann auch wieder besser. Heute bin ich der
Meinung, dass LSD in der Hand eines geschulten Psychologen oder Psychiaters ein
wertvolles Medikament sein kann. Während eines solchen Trips werden die Dinge
deutlich, die man ganz tief vergraben und verdrängt hat. Jedenfalls kann ich
nur davon abraten, mit dem Zeug herum zu experimentieren; ich habe genügend
Bekannte, die deswegen lebenslang psychiatrische Behandlung benötigen oder
sogar in der geschlossenen Psychiatrie leben.
Neben Alkohol und Hasch habe ich
auch jede Menge Psychopharmaka konsumiert, was mir zweimal fast das Leben
gekostet hat! Einmal habe ich absichtlich eine Überdosis genommen, um Schuss zu
machen. Der Arzt, Dr. Fink, hat mich aber in letzter Sekunde zurückgeholt. Es
war ein ganz eigenartiges Gefühl, aber ich war dann doch froh, überlebt zu
haben. Das zweite Mal habe ich ein Neuroleptikum
namens Dezentan genommen, ohne den „Waschzettel“ zu lesen. Am nächsten Morgen
hatte ich ganz schlimme Krämpfe. Mein Rücken hat sich durchgebogen und die
Schmerzen waren die schlimmsten, die ich jemals erlebt habe. Strychnin soll so
ähnlich wirken. Der Notarzt wusste zunächst nicht, was mit mir los war und ich
war kaum noch in der Lage, etwas zu erklären und ich habe erst gar nicht an das
Dezentan gedacht. Jedenfalls habe ich dann Valium gespritzt bekommen, das hat dann
geholfen. Danach kam ich ins Krankenhaus und nach der 5. Valium-Spritze bin ich
dann gegangen. Ich hatte ja selber noch massenweise Valium zuhause. Ein uralter
Arzt, bei dem ich auch autogenes Training gelernt habe, hatte die
Psychopharmaka kistenweise herumstehen und ich musste mich nur bedienen. Das
autogene Training mache ich heute noch. Es hilft mir zur Ruhe zu kommen.
Ich habe nicht gleich nach dem
ersten Mal weiter Heroin genommen. Jahrelang habe ich „nur“ Codein und Alkohol
konsumiert. Heroin war mir zu stark. Beim ersten Mal habe ich es geschnupft und
war fast zwei Tage lang platt. Das zweite Mal war dann etwa vier Jahre später.
Ich hatte damals schon meinen Führerschein und hatte in einer „Äppelwoi-Kneipe“
eine ganze Menge getrunken. Dann habe ich einen alten türkischen Schulkameraden
namens Mustafa getroffen, der ganz in der Nähe wohnte. Er hat mir meinen ersten
Schuss gesetzt und beinahe wäre es auch mein letzter gewesen. Mustafa dachte,
dass ich Heroin gewohnt wäre und hat dementsprechend viel für den Schuss
aufgekocht. Dann hatte ich auch noch eine ganze Menge getrunken. Mustafa hat
dann auch gleich gemerkt, dass es zu viel war, aber ich bin hart im Nehmen. Die
Nacht war stürmisch und es hat wie aus Eimern gegossen, als ich mit meinem
alten VW Käfer mit Tempo 30 die ca. 50 km nach Hause geschwebt bin. Mir fielen
ständig die Augen zu und ich dachte immer nur: “Bitte lieber Gott, lass mich
heil nach Hause kommen“. Das habe ich an dem Abend mit Gottes Hilfe auch noch
geschafft. Damals war ich noch nicht wirklich gläubig. Ich habe nur gebetet,
wenn es mir schlecht ging. Zu Gott habe ich erst später gefunden. Ich musste
erst noch viele Dinge begreifen, um zu verstehen, wie wichtig Gott in meinem
Leben ist. Leider kann ich hierzu auch niemandem Ratschläge geben. Gott spricht
mit leiser Stimme und jede(r) kann sie hören; wenn er (sie) es wirklich will.
Ariane, meine erste Freundin, war
gar nicht begeistert, dass ich Drogen und Alkohol konsumiert habe – wie alle
meine Freundinnen danach auch. Ich hatte nur zwei kurze Beziehungen mit
Mädchen, die selber auch konsumiert haben und da habe ich gelitten wie ein
Hund. Damals habe ich erst begriffen, was ich den Menschen in meiner Umgebung
mit meinem Drogenkonsum angetan habe. Wie ich schon am Anfang erwähnt hatte,
bin ich mit sechs Monaten adoptiert worden. Als ich etwa 12 Jahre alt war,
haben meine Adovtiv-Eltern meiner Schwester und mir mitgeteilt, dass wir nicht
ihre leiblichen Kinder waren. Sie hätten mir das gar nicht sagen müssen, denn
ich habe das ganz alleine gespürt. Es hat mir auch nicht weh getan – ganz im
Gegenteil - ich war froh darüber! Schon lange hatte ich gespürt, dass es in
unserer Familie nicht die Nestwärme gab, die ich von Nachbarn und Freunden her
kannte. Sicherlich lag das auch an der psychischen Störung, die mir meine
leibliche Mutter freundlicherweise zugedacht hatte. Trotzdem war ich natürlich
neugierig, wer meine leiblichen Eltern waren. Mit 19 Jahren bin ich dann zur
Adoptionsvermittlung in Frankfurt gegangen, um mich nach meinen leiblichen Eltern
zu erkundigen. Meine Adoptiveltern hatten nur wenige und unvollständige Infos bekommen.
Angeblich wäre mein Vater Südfranzose gewesen. Naja, bei der Vermittlung wurde
mir dann mitgeteilt, dass man meine leibliche Mutter anschreiben wolle, ob sie
mit einer Kontaktaufnahme einverstanden sei. Sie war es!
Wenn Gott es gewollt hätte, wäre
ich mit etwa 19 Jahren schon Vater geworden. Ich hatte einen sogenannten One-Night-Stand
in meiner Wohnung. Das Mädchen war eine Freundin einer Nachbarin und hieß Iris.
Meine Mutter hat mir eines Morgens eine ganze Kiste mit alten Briefen aus
dieser Zeit gebracht. Bei der Nachbarin war Iris häufig zu Besuch. Wir haben
nur einmal miteinander geschlafen und einige Wochen später ist sie ohne mein
Wissen nach Holland gefahren und hat abgetrieben ohne mich zu fragen. In ihren
Briefen hat sie sich eine Familie gewünscht. Da verstehe einer die Frauen! Danach
wollte sie die Abtreibung von mir bezahlt haben; aber sie hat von mir keinen
Pfennig dafür bekommen! Ich habe mir zwar keinen Nachwuchs zu dieser Zeit
gewünscht, aber ich war immer gegen Abtreibung. Wenn Abtreibung im Jahr 1962
hier in Deutschland schon legal gewesen wäre, dann wäre ich niemals auf die
Welt gekommen! Iris hatte auch ständig Geldprobleme, aber die hatte ich ja
auch. Kurz vorher hatte ich einen Autounfall und musste für 11 Monate meinen
Führerschein abgeben. Maria, eine Freundin, die ich im Internat Altensteig kennengelernt
hatte, schrieb mir öfters und hat mich auch einmal besucht und ich sie in der
Nähe von Pforzheim (glaube ich). Sie hat wohl mehr in diese Beziehung hinein interpretiert,
wie ich aus ihren Briefen entnehmen konnte, aber ich war einfach zu
introvertiert, um auf einen anderen Menschen wirklich eingehen zu können.
Dieser Autounfall war auch lange so eine Art Trauma für mich. In der Zeit ohne
Führerschein hatte ich auch noch einen Unfall. Ich wollte mein Auto nur auf der
anderen Straßenseite parken und bin in so einen doofen Lieferwagen geknallt.
Das hat mal gerade so um die 4000 DM gekostet. Da ich verständlicherweise keine
Polizei holen wollte, musste ich das eben so akzeptieren.
Danach habe ich in Nürnberg eine
Ausbildung zum DV-Kaufmann (Datenverarbeitungs-Kaufmann) gemacht, als der erste
PC von IBM auf den Markt kam. In Nürnberg hatte ich zunächst ein Mädchen
kennengelernt, die Serena hieß und aus Albanien kam. Sie war wohl illegal in Deutschland
und hat mit ihrer Schwester bei einer Nürnberger Familie gewohnt. Sie war einer
der liebsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Sie hatte fast kein
Geld und trotzdem hatte sie mir ein Parfüm geschenkt. Sie war dafür putzen
gegangen. Ich habe mich schrecklich gefühlt, als ich mich von ihr getrennt habe.
Sie wollte damals mit mir schlafen und das hätte, da sie Muslime war, für mich
eine endgültige Bindung bedeutet, denn sie war noch Jungfrau, aber so weit war
ich zu der Zeit noch nicht. Sie hätte jemanden verdient, der ihr ein schönes
Leben hätte bieten können. Ihr fehlten die vorderen zwei Schneidezähne und sie
sah immer verhungert aus. Ich möchte nicht wissen, was sie in ihrem jungen
Leben schon durchgemacht hatte. Danach war ich auch schon mit meiner Inge zusammen
gekommen. Ansonsten war die Zeit in Nürnberg schrecklich. Ich war sehr einsam
und habe viele Beruhigungsmittel genommen und als ich mich das erste mal an
Rohypnol vergriffen habe, hat mir Inge das Leben gerettet indem sie gerade noch
rechtzeitig meinen Kreislauf in Gang gehalten hat. So hat sie es mir später
erzählt. Ich habe in Nürnberg auch so einiges angestellt; einmal hatte ich bei
meinem Arbeitgeber eingebrochen und eine Geldkassette geklaut und in meinem
Wohnhaus habe ich aus Geldmangel einige Autos von amerikanischen Soldaten
aufgebrochen bis ich eines Tages von der Autohebeanlage herunter gesprungen
bin. Ich musste eine Zeit lang deswegen an Krücken gehen.
Dann hatte ich auch noch einen
schlimmen Autounfall, bei dem ein alter Mann verletzt worden ist. Er ist mir
zwar einfach so ins Auto gelaufen, dass ich auch ohne gekifft zu haben nicht
hätte bremsen können, aber ich hatte eben auch noch etwas geraucht. Die
Staatsanwaltschaft hatte zwar keine Anklage gegen mich erhoben, aber das
befreite mich nicht von der Schuld, die ich fühlte. An der Miquelallee in
Frankfurt hatte ich auch einen Autounfall. Ich bin einen unerlaubten Weg
gefahren und eine türkische Familie ist mir in die Seite gefahren. Die Frau
hatte deswegen wohl auch eine Abtreibung und ich wollte mich unbedingt bei ihr
entschuldigen, aber mein Anwalt hatte mir das verboten. Das Gericht war auch
nicht sehr großzügig, was die Entschädigung für diese Familie anging und ich hatte
den Eindruck, dass das Gericht etwas gegen Türken hatte. Ich habe mich aber
trotzdem sehr geschämt, auch wenn ich – oder gerade weil ich - fast ohne Strafe
davon gekommen bin.
Nun zu Inge: Sie war zwei Jahre
jünger als ich und ist in Bukarest (Rumänien) auf die Welt gekommen. Ihr Vater
war Jude und hatte in Russland Metallurgie studiert. Er war Alkoholiker und Inge
war die perfekte Co-Anhängige. Damit meine ich, dass sie meine Sucht unterstützt
bzw. gedeckt hat. Sie hat es immerhin über zehn Jahre mit mir ausgehalten! Ich
weiß nicht, was sie heute macht, aber ich wünsche ihr alles Glück dieser Welt. Wir
hatten uns auf einer Party kennen gelernt. Ich wollte mit meinem „Freund“ namens
Rudolf auf den Frankfurter Weihnachtsmarkt. In einer Kurve vor uns hatte ein
Pärchen eine Reifenpanne. Ich habe sie dann zu einer Werkstatt gefahren und
dafür wurden wir dann auf eine Party eingeladen, wo ich Inge kennengelernt
habe. Sie trug einen schokofarbenen Overall. Auch mein „Freund“ Rudolf
versuchte, bei ihr zu landen, aber ohne Erfolg. Dass es von Anfang an Probleme
gab, war klar. Zunächst war es nur das Hasch. Aber auch das arrogante Verhalten
meines Pflegevaters trug zu den Spannungen bei. Als sich dann auch noch
herausgestellt hat, dass ich arabischer Abstammung war, gab es Krieg zwischen
Inge und ihren Eltern. Zunächst wollte Ingrid BWL studieren, aber ihre Eltern weigerten
sich Unterhalt zu bezahlen. Sie hat das Studium zwar begonnen, aber dadurch,
dass sie sich ihr Geld mit Jobs verdienen musste, hatte sie keine echte Chance,
das Studium zu beenden. Schließlich hat sie sich dazu entschlossen, auch DV-Kaufmann
zu lernen und zwar bei Nixdorf.
Das Wort „Freund“ habe ich nicht
ohne Grund in Anführungszeichen gesetzt. Rudolf kannte ich, seit ich 16 Jahre
alt war aus der CB-Funk-Runde. Ich fand Funkgeräte absolut faszinierend und
habe auch viel daran herum geschraubt, was allerdings dann häufiger zu
Fernsehempfangsstörungen bei unseren Nachbarn geführt hat. Die Post (DER GILB)
hatte mich dann aber mit einem Messwagen geortet und mein Brenner wurde
eingezogen. Mit so einem Teil konnte man die Leistung eines Funkgerätes
verhundertfachen, aber die Dinger sind natürlich verboten, weil sie auch
Computerstörungen machen können. Auch Flugzeuge müssen aufpassen, wenn sie
durch „Funkfeuer“ fliegen. Rudolf war ein Bastler. Er hat immer die neueste
Elektronik, aber seit er wegen Computerbetruges im Knast war, war er total
verändert. Heute hat er wohl eine kleine Firma und es geht ihm soweit ganz gut.
Vordergründig war der Bursche immer sehr freundlich, aber er ist mir oft in den
Rücken gefallen. Er hatte auch immer gute Beziehungen in die damalige DDR und
wohl auch eine Freundin von da. Jedenfalls ist er nach seiner Verhaftung zu
diesem Komplex ausführlich befragt worden.
Zunächst haben Inge und ich uns
geschrieben (ich in Nürnberg, sie in Hanau) und telefoniert. Sie war vorher mit
einem Banker zusammen, der wohl an der Börse gearbeitet (gezockt?) hat. Sie
meinte, es sei ein Wunder, dass er sie nicht verzockt hätte! Ich habe diesen
Mann auch kennen gelernt und er war mir von Anfang an sympathisch. Kurzfristig
war sie dann auch mit einer Halbweltfigur vor mir zusammen, aber der Kerl hat
sich schnell getrollt! Sie wusste wohl eine Menge über ihn. Ich habe mich immer
schuldig gefühlt, dass Inge soviel Ärger mit ihren Eltern hatte, aber dann ist
etwas Schreckliches passiert. Ich habe den Sachverhalt in einem Brief an eine
Freundin zusammengefasst, den ich an dieser Stelle einfügen möchte:
**************************************************
Brief an Sandra***************************************************
30.03.2005
Hallo Sandra,
wie schon gesagt, ist mein
Internetanschluss kurzfristig gesperrt worden, aber die ausstehende Rechnung
habe ich bezahlt und in einigen Tagen müsste alles wieder laufen. Ich habe mich
zwischenzeitlich mit meinem Freund Andy ( Rechtsanwalt ) und meinem
Be-währungshelfer über die Sachen unterhalten, die ich Dir gemailt habe. Eine
Sache kann ich Dir erzählen, ohne dass es für Dich oder andere ein Risiko wäre.
Wie ich Dir ja schon vor einiger
Zeit geschrieben hatte, war der Vater von meiner Ex Alkoholiker, Jude und hatte
in Russland studiert (Metallurgie). Er und seine Frau haben bei der Firma
Degussa gearbeitet. Er in der Materialprüfung und sie als technische Zeichnerin.
Inge´s Mutter Heidi hatte auch eine Behinderung. Aufgrund einer Zyste in der
Gebärmutter waren ihre Finger und Zehen verkrüppelt. Trotzdem hat sie diesen
Beruf ausgeübt und ein völlig normales Leben geführt. Inge´s Vater Samuel hat
seine Familie wohl sehr übel behandelt – er hat seine Frau geschlagen. Mir
gegenüber hat er sich aber immer korrekt verhalten, wenn man mal von einer
Anzeige bei der Polizei absieht. Ich habe deswegen Verständnis dafür, weil ich
sicher auch nicht begeistert wäre, wenn meine Tochter mit einem
Drogenabhängigen zusammen wäre. Dazu kam noch das Problem meiner arabischen Abstammung.
Ingrid hatte mit ihren Eltern soviel Stress, dass es eine Gerichtsverhandlung wegen
der Unterhaltszahlung gab. Sie hat zu der Zeit BWL studiert und aufgrund des
Einkommens Ihrer Eltern bekam sie kein Bafög. Sie hätte ohne dieses Problem das
Studium auch abgeschlossen. Soweit einige Hintergrundinformationen. Ich habe
dann auch versucht, die Familie wieder zusammen zu bringen, weil ich mich für
diesen Streit auch mit verantwortlich gefühlt habe.
Eines Tages rief dann Inge´s
Mutter Heidi bei mir an. Inge´s Vater wäre tot und ich solle das an Inge weiter
geben. Folgendes war passiert: Heidi war auf der Arbeit von Nachbarn angerufen
worden, dass Wasser aus der Wohnung und durch die Decke laufen würde. Sie ist
dann natürlich sofort heimgefahren. Ihr Mann lag nackt in der Badewanne – gut gekocht,
weil heißes Wasser über ihn lief und die sich ablösende Haut verstopfte den Abfluss.
Das Klo war aus der Wand gerissen und die Wohnung sah aus, als ob ein Kampf stattgefunden
hätte. Der Hausarzt, der den Totenschein ausgestellt hatte, kannte die Familiensituation
und wollte Heidi den Ärger mit der Polizei ersparen. Dann wurde Samuel
innerhalb kürzester Zeit verbrannt, so dass es heute gar nicht mehr möglich
wäre, noch irgendetwas nachzuweisen. Für mich war diese Situation so eindeutig,
dass ich mit allen Mitteln versucht habe, die beiden Frauen davon zu
überzeugen, die Behörden einzuschalten. Das wollten beide aber auf keinen Fall.
Inge hat sehr viel für mich getan
und so habe ich ihren Wusch respektiert und den Mund gehalten. Die Beerdigung
war auch nicht gerade sehr stilvoll; die Urne wurde mehr oder weniger nur
verscharrt - keine Trauerfeier und nur meine Eltern, Inge, Heidi und ich waren anwesend.
Es gab dann noch eine Sache, die
mich sehr nachdenklich gemacht hat. Heidi hat nach Samuel´s Tod dessen Papiere
geordnet. Dabei fiel ihr ein Aktenordner in die Finger, den sie noch nie
gesehen hatte. Der Inhalt: Samuel wollte alleine nach Israel auswandern und
seine Frau ohne einen Pfennig Geld in Deutschland zurücklassen.
Ich will keine Schussfolgerung
aus der ganzen Geschichte ziehen, aber mal ehrlich: Was würdest Du an meiner
Stelle denken?
Liebe Grüße,
Ich
**************************************************************************************************************************
Immer, wenn ich zu dieser Zeit
jemanden zum Reden gebraucht habe, dann habe ich E-Mails an Sandra geschrieben.
Persönlich habe ich sie nie gesehen, aber wir haben uns lange Zeit jeden Tag
geschrieben. Sie war die Ex von einem Kumpel Rainer, der sie übel behandelt
hatte. Sandra hat einen kleinen Sohn namens Jan. Als er Geburtstag hatte, habe
ich einen Freund in Indien gebeten, ihm einige T-Shirts zu schicken, was er
auch getan hat. Leider hatte Sandra immer Angst vor mir, aber das kann ich nach
ihren Erfahrungen mit Rainer gut verstehen. Als sie in Urlaub war, hat er
(angeblich) das Fenster offen gelassen und die ganze Wohnung war leer geräumt. Sandra
wusste diesen Monat nicht mehr, wo sie das Essen für sich und ihr Kind
hernehmen sollte. Auch mir gegenüber hat sich Rainer nicht sehr fair benommen,
aber ich denke mal, dass er für alles einmal bezahlen wird, wie wir alle.
Trotzdem empfand sie immer noch so etwas wie Zuneigung für Rainer und er hatte
sie auch noch lieb. Jan war für Rainer auch so etwas wie ein Sohn. Sein
leiblicher Vater soll auch nicht gerade ein umgänglicher Mensch sein, aber ich
habe ihn nie persönlich kennengelernt. Sandra ist mir eine gute Freundin
geworden. Sie ist der Mensch, zu dem ich immer gehen konnte, wenn ich nicht
mehr weiter wusste Hier noch einige
Worte zu Rainer: Er ist groß, blond und nicht auf den Kopf gefallen. Ein
absoluter Weiberheld. Er hat die Freundinnen gewechselt, wie die Unterhosen.
Allerdings hat er leider einen etwas zweifelhaften Charakter. Häufig habe ich
mich gefragt, woher seine unterbewussten Aggressionen kamen. Manchmal habe ich
wirklich Angst vor ihm bekommen. Er hat auch eine Zeit lang bei mir gewohnt und
durch ihn und seinen Kumpel Harry hatte ich meinen Rückfall. Ich war natürlich
selber schuld, dass ich den Mist genommen habe, aber es ist für einen
Drogenabhängigen einfach nicht möglich, den Stoff auf dem Tisch liegen zu sehen
und selber nichts zu nehmen! Harry hat es auch geschafft, mich zu seinem Feind
zu machen. Es ging um eine Frau, die ich sehr gerne habe. Sie wollte mit ihm
zusammen sein. Soweit war ja alles o.k., aber Harry hat Hepatitis C und ohne
Gummi mit dem Mädel gepennt, und das natürlich ohne ihr von seiner Krankheit zu
erzählen. Als ich seine Krankheit mal so nebenbei erwähnt habe, ist sie aus
allen Wolken gefallen. Ich hätte ihn am liebsten gevierteilt!!! Das hätte ich
sowieso mit machen Leuten gerne getan.
Ich habe meine Ausbildung wegen
der Drogen und weil der Leistungspegel zwischen Bayern und Hessen damals doch
recht unterschiedlich war, nicht abgeschlossen. Dann habe ich bei der Firma M. als
Einkäufer gearbeitet. Ich glaube, dass das der interessanteste Job war, den ich
je hatte, aber leider bin ich da heraus gemoppt worden. Angeblich wäre ich auf
der Drogenscene in Frankfurt beobachtet worden. Das war aber schon deshalb
Unsinn, weil ich zu dieser Zeit nur Alkohol, Medikamente und Haschisch zu mir
genommen habe. Ich habe trotzdem zugegeben, dass ich auf der Scene gewesen wäre.
Ich dachte, dass ich so noch eine Chance in dieser Firma hätte und mit Karl
Reußwig, dem Geschäftsführer, hatte ich ein gutes Verhältnis. Es gab da auch so
einen Vollblutalkoholiker und ich denke, dass ich ihm den Rauswurf zu verdanken
habe. Es ist schon seltsam, wie da mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wurde.
Damals hatte ich auch schon Kontakt zu Robert Heigel von der Zollfahndung. Als
ich das letzte Mal aus Indien mit Inge telefoniert habe, hat sie in London für
die Deutsche Bank gearbeitet und war hochschwanger. Das hatte mir eine Kollegin
von ihr mitgeteilt, als ich noch mal angerufen habe. Inge hatte wohl kein
Vertrauen mehr zu mir und deshalb hatte sie mir es wohl nicht erzählt.
Vielleicht wollte sie mich auch nicht verletzen. Das war kurz nach dem 11.
September 2001. Der 11. September war auch so eine Sache. Ich bezweifle nicht,
dass Bin Laden die Anschläge in Auftrag gegeben hat, aber dass die Sache trotz
der Überwachung durch den israelischen Geheimdienst durchgeführt werden konnte,
lässt nur eine logische Schlussfolgerung zu: Die Anschläge auf das World Trade
Center usw. wurden von den Geheimdiensten geduldet, um damit die Einflusssphäre
der USA auf der ganzen Welt zu sichern. Was hat denn den Arabern dieser
Anschlag gebracht? Gar nichts! Die USA konnten danach unter dem Deckmantel der
Terrorbekämpfung überall auf der Welt zuschlagen.
Zwei Tage, bevor ein Haftbefehl gegen
mich gültig wurde, bin ich dann schließlich nach Indien „durchgebrannt“. Von meinen
Eltern hatte ich ja das nötige Kleingeld, um dort sehr gut leben zu können. Ich
hatte mich auch sehr schnell auf Goa eingelebt. Es gab billige Drogen und friedliche
Menschen. Ich habe die Freiheit in Indien sehr genossen. Obwohl ich jedes
Mädchen hätte haben können, habe ich da keinen Sex gehabt. Ich war einfach zu
sehr mit mir selber beschäftigt. Obwohl einen die Bürokratie in Indien (wie
hier auch) manchmal zur Verzweiflung treiben kann, haben diese ruhigen und
meistens friedlichen Menschen eine Engelsgeduld und innere Ruhe, von der wir
Europäer nur träumen können. Goa war bis Ende 1961 (als ich gezeugt wurde) eine
portugiesische Kolonie und besteht nur aus einigen mittelgroßen Städten, die
meistens am Meer liegen. Es liegt auf der Westseite Indiens, etwa in der Mitte
an der Küste. 50 % der Bevölkerung sind Christen. Hier war es normal, dass ein
Heroinhändler am Sonntag in die Kirche gegangen ist und die Polizei bezahlt
hat. Aber die indische Polizei darf man nicht unterschätzen. Die Dealer und
ihre Kunden werden gnadenlos abkassiert. Ich selber habe mal einen indischen
Polizisten um 5000 Rupien (125 Euro) Schmiergeld beschissen. Geht mit etwas
Übung alles! Dafür sind mir dann aber im Hotel 5000 Rupien gestohlen worden –
Zufall??? In Indien sollte man sich auch gut mit Medikamenten auskennen, weil
Krankheiten da ein gutes Geschäft sind (wie hier ja eigentlich auch) und die
Ärzte und Medikamente muss man privat bezahlen, nur der Aufenthalt in den Krankenhäusern
ist aber bis auf die Medikamente gratis. Da ich mir dort einige Blessuren durch
Motorradunfälle zugezogen hatte, musste ich auch in ein Krankenhaus. Der
Linksverkehr ist halt nicht so schnell zu lernen wie es nötig gewesen wäre.
Autos waren zu teuer und in meinem Hotel (Saritas Guest House in Bogmalo) hatte
ich mir einmal einen dieser japanischen Kleinbusse ausgeliehen. Da es aber
hunderte von diesen Bussen in Vasco da Gama gab, habe ich den meinigen nicht mehr
wieder gefunden. Ich bin zur Polizei und ein Beamter rief im Hotel an, um sich
nach der Nummer des Busses zu erkundigen, die er dann auch bekam. Dann bin ich
mit ihm losgelaufen, aber nach etwa einer Stunde habe ich es aufgegeben, weil
mir die Beine weh getan haben und ich bei der Hitze keine Luft mehr bekommen
hatte, denn ich habe Asthma. Ich habe dem Polizisten Hundert Rupien für seine
Arbeit gegeben und der hat mir dann einen Motorradfahrer geschickt, mit dem wir
den Bus dann endlich gefunden haben.
Inder sind in der Regel
unheimlich höflich, aber in Goa ist der portugiesische Einfluss sehr stark. Die
Regionalsprache Coco ….. ist eine Mischung aus Hindi, Englisch und
Portugiesisch. Die Inder sind sehr neugierig, aber dafür auch diskret.
Geheimnisse gibt es zwar keine, weil sehr viel getratscht wird, aber man ist
sehr tolerant. Ich habe auch eine Zeit lang in einem reinen Hinduhotel gewohnt.
Der Besitzer, den alle nur „Man in white“ nannten, war Angehöriger einer sehr
hohen Kaste und ein unbedingt vertrauenswürdiger Mann. Wenn ich mal 2000 DM von
Western Union geholt habe, dann habe ich ihm das Geld gegeben und wenn ich
Bargeld gebraucht habe, musste ich ihn nur fragen. In der Bank musste man ewig
warten und es empfiehlt sich auch nicht, in Indien größere Summen Bargeld mit
sich herumzutragen oder im Hotelzimmer zu lassen. Man sollte sich aber
denjenigen, dem man Bargeld anvertraut, sehr genau anschauen oder man lässt
sich immer nur die Summe schicken, die man für wenige Tage braucht. Ich habe es
da mit vielen Menschen zu tun gehabt und gar nicht danach gefragt, welche Religion
oder Abstammung sie hatten, aber wenn sie darüber etwas erzählen wollten, dann
habe ich gut zugehört. In Indien hatte ich wirklich so etwas wie richtige
Freunde. Ich habe oft stundenlang mit einem Ladenbesitzer aus Kaschmir
gesprochen. Sein Name war Golem Lone. Wir haben Tee getrunken und der Mann
wusste angeblich noch nicht einmal wie Drogen aussehen. Er hatte Geographie
studiert und drei Töchter in Kaschmir. Er war fleißig und (fast) immer ehrlich.
Ich habe viel von ihm gelernt. Leider hatte er viel Geld durch seinen
Aberglauben verloren oder das, was ich dafür gehalten habe. In seinem Haus war
immer wieder unerklärlicherweise an den unmöglichsten Stellen Feuer
ausgebrochen und so hatte er es für wenig Geld verkauft. Natürlich habe ich
sofort an Manipulationen gedacht, aber vielleicht sollte er das Haus halt
einfach verkaufen, weil Gott es so gewollt hat. Er hat mich auch nach Kaschmir
eingeladen. In Kaschmir zieht die Regierung (Verwaltung) jedes Jahr um – Sommer
und Wintersitz. Obwohl die Zeit in Indien sehr schön war, ist der Monsun
ausgesprochen nervtötend. Alle paar Stunden fällt der Strom aus und das
Fernsehen – soweit Kabel – ist auch weg. Einmal war ich mit einem Motorradtaxi
unterwegs und der Fahrer erwähnte bei der Fahrt so ganz nebenbei, dass weder
Vorder- noch Hinterradbremsen funktionieren würden, aber er fahre ja
vorsichtig. Tatsächlich habe ich mich mit diesem Mann auf dem Motorrad in
Indien sicherer gefühlt, als im Frankfurter Stadtverkehr. Trotzdem hatte ich,
wenn ich alleine gefahren bin, mit Scootern mehrere Unfälle; mal lag Sand in
der Kurve und mal habe ich gepennt. Einmal habe ich mir durch eine kleine
Verletzung an der großen Zehe eine ganz üble Infektion am Bein geholt. Mein
Bein war doppelt so dick wie normal und tat höllisch weh.
Da ich eine Freiheitsstrafe von
über zwei Jahren hatte, hat Deutschland mir dann Interpol auf den Hals gehetzt.
Die haben mich monatelang beschattet und das hat so viele Neven gekostet, dass
ich mich dann freiwillig gestellt habe. Innerhalb weniger Tage wurde ich dann
von zwei deutschen Polizisten in Indien abgeholt. Indien war wirklich schön und
wenn ich finanziell abgesichert wäre, dann würde ich dort gerne leben. Als ich
dann wirklich für einige Tage in Abschiebehaft gelandet bin, haben sich alle
Zeitungen in Goa den Mund darüber zerrissen und auch noch einiges dazu erfunden.
Herr Schwarzenbach, der eine Polizist hat mir das erzählt und auch in der
Abschiebehaft habe ich einen Zeitungsartikel in die Finger bekommen. Angeblich würde
ich auch in Frankreich gesucht. Was für ein Unsinn! Ich habe Essen und Wasser immer
gut vertragen in Afrika oder den USA. Außer in Marokko war ich auch in Tunesien
und Kenia mit Inge. Sie war meistens krank, aber ich hatte fast immer Glück.
Dafür habe ich bei einem Frankreichurlaub mit ihr eine fürchterliche
Muschelvergiftung gehabt, welche Inge mit einem Hausmittel (geriebene
Zitronenschale) innerhalb weniger Stunden kuriert hatte. Trotzdem werde ich
diese Nacht wohl niemals vergessen, wobei ich nicht unbedingt auf die
Einzelheiten eingehen möchte.
Nachdem ich meine leibliche
Mutter kennengelernt hatte, wusste ich nun auch die Adresse von meinem
leiblichen Vater in Marokko. Als ich das erste Mal da angerufen habe, zitterten
meine Hände so sehr, dass ich kaum den Telefonhörer halten konnte. Er wollte,
dass ich mich in den nächsten Flieger nach Tanger setzen sollte und sofort nach
Marokko komme – die Kosten würde er tragen. Einige Tage später saß ich auch schon
im Flugzeug. Mir war schlecht vor Aufregung. Mein Vater und meine marokkanische
Familie hat mich direkt am Flughafen abgeholt. Ich musste durch keine
Zollkontrolle und meinen Pass habe ich einfach jemanden in die Hand gedrückt,
der sich um die Formalitäten gekümmert hat. Ich muss wohl hinzufügen, dass alle
sehr gut englisch gesprochen haben. Als mein Vater mich dann in den Arm
genommen hat, musste ich feststellen, dass er ausgesprochen schlecht rasiert
war. In der Flughafenkantine haben wir dann noch etwas getrunken – ich glaube,
ich hatte Cola. Es gab an dem Abend auch meine Tauffeier und ein Hammel wurde
gegessen. Leider habe ich Marokko
als ein sehr hoffnungsloses Land erlebt. Das mag daran liegen, dass ich die
arabische Seele doch nicht ganz so verstehe. Peter Scholl-Latour hat in seinen
Büchern über Marokko sehr viel von dem vermittelt, was ich auch so empfunden
habe. Leider habe ich kein Patentrezept dafür, wie man diesem Land wirklich
helfen kann, aber wenn ich die Gelegenheit dazu haben sollte, werde ich es
gerne tun. Ich glaube auch, dass es kein Zufall war, dass die Attentäter
von Madrid ausgerechnet aus Tanger-Marokko kamen. Diese Stadt hat etwas
Unheimliches und Gefährliches an sich. Der letzte König (Hassan) wollte auch
nicht mehr nach Tanger kommen, obwohl es eines der wichtigsten Städte Marokkos
ist.
Mein Cousin, der heute eine
Autovermietung hat, war zu der Zeit viel mit Drogenschmuggel und mit seiner
Hepatitis beschäftigt sowie damit, selbige weiter zu verbreiten. Als ich wieder
einmal in Marokko war, habe ich auch mal einige Nächte mit meinem Halbbruder
durch gekokst, aber das Zeug ist nichts für mich! Später habe ich versucht, mit
einem „Kunstgriff“ meinen Halbbruder gar nicht erst im Drogenhandel groß werden
zu lassen. Kumpels von ihm (Italiener bzw. Schweizer, Spanier und Marokkaner) waren
mit 110 Kilo Hasch hier auf dem Weg nach Frankfurt. Weit sind die nicht
gekommen. Jedenfalls hat sich die Frankfurter Kripo über den (schlechten) Stoff
gefreut und ich mich über etwa 10.000 DM Fangprämie, die ich mit einem Mädel in
Amsterdam auf den Kopf gehauen habe. Wir haben die Kohle in einem Monat weg
gehabt und das, ohne harte Drogen zu konsumieren. Wir haben gut gegessen, jeden
Tag unterschiedliche Haschisch-Sorten ausprobiert und in einem schönen Hotel
gewohnt. Amsterdam ist einfach schön, auch wenn man als Deutscher einen schweren
Stand hat. Mir wurde (wegen meines deutschen Nummernschildes) häufig das Auto
aufgebrochen.
Darüber, dass mein Halbbruder
nicht in dieses Scheiß Geschäft hineingezogen worden ist, habe ich mich noch
mehr gefreut. Später ist es dann trotzdem passiert – mit Koks – und das war
auch der Grund, warum Hamed zu mir nach Deutschland gekommen ist. Derzeit verkauft
er Gebrauchtwagen in Köln und ist häufig im Ausland. Was er sonst noch so
treibt, möchte ich nicht wirklich wissen. Jedenfalls meinte er vor einiger Zeit,
dass er beim Mossad anheuern wolle. Die nehmen ihn sicher gerne… Dabei fällt
mir auch mein spezieller Freund Helmut Brandner (der Unterweltboss) wieder ein.
Er war mit seiner Familie und einem Zirkus nach Deutschland gekommen. Er war
Jude und hat sich im Frankfurter Bahnhofsviertel mit seinem Bruder
niedergelassen und zwar an einer Seitenstraße (Moselstraße) zur Niddastraße. In
der Niddastraße waren seit Generationen jüdische Pelzmacher ansässig. Ich habe
mal bei einer Pelzspedition gearbeitet und kannte viele persönlich. Häufig war
ich mit ganzen LKW´s voller Pelzen unterwegs. Dann hatte ich für Hunderttausende
Waren dabei und mir kam es nie in den Sinn, etwas zu stehlen. Nur als einmal zwei
lose Saga-Nerz-Felle „übrig geblieben“ sind, habe ich diese meiner Mutter
geschenkt. Die Pelzhändler im Bahnhofviertel haben auch immer sehr gute
Trinkgelder gegeben. Häufig hatte ich mehr Trinkgelder, als das
Lehrlingsgehalt, das ich von meinem Brötchengeber bekommen habe. Leider konnte
ich bei dieser Firma aber dann doch keine Ausbildung machen, warum habe ich bis
heute nicht verstanden.
Die Brandner-Brüder und ein noch
zwei Herren (alles Juden) hatten innerhalb kurzer Zeit fast den gesamten
organisierten Drogenhandel in der Hand sowie Glücksspiel und natürlich die Prostitution.
Brandner soll derzeit 1 Mrd. Euro reich sein. Er soll auch für den Tod vieler
Menschen verantwortlich sein. Helmut Brandner hat die Stadt Frankfurt auch um
eine Menge Geld betrogen, aber ich hoffe, dass es da bald Gerechtigkeit gibt.
Die besondere Ironie an der Sache ist, dass ich von der Jerusalem Post
regelmäßig Bettelbriefe per Internet erhalte, weil die Kinder in Israel nicht
genug Geld haben, um ihren religiösen Pflichten nachzukommen. Ich habe sicher
250.000 Euro für Drogen ausgegeben und Herr Brandner hat davon einiges
eingesteckt – dann soll er doch auch den israelischen Kindern helfen; ich kann
es nicht mehr! Einem nackten Mann kann man nicht mehr in die Tasche greifen! Es
gab eine Zeit in Frankfurt, in der die Israelis den gesamten Heroinhandel im
Bahnhofsviertel in der Hand hatten. Jeder, der der Polizei Tipps gegeben hat,
wurde entweder umgelegt oder soweit eingeschüchtert, dass er / sie nicht mehr
aussagen wollte. Manchmal mussten auch Familienangehörige der entsprechenden
Person daran glauben. Den Polizisten, der das „Dealer-Hotel“ geschlossen hat,
kenne ich persönlich und ich wünsche ihm alles Glück dieser Welt! Ich kann mir
gut vorstellen, was er durchgemacht hat. Erst werden die Leute systematisch
eingeschüchtert, ohne dass zur Gewalt gegriffen wird. Ein V-Mann der Polizei
wurde mit abgeschnittenen Armen und Beinen „abgeliefert“. Einen anderen hat man
im Fundament eines Gartenhauses im Taunus gefunden.
Sicher hat Deutschland mit dem
Holocaust auch schreckliche Verbrechen begangen, aber irgendwann muss auch
Feierabend sein. Das jüdische Volk hat so viele Möglichkeiten, dass es solche
Dinge nicht mehr nötig haben sollte. Wenn sie es schaffen, sich soweit mit den
Arabern zu vertragen, dass sie nicht mehr diese Unsummen für Spionage und
Verteidigung ausgeben müssen, dann haben sie gewonnen. Natürlich verstehe ich,
dass die Juden, nachdem sie 2000 Jahre Fußabtreter der ganzen Welt gewesen
sind, jetzt ihr eigenes Land haben wollen. Aber nur, wenn sie den Frieden
finden, wird Israel wirklich eine Chance haben, um zu bestehen. Zwischenzeitlich
hat sich der Drogenhandel auf das ganze Stadtgebiet und das Umland verlagert,
was unsere OB´s ja auch so gewollt haben. Das ganze Bahnhofsviertel wird derzeit
erneuert. Ich finde es wunderschön, mit welcher Energie sich meine Heimatstadt derzeit
erneuert.
Was mich und meine Zukunft
angeht, so hoffe ich auf etwas Glück und Zufriedenheit. Viel Hoffnung habe ich
weder für mich, noch für diese Welt, aber das Leben findet immer einen Weg. Man
muss die Geschichte kennen, um aus ihr zu lernen, sonst ist man verdammt, sie
zu wiederholen. Das gilt nicht nur für die Führer dieser Welt, sondern auch für
jeden Einzelnen. Ich bin häufig auch wider besseres Wissens die falschen Wege
gegangen, weil ich nicht auf meine innere Stimme gehört habe. Damit ist jetzt
Schluss. Ich hoffe, dass man mir die Gelegenheit für einen neuen Anfang geben
wird – egal wo.
Ich würde gerne in einer Buchhandlung
arbeiten, weil ich Bücher liebe. Ich habe 650 Stück und fast alle davon
gelesen. Als ich das Jahr im Knast in Weiterstadt verbracht habe, habe ich Karl
kennengelernt. Er war da nicht als Gefangener, sondern hat eine englischsprachige
Bibelgruppe als „Ehrenamtlicher“ geleitet. Zu ihm habe ich heute noch Kontakt.
Er ist ein ruhiger Mensch und er versucht, seinen Glauben zu leben. Er hat
einen Doktor in Chemie und war Lehrer bis zu seinem (unfreiwilligen) Ruhestand.
In Weiterstadt habe ich auch Hannes kennengelernt. Er hat die spanische
Bibelgruppe geleitet und war auch ein Ehrenamtlicher. Er selber hat einige
Jahre in Peru im Knast gesessen wegen Koks. Darüber hat er ein Buch geschrieben
– Kokain. Er war so gut im Geschäft, dass er eine eigene Fluglinie aufgemacht
hatte, ehe er verhaftet wurde. Auch er hat im Gefängnis zu seinem Glauben gefunden,
wie ich auch.
Wenn man anfängt, hinter die
Kulissen dieser Welt zu schauen, dann muss man fast zwangsläufig eine gespaltene
Persönlichkeit entwickeln. Was die Menschen sagen und was sie tun, ist oft ein
offensichtlicher Widerspruch bis man anfängt, die Zusammenhänge zu verstehen. Eines
Tages, so hoffe ich, werde ich meinen Frieden finden, obwohl ich es schon fast
aufgegeben habe, darauf zu hoffen.
© Drogenweltblog
2012
Oh Mann! Was für ein Leben!
AntwortenLöschenGehört, wie ich finde, unbedingt als Buch veröffentlicht bzw in Form eines Films publiziert.
Meine besten Wünsche für den beSchreiber der Geschichte.
Tja es ließt sich Interessant, dennoch wäre dieser Mensch für mich eher einer für den ich Verachtung empfinden würde. Vor allem weil er andere ans Messer liefert bzw. den Bullen Tips gibt. So was macht man einfach nicht. Auch ließt an aus dem Text einen großen Egoismus bzw. scheint er sehr auf sich selber bezogen zu sein und nur für den eigenen Vorteil zu handeln.
AntwortenLöschenEs ist schlimm was im in seiner Kindheit widerfahren ist. Aber solche Geschichten kennt man von vielen Abhängigen. Aber irgendwann muss man auch mal selber Verantwortung für sein Handeln und Tun übernehmen. Und nicht alles auf seine schlechte Kindheit schieben
Ja, genau das gleiche habe ich auch beim Lesen gedacht. Jemand den Bullen auszuliefern geht ja gar nicht, und dann 10.000 für Essen und Haschisch ausgeben in Amsterdam- lachhaft. Davon abgesehen halte ich die ganze Story für höchst unglaubwürdig. Für ein Buch könnte man die Story verwenden, müsste aber stilistisch stark überarbeitet werden.
Löschendanke dir für die geschichte ...
AntwortenLöschenich war schon 12 mal in goa und würde auch sehr gerne dort leben...
als ich deine geschichte las habe ich mich in goa wieder gefunden ...
wünsche dir viel kraft für deinen weiteren lebensweg ...
lg sandra
@ DrSchnagels
AntwortenLöschenDiese Geschichte stammt von einem Gastautor unseres Blogs. Wenn wir uns entscheiden, eine Geschichte von einem Gastautor zu veröffentlichen, dann auch genau so, wie er es schreibt, ohne jegliche Zensur. Grundätzlich ist zu sagen, dass solche Beiträge (alles was hier im Blog veröffentlicht wird, ist seriös recherchiert und auf Wahrheit geprüft, soweit möglich...) weder unsere Meinung widerspiegelt, noch sonst in irgendeiner Weise von uns propagiert, gebilligt oder aus speziellen Gründen veröffentlicht werden.
In diesem speziellen Fall gebe ich Dir (Dr Schnagels), völlig Recht, ich teile Deine Meinung absolut!
Beste Grüße,
**DHB**
@Der hessische Bajuware
AntwortenLöschenDanke für die Antwort, ich habe auch ein sehr bewegtes Leben hinter mir, habe auch sehr viel verkauft und sehr viel Mist gebaut. die Zeiten waren nie einfach. Aber jemanden verpfiffen, betrogen oder abgezogen habe ich nie. Owohl ich lange auf H später Methadon und aktuell Subutex bin. Wobei mein Leben mittlerweile zum guten Verlaufen ist, mit dem Subutex (ca seit 6 jahren) komme ich gut klar, ich habe einen guten Job und über meine Vergangenheit bzw. mein aktuelles Substitutionsprogramm weiß So gut wie keiner Bescheid, da ich es so als besser erachtet hatte. Und es in der Vergangenheit im mal Probleme gab. Gehst du als Ex Junkie mal nicht zur Arbeit, heißt es gleich "Der hatte bestimmt einen Rückfall" Geht man zur Arbeit und hat nicht gut geschlafen wird genauso so gerätselt ob man sich nicht was rein geknallt hat. So was passiert einem normalem Menschen eben nicht.
Und gerade als gelernter Physiotherapeut kann ich mir so was nicht erlauben.
Ich finde eurer Block wirklich gut, und man kann sich in vielen Situationen wieder finden, macht weiter so und weiterhin alles gute.
Ps: gibt es Erfahrungen mit Necure beim Subutexentzug ?
War damals schon mal von der Umstellung von Mehadon auf Subutex weg von dem Zeug. Sprich ich habe nach dem Methadon ca. 2 Monate Subutex bekommen. Die Ärztin gab mir immer eine Monatspackung mit, als die letzte leer war bin ich einfach nicht mehr hin gegangen, da mir subutex damals einfach nichts gegeben hatte. Das lustige war das ich nach den zwei Monaten einfach kein Subu mehr genommen hab und keinen Entzug hatte.... Wieso auch immer... Damals war mein Ziel die Physio Ausbildung und dort muss man clean sein und nicht vorbestraft. (Gottseidank hatte ich nur ein Jungenstraffe von 16 Monaten auf 2 Jähre Bewährung die aber nicht im Führungszeugnis steht.
@DrSchnagels
LöschenEbenfalls Danke für das "backfeedback"....
Gott, oder wem auch immer sei es gedankt, dass sich mein Leben auch zum positiven verlaufen ist, nach sehr vielen Jahren Drogen und Substitution.
Zu Deiner Frage: Ja, die Nescure-Methode (bzw. neuroelektrische Stimulation ganz allgemein) funktioniert bei allen Opiaten gleichermassen gut. Subutex ist sogar eines der leichtesten Übungen, da merkst Du so gut wie gar nichts an Symptomen des Entzugs, etwa wie Tramadol (Tramal, etc.... (eines der am schwächsten potenten Opiate, daher auch ohne BTMG-Rezept erhältlich), aber Tramal kalt oder mit anderen konventionellen Methoden genauso ekelhaft wie alle anderen Opiate zu entziehen.
Neuro-Elektrische-Stimulation funktioniet übrigens auch bei Kokain, Nikotin und herrvorragend bei Alkohol. Und das geile dabei ist, anschließend ist das Craving (Suchtdruck) wie weggeblasen ist. So war es jedenfalls bei uns.
Und ja, auch ich halte es für angebracht und praktiziere das auch so, niemandem im neuen Freundeskreis, Arbeit, etc. keinesfalls mit seiner Vergangenheit (was Drogen, speziell Opiate betrifft) hausieren zu gehen.
Beste Grüße,
**DHB**
Für mich ist das Interessante an Sescure das das Belohnungsytem (Dopamin) u.a wieder in Lot gebracht wird, der eigentlich Entzug (klar das der nie schön ist, aber der geht vorbei..) bereitet mir nicht das Kopfzerbrechen, es ist einfach die Angst, was ist danach ? Wie fühle ich mich ? Habe ich noch Spaß in meinem Leben ? Nach einem normalen Entzug kann es eben 12 - 18 Monaten dauern bis das Belohnungsytem wieder in Lot ist, und darauf habe ich keinen Bock ober wirde sicher wieder auf andere Drogen ausweichen, aber genau das will ich eben nicht mehr. Witziger war ich vor 3 Wochen auch der Meinung ich müsste mir mal wieder einen Kick geben. Gut 100 ml l-polamidon besorgt und in 5 Tagen platt gemacht. Die nächsten 3 Tage nichts genommen, und dann eben mir das Subutex i.v gegeben.Und schon einige Sekunden später Merkte ich das "der Zug einfährt" sprich ich hatte einen schöen Opiat Antagonisten Entzug, was wirklich sehr derbe war. Aber nach zwei Tagen hatte ich es körperlich hinter mir. Rein Psychisch ging es mir ca. ein Woche schlecht.
AntwortenLöschenAber das ganze hatte dann auch wieder was gutes für sich, ich habe mich mal wieder aktiv mit meiner Sucht auseinander gesetzt. Auf Subutex besteht einfach die Gefahr das ganze herunterzuspielen. Mein Leben läuft ja ganz gut, und das ist alles nicht so wild. Da man eben nach der Zeit vom Subu nicht mehr wirklich viel spührt vergisst man mal ganz leicht das es sich doch um ein Opiat handelt, weil man sich eben klar im Kopf fühlt.
Die zweite Erkenntnis war das, dass Metha mich im Nachhinein wirklich angewidert hat, vor allem wie mein Umfeld (Ich habe so gut wie mit keinem Kontakt der auch Drogen nimmt, und nur ein kleiner Kreis Ex- Freundin, Schwester, usw.) wissen was bei mir so läuft.)auf mich im abgedichteten Zustand reagiert hat, meiner Schwester war sofort klar das ich mir Mehtha rein gefiffen habe als Sie mich am Arbeitsplatz besuchte. Sie meinte später zu mir sie hätte mir am liebsten ein geknallt und das Sie sich eben richtig geschämt hat für mein Auftreten. Was mir selber in diesem Maße gar nicht bewusst war. So ziemlich das gleiche durfte ich von meiner ex-Freundin hören. Methadon ist ein Teufelszeug und ich werde es so schnell nicht wieder anrühren.
Wie gesagt andere Drogen außer Subutex nehme ich momentan nicht außer ab und an mal Benzos. Dennoch kommen eben andere Sachen wie eben Anabolika und Medikamente die die Nebenwirkungen bekämpfen sowie,2 x die Woche diverse Potenzmittel um die sexuell Leistungfähigkeit bei den diversen Äffären zu steigern hinzu. Das, dass ganze für das Oransytem alles andere als gut ist, ist mir natürlich klar, dennoch bin ich ein Mensch der sehr auf Äußerlichkeiten sprich meinen Körper usw. achtet. Mir wirde auch keiner ansehen das ich ein "Junkie bin" Gut kurze T-Shirts im Sommer gehen halt leider nicht, und das nervt schon... da hat man einen Top Body aber versteckt sich unter langarmiger Kleidung.
Heute kam ich eben wieder ein wenig ins grübeln als meine Schwester zu mir meinte sie könnte sich gut vorstellen das man mich irgendwann mal zuhause Tod auffindet oder ich beim krafttraining einen Herzinfarkt bekomme, bei den ganzen diversen Sachen die ich so nehme. Und irgendwie hat sie wohl recht. Auch wenn ich selber das nicht so dramatisch sehe..
So sorry das ich hier alles voll spame, aber im realen Leben wirde ich wohl nie so offen darüber reden, und das ganze eben runter spielen, aber so hat jeder von uns sein Päckchen zu tragen oder jeder führt seinen eigenen Kampf gegen sich selbst bzw. sein zweites ich.
Hallo an alle,
Löschenmeine geschichte ist zu lang für die 4096 maximum zeichen.
Ich würde mich freuen wenn Ihr mir via mail eure geschichte nochmals schreibt oder wenn ihr meine geschichte lesen wollt oder einfach zum Gedanken und gefühle usw auszutauschen dann schreibt mir eine mail an
dimi.66@hotmail.ch
freue mich auf jede mail
kurze info über mich ich bin 27, 7 jahre kiffen 1 jahr koks und 1jahr heroin hinter mir. 3 kalte entzüge 3 mit subutex und endlich immer noch clean
also haut in die tasten und schreibt. (alles bleibt anonym und da die meisten das gleiche leid haben werde ich es auf keinen fall weiter erzählen)
Leute was ist los ?? Wieder drauf oder warum kommt nichts neues
AntwortenLöschen@Anonym
AntwortenLöschenHallo,nein natürlich (oder Gott sei Dank)nicht wieder drauf. Erst waren wir 6 Wochen in Urlaub und jetzt sind wir umgezogen und haben erst seit ein paar Tagen wieder Internet. Es geht weiter, ein Blog lebt schliesslich von neuen Geschichten ;-)
"Tomcat, die Geschichte eines Frankfurter Drogendealers" war der letzte Gastautor von uns. Jeder kann bei uns seine Geschichte veröffentlichen. Wir werden den Teufel tun und die Geschichte eines Gastautors stilistisch irgendwie aufzuarbeiten (außer Rechtschreib- und Grammatik-Fehler zu korrigieren). Wenn wir ein Buch machen, dann nur über die Geschichten, die wir selbst erlebt haben. Hier für den Blog hat eben auch TomCat seine Geschichte geschrieben. Das war seine Lebensgeschichte in seinen Worten. Einige Wochen nach der Veröffentlichung hat er sich das Leben genommen. Wir kannten ihn persönlich, wenn auch nicht sehr lange, aber so wie wir ihn einschätzen, glauben wir ihm jedes Wort. Und selbst, wenn etwas nicht stimmt, dann wollte er sicher etwas damit sagen.
AntwortenLöschenBecky
heftige geschichte! Und dafür geeignet, weitere leserkreise zu erreichen - ich weiß ja nicht ob du noch ab und an ind en blog hier schaust, aber wenn, dann schreib mir hier bitte in die kommentare, ob ich diese geschichte mit link auf dich selber bloggen darf, also reblogging quasi?
AntwortenLöschenWäre hammer!
MFG der zauberpilz-blogger
Hallo! Entschuldigt bitte! Dieser Blog wird leider derzeit nicht regelmäßig besucht und die Kommentare gelesen. Zwar habe ich vor, den Blog wieder weiterzuführen, aber das wird noch etwas dauern. Ich gehe davon aus, dass wir oder ich Anfang nächsten Jahres wieder weiter daran arbeiten werden. Jedenfalls würde es mich freuen, wenn diese Geschichten viele Menschen erreichen und du darfst gerne diesen Blog oder diese Geschichte verlinken auf deinem Blog. Tomcat, der Autor dieser Geschichte ist leider verstorben, aber er würde sich freuen, wenn er in seinen Geschichten weiterlebt und er damit noch andere Menschen erreicht! Danke! LG Becky
LöschenHallo,
AntwortenLöschenZu mir; um die 40,
Sehr coole Website können Sie einige wichtige Tipps zu ziehen.
AntwortenLöschenGut geschrieben. Bin eben auf den Blog gestoßen und stöber gerade drin rum..
AntwortenLöschenGefällt echt gut..
Vielleicht hast du ja mal Lust bei mir reinzuschauen..
Wir haben wohl ein ähnliches Thema.. Schreibe so eine Art Biografie über mein Leben.. Sucht, Drogen, etc..
https://madmikediarys.wordpress.com
Wünsche dir nur das beste! Nicht unterkriegen lassen ..
MadMike
Vielen Dank! Das freut mich!
AntwortenLöschenHab grad mal kurz bei dir reingeschaut, gefällt mir auch sehr gut; ich mag Biographien sowieso und vor allem die, die über Dinge handeln, die meinem Leben nicht fremd sind. Ich werde mich dort auch sicher noch intensiver umschauen.
Tja, kämpfen wir uns weiter so durch.. Hinfallen erlaubt - Aufstehen Pflicht! oder? ;-)
Liebe, solidarische Grüße
Becky
Guten Tag!
AntwortenLöschenIch werde dieses Jahr (2017) 15 Jahre alt, will um jeden Preis das bestmöglichste Abitur schaffen und anschließend Psychologie in Richtung Suchtpsychologie und Kinderpsychologie studieren.
Ich finde echt gut, dass der Autor dieses Artikels sehr ins Detail geht, ja sogar Namen und Jahreszahlen nennt, so kann man sich viel besser orientieren und auch selber etwas zum Thema der Deutschen Geschichte lernen. Meinen allgemeinen Berufswunsch habe ich schon sehr früh - im Kindergarten - erkannt, damals wollte ich noch Ärztin im Kinderkrankenhaus werden, dann Unfallärztin, Chirurgin, Sanitäterin und jetzt wurde mein Berufswunsch so weit geschliffen, dass ich beim Thema Psychologie angekommen bin. Warum Suchtpsychologie?
Weil ein ehemaliger Freund von mir einen Alkoholiker als Vater hat, manchmal sogar geschlagen wurde. Damals wusste ich überhaupt nicht, wie ich darauf reagieren sollte, in diese Abgründe hatte ich mit 12 Jahren selbstverständlich noch nicht geschaut. Aber seit fast 3 Jahren verdanke ich diesem Vater meinen Berufswunsch, denn wegen ihm wollte ich meinem damaligen Freund natürlich helfen und so durchkämmte ich regelrecht das Internet nach Einträgen, Webseiten, Blogs speziell von/über Alkohol, ich habe Seiten gefüllt mit den wichtigsten Informationen für mich über Alkohol, Videos auf YouTube gesehen, bei dem ich bei Einem endgültig beschlossen habe, niemals mehr als 0,5 Promille intus zu haben, niemals Gras zu kiffen, niemals auch nur irgendeine andere von den leider vielfältigen und Massen an Drogen zu nehmen, egal, ob es meine engsten Freunde irgendwann mal 'probieren' werden - ich werde standhaft bleiben. Vor allem schon deshalb, weil ich jetzt schon klar sage, wie mein Kurs ist, dass sie mich bei Dingen wie Gras probieren nie dabei haben werden.
Vielleicht sind 'nur' 0,5 Promille für einige viel zu übertrieben, jedoch haben diese Leute nicht die Sachen gelesen, die ich lese und nie solche Geschichten gelesen, die ich hier lese.
Ich weiß auch nicht, warum ich das hier jetzt geschrieben habe, ich glaube einfach nur, um klar zu stellen, dass nicht alle unserer Generation mit 12 ihren ersten Joint gekifft haben und mit 13 schon entjungfert sind, sondern es auch andere gibt, die auf sich achten und ihre Zukunft mit den Ereignissen mit einplanen, die sie gerade tun.
Ich weiß, dass die Geschichte des Autors allein von seiner Kindheit abhängt und das ist bei eigentlich allen Süchtigen so, egal bei welcher Sucht. Allerdings möchte ich hier jetzt nichts willkürliches behaupten, was ich gerade nicht genau weiß, denn wie gesagt bin ich noch nicht einmal 15 Jahre alt. Mein jetziges Ziel ist es einfach nur, in Mathe auch eine 1 zu bekommen und diese halten zu können - bis zum Abi. Das wird aber viel Arbeit bedeuten, weil ich Dyskalkulie (Mathestörung) habe, mein bisheriges Leben war auch nicht einfach.
Ich möchte noch kurz anmerken, dass ich, als ich auch angefangen habe Nachrichten zu schauen und zu hören, dermaßen geschockt von unserer Welt war, dass man es sich kaum vorstellen kann. Der Schock ist heute noch nicht vorbei.
Auf einmal erschießen Polizisten (!!!) wehrlose Leute, in Italien (mein Heimatland) regiert die Mafia knapp ganz Italien und plötzlich verdienen die Mafiosi PRO JAHR 5,3 MILLIARDEN Euro hauptsächlich mit dem Verkauf von Kokain, plötzlich zünden Feuerwehrleute Häuser an, auf einmal zerstören sich Menschen im eigenen Umfeld selber, plötzlich ist der Vater eines Klassenkameraden 'böse', auf einmal können die größten und wichtigsten Politiker nichts an Folter, Sexsklaverei, Flucht und Krieg machen?! Nichts war je so, wie man es sich im hübschen Kinderköpfchen vorgestellt hatte!
Und jetzt - mit 15 - weiß ich nicht, ob ich doch vielleicht in die Politik einsteigen soll, einfach nur um das Gefühl zu haben, irgendjemanden glücklich zu machen und irgendetwas zu verbessern.
Jemand sagte: "Wir Menschen sind die intelligentesten, aber gleichzeitig auch die grausamsten Lebewesen."
Dem stimme ich voll zu.
Liebe Grüße,
heranwachsende Suchtpsychologin
Hallo!
LöschenDanke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich finde es sehr schön, dass du dich für die Suchtproblematik und auch für die politische Situation interessierst. Natürlich und Gott sei Dank gibt es auch viele Jugendliche, die keine Drogen nehmen. Und es ist toll, dass du so straigt in deiner Einstellung und bei der Verfolgung deiner Ziele zu sein scheinst. Du wirst noch viele Erfahrungen in deinem Leben sammeln und im Laufe der Zeit auch manche Dinge vielleicht anders sehen. Es ist schon wahr, dass die meisten Süchtigen Menschen sind, die irgendeine Art von Trauma oder zumindest psychische Probleme haben und nicht immer, aber oft, wurde der Grundstein zur Sucht schon in der Kindheit gelegt. Aber nicht jeder, der Drogen (dazu gehört auch Alkohol, denn nur, weil er legal ist, ist er nicht weniger gefährlich!!) mal ausprobiert, wird auch süchtig. Besser ist es aber natürlich, gleich die Finger davon zu lassen! Lass dich da nicht beirren, wenn du mal in so eine Situation kommen solltest.
Dass diese Geschichte immer noch gelesen wird, freut mich schon allein deswegen sehr, weil sich der Autor dieser Geschichte kurz nachdem er sie geschrieben hat, leider das Leben genommen hat. :.-(
Du bist noch so jung und wirst noch oft Entscheidungen treffen müssen und ich wünsche dir, dass du für dich immer die richtigen triffst. Geh deinen Weg und versuch mitzuhelfen, dass die Welt ein kleines bißchen besser wird. Egal, ob im großen in der Politik oder im kleinen in der Suchtpsychologie.
Zwar bin ich schon 46 Jahre alt und durch meine Erfahrungen auch ziemlich abgeklärt in vielen Dingen, aber auch mich schockieren die Nachrichten regelmäßig. Die Welt ist so, wie sie ist und man muss versuchen, das beste draus zu machen.
Viel Glück auf deinem Weg und für´s Abi!
Liebe Grüße,
Becky