Sonntag, 19. Februar 2012

Koks, das war sein letztes Wort

Trinklieder im Karneval

"Koks, das war sein letztes Wort"

Betrunkener beim Rosenmontagszug in Mainz: "Eine neue Leber ist wie ein neues Leben"Zur Großansicht 
dapd
 Betrunkener beim Rosenmontagszug in Mainz: 
"Eine neue Leber ist wie ein neues Leben" 

Von Bruno Schrep  

Jetzt werden sie wieder überall gesungen: Zur Karnevalszeit haben Schlager mit alkoholverherrlichenden Texten Hochkonjunktur. Würden andere Drogen ähnlich gefeiert, gäbe es einen Skandal. Doch selbst Drogenbeauftragte sehen kein Problem in Trinkliedern.

Willy Millowitsch, Volksschauspieler und Oberjeck im Kölner Karneval, gab schon vor über fünfzig Jahren die Richtung vor. "Schnaps, das war sein letztes Wort", sang der 1999 verstorbene Mime, "dann trugen ihn die Englein fort." Der Karnevalsschlager, auch heute noch populär, reiht sich zwanglos ein in die Flut von alten und neuen Suffliedern, die besonders während der Fastnachtszeit von Rundfunkstationen hoch- und runtergedudelt werden, aber auch in der Urlaubssaison als Stimmungsmacher unverzichtbar sind.

 "Eine neue Leber ist wie ein neues Leben", schmettert etwa der Kölner Stimmungssänger Tim Toupet, bekannt auch als "singender Friseur", und Tausende grölen mit. "Wir saufen bis zum Umfall'n, alle machen mit", rockt die Berliner Pop-Band "Die Ärzte", denn "Nüchternheit ist blöd". Auf hessischen Radiosendern wird während der Karnevalstage regelmäßig ein Frankfurter Traditionssong gespielt, vorgetragen in gemütlicher hessischer Mundart: "Ich kauf mir ein Familiengrab und sauf mir dann den Krotzen ab."

Richtig lustig, jedenfalls dann, wenn man ein paar Zahlen ignoriert. Rund 74.000 Deutsche sterben jährlich an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums, etwa 1,3 Millionen gelten als abhängig, zehn Millionen als zumindest suchtgefährdet. Bei rund 30 Prozent aller Arbeitsunfälle ist Alkohol im Spiel, die jedes Jahr durch Missbrauch anfallenden Kosten werden auf 20 Milliarden Euro geschätzt. ...

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Die eine Sucht wird besungen, die andere verteufelt ...

HIER geht es zum Originalartikel zum weiterlesen
Quelle: Spiegel Online

2 Kommentare:

  1. Keine andere Droge wird so verherrlicht und toleriert wie der Alkohol. Sie hat sich durch seine als positiv-empfindenden Vergiftungserscheinungen in die Herzen der Menschen etabliert. Der Missbrauch bzw. Konsum ist so stark vertreten, dass es unser Sozialverhalten ungemein beeinflusst und von vielen schon als essentiell gewertet wird. Eine Eindämmung dieser Droge scheint demnach unmöglich und wäre eine große Herausforderung.

    Alkoholmissbrauch - Regierung stellt neue Strategien gegen Sucht vor

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  2. Ich fürchte ja, dass es beinahe unmöglich ist, in unserem Land gegen den Alkoholismus vorzugehen. Da hat du vollkommen recht, der Alkohol ist schon viel zu sehr in unseren Alltag und in unser gesamtes Verhalten (z.B. bei Partys, usw.) integriert und es ist leider viel zu wenigen Menschen bewußt, dass für sehr, sehr viele Alkohol bereits zum Problem, wenn nicht zum Verhängnis, geworden ist. Selbst in meiner Familie passiert es immer wieder mal, dass mir - als trockener Alkoholiker, was alle wissen - auf Geburtstagen oder zu Weihnachten "ein Gläschen Sekt zum Anstoßen" angeboten wird... Und das alles, obwohl Alkohol ja nun wirklich alles andere als eine weiche Droge ist (wenn es sowas wie eine weiche Droge heutzutage überhaupt noch gibt)...

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Vielen Dank für Deinen Kommentar!
*-- Becky --*